Tourismus

Weltkulturerbe Herrenchiemsee – Reaktionen II

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Die Anerkennung der Bayerischen Königsschlösser von König Ludwig II haben viel Freude und Aufmerksamkeit erzielt. Nachfolgend einige weitere Stellungnahmen, die die Samerberger Nachrichten erreicht haben.

Kommentar von Erstem Bürgermeister Gemeinde Chiemsee  Armin Krämmer

Die Auszeichnung der UNESCO als Weltkulturerbe für die vier Königschlösser König Ludwigs II. von Bayern: Neuschwanstein, Linderhof, Schachen und Herrenchiemsee erfüllt mich als erster Bürgermeister der Gemeinde Chiemsee erstmal mit viel Stolz. Bürgermeister der kleinsten Gemeinde sein zu dürfen mit momentan knapp unter 200 Bürgerinnen und Bürger ist oftmals nicht so einfach. Die baulichen Kunstwerke sind ein sehr wichtiger Bestandteil der Bayrischen Geschichte, und sollen es natürlich auch immer bleiben. Die Wertschätzung von „unserem Königschloss“ auf der Herreninsel ist und war natürlich seither über Generationen immer schon gegeben, deshalb schätzen wir auch diesen Titel. Wir gratulieren der Bayerischen Schlösserverwaltung und dem Freistaat Bayern ganz herzlich zu dieser bzw. unserer Auszeichnung. Jedoch gerade das Thema Weltkulturerbe löste nicht nur im Gemeinderat sondern auf der ganzen Insel starke Diskussionen aus, und unsere Zustimmung als Gemeinde zum UNESCO TITEL wurde uns nicht einfach gemacht, und fiel uns auch nicht leicht.

Das Thema SANFTER TOURISMUS ist für uns und unsere Bürger und auch für unsere Nachkommen das allerwichtigste, damit wir weiterhin an diesem wunderbaren Ort mitten im Chiemsee „lebenswert“ leben dürfen. Für die Region für uns und für den Chiemgau ist es natürlich trotzdem besonders wichtig weiterhin den Tourismus zu sichern und Besucherzahlen zu generieren. Wir hoffen als Gemeinde Chiemsee weiterhin auf immer größer werdenden Respekt der Besucher auf unseren drei Inseln. Gerade das ist für mich das Wichtigste um diesen wunderbaren Ort hier mitten im Chiemsee mit seiner Natur, dem Wasser dem See, den Bergen und auch mit all seinen Bewohnern bewahren zu können. Das wünschen wir uns auch für die ganze Chiemsee Region mit allem, was zum sanften Tourismus dazugehört um die Gemeinden rund um den See weiterhin wert zu schätzen.

Franz Bauer: „Weltkulturerbe-Status bringt internationale Strahlkraft“  – Chiemgau-Tourismus-Geschäftsführer weist auch auf dringende Aufgaben hin

Die Freude über den Weltkulturerbe-Status für das Schloss Herrenchiemsee ist auch in Traunstein groß. Franz Bauer leitet dort seit eineinhalb Jahren die Abteilung Tourismus bei der Chiemgau GmbH. Der Tourismusexperte sieht eine große Chance für die Region, im internationalen Reisemarkt deutlich sichtbarer zu werden: „Nicht nur die aktuelle internationale Berichterstattung bringt uns viel Aufmerksamkeit. Die Weltkulturerbe-Stätten haben eine immense Strahlkraft. Sie sind gewissermaßen die oberste Liga der Reiseziele, vor allem für kulturinteressierte Gäste. Das ist ein wichtiges Publikum, das wir dadurch für einen Aufenthalt im Chiemgau ansprechen können.“ Bis Herrenchiemsee und die anderen Schlösser in den Reiseprogrammen großer, weltweit operierender Reiseveranstalter ankommen, dauere es jedoch nach seiner Einschätzung noch eine Weile. „Diese Zeit sollten wir nutzen, um uns auf Veränderungen in den Reiseströmen und in den Ansprüchen der Gäste vorzubereiten. Das gilt für ÖPNV, W-Lan, Funknetz, bargeldlosen Zahlungsverkehr und Digitalisierung der Reisekette ebenso wie für die Internationalität unserer Region“, sagt Bauer. „Internationale Gäste haben hohe Ansprüche in diesen Bereichen. Wir haben jetzt die Chance, den Chiemgau für diese Gästeschicht weiterzuentwickeln. Das ist eine große Aufgabe, auf die ich mich sehr freue und die wir von Tourismusseite gerne begleiten“, verspricht der 45-Jährige. Die Auszeichnung bringe nach seinen Worten noch einen weiteren positiven Effekt für den Chiemgau mit sich, nämlich die Belebung der Saison-Nebenzeiten.

Statement von Rosenheims Landrat Otto Lederer zur UNESCO-Weltkulturerbe-Ernennung der Königsschlösser Ludwig II.

“Die Aufnahme von Schloss Herrenchiemsee und den anderen Königsschlössern Ludwig II. in das UNESCO-Weltkulturerbe ist ein historischer Moment für unsere gesamte Region. Besonders freut mich, dass diese wunderbare Nachricht zusammenfällt mit der heutigen Eröffnung der Festspiele Herrenchiemsee. Was mich als Landrat besonders Stolz macht: Diese Auszeichnung ist nicht nur eine Ehrung für die Vergangenheit, sondern vor allem ein Auftrag für die Zukunft. Wir haben jetzt die einmalige Chance, Schloss Herrenchiemsee als lebendigen Kulturort zu stärken – einen Ort, wo Weltkulturerbe nicht nur betrachtet, sondern auch erlebt wird. Die Festspiele sind dafür das beste Beispiel: Hier wird das Schloss nicht zum Museum, sondern zur Bühne. Hier verbinden sich Ludwigs Traum von einem bayerischen Versailles mit zeitgenössischer Kultur. Genau das macht unsere Region so besonders – wir bewahren nicht nur das Erbe, wir lassen es lebendig werden. Für die Menschen in unserem Landkreis bedeutet diese Auszeichnung konkret: Wir können stolz sein auf das, was vor unserer Haustür liegt. Gleichzeitig nehmen wir gerne die Verantwortung an, dieses Weltkulturerbe gemeinsam mit den vielen ehrenamtlichen Helfern, Kulturschaffenden und Tourismuspartnern nicht nur zu bewahren, sondern auch in Zukunft lebendig zu gestalten. Mit den diesjährigen Festspielen auf Herrenchiemsee wird einmal mehr Geschichte geschrieben. Geschichte, die Ludwig II. begonnen hat und die wir nun gemeinsam weiterschreiben.“

Stellungnahme vom Tourismusverband Oberbayern-München – Neue Weltkulturerbestätten für Oberbayern  – Nun ist es amtlich: Oberbayern ist um zwei Weltkulturerbestätten reicher – das Königsschloss Herrenchiemsee sowie Linderhof wurden von der UNESCO ausgezeichnet.

Die langersehnte Auszeichnung attestiert den berühmten Schlössern eine internationale Bedeutung, wofür die hohe Zahl von Besuchern aus dem In- und Ausland schon lange spricht. Mehr als 50 UNESCO-Weltkulturerbestätten gibt es in Deutschland, bis dato waren es, ohne die Märchenschlösser, zehn im Freistaat. Neben der Wieskirche im Pfaffenwinkel waren auch die Prähistorischen Pfahlbauten in Pestenacker und Unfriedshausen im Landkreis Landsberg am Lech (beide aus der Zeit ab Mitte des 4. Jahrtausends vor Christus) sowie im Bereich der Roseninsel im Landkreis Starnberg (ab 500 vor Christus) schon oberbayerische Weltkulturerbestätten. „Die Auszeichnung freut uns wirklich sehr, stärkt sie doch die hohe Bedeutung oberbayerischer Ziele im internationalen Tourismus“, so Oswald Pehel, Geschäftsführer des Tourismus Oberbayern München e.V. (TOM). Solche Ankerangebote sind wichtig für die gesamte Region, da sie Gäste aus Nah und Fern anziehen, die dann auch umliegende Ziele besuchen, die touristische Wertschöpfung, nicht verlagerbare Arbeitsplätze sowie einen attraktiven Lebensraum sichern“, so Pehel weiter. „Mit dem Ja zum Titel UNESCO Weltkulturerbe geht für uns ein jahrelanger touristischer Traum in Erfüllung. Die meisten Kulturstätten, die ins UNESCO-Weltkulturerbe eingetragen werden, erhalten einen erhöhten Bekanntheitsgrad. Daher rechnen wir mit einer Zunahme an Übernachtungsgästen und damit einer positiven Auswirkung auf den Wirtschaftsfaktor Tourismus. Der erwartete Anstieg der Gästezahlen könnte insbesondere der Nebensaison zu mehr Belebung verhelfen, da kulturaffine und auch internationale Gäste oft abseits der Hauptreisezeiten unterwegs sind. (…)“ freut sich auch Christina Pfaffinger, Geschäftsführerin des Chiemsee-Alpenlands.
Bereits im Februar 2007 hatte Klaus Stöttner, Präsident des TOM e.V., den Antrag als junger Abgeordneter eingereicht und ist sehr erfreut. „Mit dem Titel der UNESCO hat Oberbayern die Chance, eine noch stärkere Bedeutung im Deutschlandtourismus einzunehmen. International prägen die Königsschlösser schon jetzt das Bild von Deutschland im Ausland. Auch wenn wir bereits in Stoßzeiten hohe Gästezuläufe haben, ist es jetzt umso mehr unsere Aufgabe, die Besucherströme zu lenken, Verkehrswege so zu gestalten, dass Einheimische und Gäste entlastet werden und das Erlebnis des königlichen Erbes im Vordergrund stehen kann. UNESCO-Weltkulturerbestätten setzen auf Qualität statt auf Quantität. Und auf kulturinteressierte Gäste, denen wir unser Oberbayern mit seinen königlichen Wurzeln sehr nahebringen und zum Erlebnis werden lassen dürfen.“

Erinnerungen und Informationen von MdL a.D. Klaus Stöttner

Es ist geschafft: Bayerns Königsschlösser sind UNESCO-Weltkulturerbe – Ein langer Weg voller Weitblick und Ausdauer

Paris / München. Nun ist es offiziell: Neuschwanstein, Herrenchiemsee, Linderhof und das Königshaus am Schachen gehören zum erlesenen Kreis der UNESCO-Weltkulturerbestätten. Ein bedeutender Tag für Bayern, der nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich und touristisch große Strahlkraft entfalten wird. Der Erfolg ist das Ergebnis eines langen politischen Weges, der vor fast zwei Jahrzehnten begann. Am 10. Mai 2007 stellte der damalige CSU-Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner federführend den Antrag im Bayerischen Landtag, die Königsschlösser Ludwigs II. für die Aufnahme in das UNESCO-Welterbe-Programm vorzuschlagen. Federführend als Stimmkreisabgeordneter von Rosenheim, gemeinsam mit dem Stimmkreisabgeordneten von Traunstein, Fraktionsvorsitzenden Alois Glück, Joachim Herrmann und Dr. Ludwig Spaenle und Vertretern aus dem Allgäu wurde der Antrag positiv im Bayerischen Landtag verabschiedet und war die Grundlage für den heutigen Erfolg. 

Bereits zuvor hatte Stöttner als junger Tourismuspolitischer Sprecherdiesen Gedanken in der politischen Debatte verankert – inspiriert und ermutigt von zwei Persönlichkeiten, die ihn auf diesem Weg prägten: Priener Bürgermeister Lorenz Kollmannsberger (†), bekannt als „Löwe vom Chiemsee“, sowie der damalige bayerische Umweltminister Dr. Werner Schnappauf. Beide machten ihm die historische und touristische Bedeutung einer UNESCO-Auszeichnung für Bayern früh bewusst. „Gut Ding braucht Zeit und Durchhaltevermögen“, sagt Klaus Stöttner heute, inzwischen Präsident des Tourismusverbandes Oberbayern und München e.V. und seit Kurzem auch Präsident des Bayerischen Tourismusverbandes.

„Dieser UNESCO-Titel ist nicht nur eine große Anerkennung für unsere bayerischen Kulturschätze, sondern auch ein Zeichen für das, was man mit langer Ausdauer und einem klaren Ziel erreichen kann.“

Massive Investitionen sichern das Erbe

Dass der Freistaat Bayern über all die Jahre erhebliche Mittel in den Erhalt und die Restaurierung dieser weltweit bekannten Bauwerke investierte, war ein wichtiges Fundament für den heutigen Erfolg.

So flossen in den letzten Jahren:

  • 40 Millionen Euro in die Restaurierung von Schloss Neuschwanstein
  • 60 Millionen Euro in die aufwändige Sanierung der Venusgrotte in Linderhof

Diese Investitionen zeigen: Bayern hat seine Verantwortung für den Erhalt dieser einmaligen Kulturgüter ernst genommen.

UNESCO-Welterbe bringt nachhaltigen Tourismus

Dass sich dieser Titel langfristig für die Regionen auszahlen wird, belegen zahlreiche Studien: Gäste, die gezielt UNESCO-Welterbestätten besuchen, bleiben durchschnittlich 2,2 Tage länger, geben rund 36 % mehr Geld aus und nutzen überdurchschnittlich oft kulturelle Angebote. Sie reisen häufiger außerhalb der Hauptsaison, stärken somit die heimische Wirtschaft und sorgen für eine ausgewogene touristische Entwicklung.

Bayerns Kulturerbe in der Weltspitze

Mit der Aufnahme in das UNESCO-Welterbe reiht sich Bayerns Königsschlösser-Quartett nun offiziell ein in die Riege der bedeutendsten Kulturdenkmäler der Welt – neben der Chinesischen Mauer, den Pyramiden von Gizeh oder dem Kölner Dom. Für Bayern ist dies nicht nur ein kultureller Meilenstein, sondern auch eine großartige Chance für die Zukunft.

UNESCO-Welterbe wirkt – Fakten für Bayern

  • +2,2 Tagedurchschnittlich längere Aufenthaltsdauer
  • +36 %höhere Ausgaben pro Gast
  • > 60 %der Besucher nehmen an kulturellen Programmen teil
  • Ganzjährige Nachfrage, besonders in der Nebensaison
  • Internationale Vermarktung und Sichtbarkeit auf Weltniveau

Beschluss des Bayerischen Landtags vom 10. Mai 2007 
Der Landtag hat in seiner heutigen öffentlichen Sitzung beraten und beschlossen:
Antrag der Abgeordneten Klaus Stöttner, Alois Glück, Joachim Herrmann, Manfred Ach, Franz Josef Pschierer, Dr. Ludwig Spaenle, Renate Dodell, Angelika Schorer CSU
Drs. 15/7530, 15/8010
Ludwig II. Schlösser als UNESCO-Weltkulturerbe
Die Staatsregierung wird aufgefordert, eine Aufnahme der „Königsschlösser Ludwig II.“ (Königsschlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiem-see) im Wege eines transnationalen, ggf. seriellen Antrags in die UNESCO-Liste des Weltkultur- und Naturerbes vorzubereiten. Die bestehenden Anträge bleiben davon unberührt.
Über die Vorbereitungen dazu ist bis Mitte Juni 2007 zu berichten.
Der Präsident
I.V. Prof. Dr. Peter Paul Gantzer, II. Vizepräsident

Fotos: Rainer Nitzsche (Schloss Herrenchiemsee)  – Archiv-Foto: MdL Klaus Stöttner im Gespräch mit Alois Glück


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