Die Reihe „Musik für die Seele“ in der Raitner Kirche Maria zu den sieben Linden lässt immer etwas Besonderes erwarten, schon weil der Platz und die Kirche dazu einladen, innezuhalten und in die eigene Seele zu schauen.
So passte auch das Motto des Konzerts mit Wortbeiträgen sehr gut „…und meine Seele spannte weit ihre Flügel auf“. Das Klarinetten-Ensemble Clari Nova mit Marlene Noichl, Stefanie Menter und Elisabeth Baur empfing die Besucher mit dem Divertimento Nr. 3 von W.A. Mozart. Der achtjährige Sohn von Marlene Noichl, Lorenz, gab den Zuhörern mit dem Gedicht von Joachim Ringelnatz „Großer Vogel“ schon den ersten Gedankenimpuls über die Freiheit. Das Gedicht thematisiert die Verfolgung und Unterdrückung, vermutlich unter den Nationalsozialisten; denn es wurde 1935 von Ringelnatz veröffentlicht. Nach einer „Invention“ von J.S Bach las der Bruder von Marlene, Georg Noichl, eines der bekanntesten Gedichte des expressionistischen Dichters Georg Trakl „Verfall“. Dazu passend folgte eine Sonatine für drei Klarinetten von Erich Opitz. Auch die Passage aus „Der glückliche Prinz“ von Oscar Wilde passte signitiv zu dem Motto des Konzertes, eine Denkmalfigur mit Gold und Edelsteinen verziert, die vom Elend einer Stadt so gerührt war, dass sie eine Schwalbe bittet, ihre Reichtümer unter den Menschen zu verteilen. Gelohnt wird es ihr nicht, die Figur – jetzt unansehnlich geworden, wird mit einer Statue des Bürgermeisters ersetzt, aber ein Engel bringt die Seele der Schwalbe und der Statue in den Paradiesgarten.
Fast die ganze Familie Noichl wurde eingespannt
Ein weiteres Familienmitglied von Marlene, ihr Mann Sebastian Noichl, war an dem nächsten Stück beteiligt, er hat das romantische Stück „Mondnacht“ von Robert Schumann als Klarinettentrio bearbeitet. Ein zeitgenössischer Komponist für Klarinetten Mauricio Murcia, wurde seiner Weltmusik „Papagayo“ ganz wunderbar leicht zu Gehör gebracht. Mit George Gershwin und „Summertime“ ging es auch beschwingt weiter. Etwas schwerere Kost gaben Georg und Lorenz Noichl mit dem Falkenlied des von Kürenberg den Zuhörern auf. Der entflogene Falke kann ja auf verschiedene Weisen ausgelegt werden. Der hinreißende Höhepunkt des Abends war das Zusammenspiel von den drei Klarinetten und Sebastian Noichl an der Orge auf der Empore. Das Stück von F. Mendelssohn-Bartholdy aus dem Psalm 91 „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“ passte perfekt als Finale zu dem Motto des Konzertes. wun
Text und Fotos: Sybilla Wunderlich
Bild 0322 ClariNova von links Marlene Noichl, Stefanie Menter, Elisabeth Baur
Bild 0323 dto. Ganz rechts steht Lorenz Noichl und liest Joachim Ringelnatz
Bild 0325 von links Marlene und Lorenz Noichl, Stefanie Menter, Elisabeth Baur, Georg Noichl






