Kirche

Pittenhart: Trauer um Willy Hennings

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Wenn er auch auf ein schönes und erfülltes Leben zurückschauen durfte und immer wieder sagte, ich bin bereit zu gehen, so war der Abschied von Willy Hennings doch überraschend für seine Angehörigen. Sein Gesundheitszustand hat sich im Laufe dieses Jahres mehr und mehr verschlechtert und Willy war zunehmend auf die Hilfe seiner Frau angewiesen. Anfang August war er zur Kurzzeitpflege im Seniorenheim in Rimsting, wo er mit Freunden seinen 87. Geburtstag feiern konnte.

Für Willy und Marianne war es selbstverständlich, dass er wieder heim, in die eigene Wohnung in Pittenhart kam, in der für die häusliche Pflege und professionelle Hilfe alles vorbereitet war. Voller Zuversicht kehrte er Mitte August in sein gewohntes Umfeld zurück, doch leider verschlechtere sich der Gesundheitszustand Zusehens, am 22. August 2025 ist er daheim friedlich eingeschlafen. Im Trauergottesdienst, den Diakon Sepp Stürzer sehr persönlich und würdevoll zelebrierte fand die Trauergemeinde beim Rückblick auf den Lebensweg des Verstorbenen Zeit zum Innehalten und Erinnern. Mit ausdrucksvollen Liedern wurde die Abschiedsfeier vom Pittenharter Kirchenchor begleitet.

Geboren wurde Willy Hennings am 6. August 1938 in Celle und wuchs mit seinen fünf jüngeren Geschwistern auf dem elterlichen Hof, in einem kleinen Dorf in der Lüneburger Heide auf. Drei seiner Geschwister sind als Kinder auf dem Hof tödlich verunglückt. Der Bruder und die Schwester sind vor einigen Jahren verstorben. Nach der Grundschule hat sein Lehrer den Buben als förderungswürdig eingestuft und den Eltern geraten, ihren Sohn aufs Gymnasium zu schicken und so kam Willy mit 10 Jahren zu seinem Onkel und der Tante nach Essen, weil er dort auf die weiterführende Schule gehen konnte. Die Eltern waren über diese Entscheidung nicht sehr glücklich, hatten sie doch ihren ältesten Sohn als Hofnachfolger gesehen. Nach dem Abitur führte Willy Hennings der Weg weiter nach Düsseldorf und er begann an der dortigen Fachhochschule ein Maschinenbau-Studium. Die Zeit der Ausbildung verlebte er sehr genügsam und bescheiden, hat sich mit Arbeit neben dem Lernen seinen Lebensunterhalt finanziert. Als frisch gebackener Ingenieur fand er bei einer Firma in Garmisch eine Anstellung. Schon bei seiner Ankunft am Bahnhof hat er sich in die Landschaft, vor Allem in die die Berge verliebt und wer ihn kannte, wusste um seine Worte: „die Berge sind alles für mich“.

Sieben Jahre war Willy Hennings in der Firma für den reibungslosen Lauf und die Wartung der Maschinen bei der Fertigung von Plastikverpackungen verantwortlich. Die Frau seines damaligen Chefs arbeitete im Staatssekretariat für Verteidigung und sie war es, die Willy die Tür zur Bundeswehr öffnete. Als technischer Offizier begann er seinen Dienst in Mittenwald und konnte dort die Ausbildung zum Heeresbergführer absolvieren. Seine Zeit in Mittenwald war geprägt von seinem ehrenamtlichen Engagement, besonders der Sportverein lag ihm sehr am Herzen. Als Mitglied des Gemeinderates entschied der Maschinenbau Ingenieur mit bei den Belangen einer der schönsten Marktgemeinden im oberen Isartal. Sein Herz schlug neben der Liebe zu den Bergen auch für den Bogenschützensport und so hat er den Bogenschützenclub Mittenwald e.V. gegründet, dem er bis zu seinem Tod die Treue als Ehrenmitglied gehalten hat.

Die Liebe zu den Bergen war für Willy wie ein starker Magnet, nach der Zeit bei der Bundeswehr führte ihn 1992 sein Weg raus in die große Welt, die höchsten Berge von Südamerika, Afrika und Asien waren sein Ziel. Als freiberuflicher Bergführer war er weltweit unterwegs und brachte seine Bergsteigergruppen heil auf die schönsten und traumhaftesten Gipfel, wie den Kilimandscharo, oder Anfang 1988 auf den siebentausend Meter hohen Aconcagua. 1998 war Willy Hennings freiberuflich für die Alpinschule Innsbruck auf Korsika tätig. Er begleitete, die bei der Alpinschule gebuchten Bergtouren auf der Mittelmeerinsel und lernte dabei Marianne Held, seine spätere Ehefrau kennen. Ihre Leidenschaft und Liebe zu den Bergen teilten der charmante Bergführer und die junge Bankkauffrau aus der Schnaitseer Gegend sehr schnell. Zwei Jahre später kauften die Beiden in Pittenhart eine Eigentumswohnung und haben dann Mitte Oktober 2001 geheiratet. Für den begnadeten Bergführer begann mit 65 Jahren ein neuer Lebensabschnitt, Willy Hennings setzte sich zur Ruhe, bzw. zur Unruhe, denn mit seiner Marianne wurden mit dem Wohnmobil ausgedehnte Reisen durch ganz Europa unternommen. Solange es Willy gesundheitlich möglich war, sind er und seine Frau mit den Bergfreuden unterwegs gewesen. Die Gipfel in den heimischen Alpen waren oft das Ziel.

In Pittenhart war der gebürtige norddeutsche Weltenbummler schnell heimisch geworden, ging auf die Leute zu und wurde Mitglied bei den Schloßschützen Oberbrunn, beim Trachtenverein, beim Sportverein, bei der Krieger- und Soldatenkameradschaft, sowie beim Kulturverein Hilgerhof. Auch der Stammtisch beim Siglwirt war für den Willy ein schönes Stück Heimat. Wie er oft sagte, habe er in Pittenhart eine neue Heimat gefunden und wurde für die Pittenharter ein guter und zuverlässiger Freund. Eine überaus große Trauergemeinde hat vergangene Woche Abschied von ihm genommen und die Urne zu seiner Ruhestätte im Kirchenfriedhof begleitet. Seinen Wunsch entsprechend, ertönte am Grab das Bergsteigerlied „La Montanara“, das zu seinen Lieblingsliedern gehörte. Zum letzten und stillen Gruß senkten sich vor seinem Grab die Fahnen von seinen, ihm liebgewonnenen Vereinen.

Bericht: Emmy Künzner-Hingerl – Foto: Willy Hennings

 


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