Leitartikel

Samer beim Münchner Trachten-Einzug

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Ein Stück lebendige Geschichte zieht am kommenden Wiesn-Sonntag durch die Münchner Innenstadt: Die Samer vom Samerberg nehmen mit ihren prachtvoll herausgeputzten Saumrössern und in historischem Samer-G’wand am traditionellen Trachten- und Schützenzug teil. Von der Maximilianstraße bis zur Theresienwiese zeigen sie, wie über Jahrhunderte hinweg Salz, Getreide und andere Waren über die Alpen und ins Land hinaus transportiert wurden.

Die Samer sind untrennbar mit der Geschichte des Samerbergs verbunden. Über den alten Saumweg führten sie seit dem Mittelalter Salz aus Reichenhall, Traunstein und Berchtesgaden sowie Wein und Getreide in die Region. Mit ihren Packpferden – den sogenannten Saumrössern – sicherten sie den Handel zwischen Alpenraum und bayerischem Voralpenland. In alten Steuerbüchern und Urbaren finden sich zahlreiche Hinweise auf ihre Privilegien als Salz- und Getreidehändler.

Beim Münchner Trachten- und Schützenzug repräsentieren die Samer nicht nur die Geschichte ihrer Heimatgemeinde, sondern ein wichtiges Stück bayerischer Wirtschaftsgeschichte. Ihr Auftritt ist eine lebendige Erinnerung daran, wie beschwerlich und zugleich bedeutsam der Warentransport vor der Erfindung der Eisenbahn war. „Wir freuen uns, dieses alte Handwerk einem großen Publikum zeigen zu dürfen. Für uns ist der Zug eine Ehre – und ein Stück gelebte Tradition“, betont der Vorsitzende des Samerzug-Vereins Michael Sattlberger senior.

Der Trachten- und Schützenzug findet traditionell am ersten Wiesn-Sonntag statt und gilt als einer der größten Trachtenumzüge der Welt. Rund 9.000 Teilnehmer aus Bayern, Deutschland, Europa und Übersee ziehen durch das Münchner Stadtzentrum und machen die Vielfalt von Brauchtum, Musik und Handwerk sichtbar. Mit ihren schwer bepackten Pferden sind die Samer dabei ein besonderes Bild und ein Publikumsmagnet.

Tipp für Zuschauer: Der Umzug startet um 10 Uhr in der Maximilianstraße und führt über Odeonsplatz, Stachus und Sonnenstraße bis zur Theresienwiese. Wer nicht vor Ort dabei sein kann, hat die Möglichkeit, den gesamten Festzug live im BR Fernsehen oder im Livestream zu verfolgen.

Zusatz-Informationen:

 40.a Musikkapelle Samerberg, Samerberg, Oberbayern

Gegründet 1895 feiert der Verein heuer sein 130-jähriges Bestehen. Die Tracht war die Kleidung der Säumer, auch „Samer“ genannt, die mit ihren Pferden Salz und Wein über die Pässe der Alpen transportierten.

40.b Historische Samergruppe, Samerberg, Oberbayern

Die Samerberger hatten das Privileg für den Warentransport auf dem Pferderücken, vor allem dem Salztransport. Der Name Samer kommt vom „Sam“, das war eine Gewichtseinheit von 1,5 Zentner. Als Beschützer vor Überfällen gingen deswegen auch Lanzenträger mit. 1762 wurde die Säumerei aufgelöst. Die jetzige Gruppe besteht wieder seit 36 Jahren.

40.c GTEV Hochries-Samerberg Grainbach e.V., Samerberg, Oberbayern

Der Verein wurde 1896 gegründet und zählt somit zu den älteren Trachtenvereinen. Die Frauen tragen das „Kassettl“ mit dem Priener Quastenhut, die Männer die graue Chiemgauer Joppe und Hut. Mit dabei ist eine historische Postkutsche mit Kutscher in Orig. Uniform mit Posthorn.

Bericht/Fotos: Rainer Nitzsche – Samer unterwegs     


Redaktion

Toni Hötzelsperger

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!