Leitartikel

100 Jahre Weihnachtsschützen Berchtesgaden

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

100-jähriges Gründungsjubiläum festlich begangen –  Nach würdevollem Totengedenken feierten die Vereinigten Weihnachtsschützen ihren runden Geburtstag im AlpenCongress.

Mit einem Totengedenken, zelebriert von Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob im Beisein des evangelischen Pfarrers Dr. Josef Höglauer, begannen die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der Vereinigten Weihnachtsschützenvereine, welche von der Musikkapelle Maria Gern musikalisch gestaltet wurden. Dazu haben sowohl Ehrengäste als auch alle 17 Fahnenabordnungen der Weihnachtsschützenvereinigung sowie die Standarte der Trachtenvereinigung vor dem Kriegerdenkmal am Schlossplatz Aufstellung genommen.

Anlässlich des Jubiläums der Vereinigten Weihnachtsschützenvereinigung ist es würdig und recht, all derjenigen zu gedenken, die diese Vereinigung gegründet oder in vielen Jahren ihrer Mitgliedschaft gestaltet und getragen haben, so Pfarrer Frauenlob. »Ihr Vermächtnis ist es, das uns heute anvertraut ist. Für ihre Treue zum Verein danken wir in dieser Stunde zum Auftakt der Jubiläumsfeier und gedenken der verstorbenen Vereinsmitglieder, insbesondere derer, die in jungen Jahren durch Krieg und Gewalt aus dem Leben gerissen wurden.«

Der 1. Vorsitzende der Vereinigten Weihnachtsschützenvereine des Berchtesgadener Landes, Thomas Holm, ging in seiner Ansprache auf die derzeitigen weltpolitischen verheerenden Kriegszustände ein und meinte, dass man aus der Vergangenheit der beiden Weltkriege nichts gelernt hätte. »In dieser feierlichen Stunde gedenken wir in aller Ehrfurcht aller vermissten, gefallenen und verstorbenen Weihnachtsschützen des Berchtesgadener Landes«, sagte Holm. »Wir bewahren ihr Andenken in unseren Herzen und tragen ihr Vermächtnis, den Aufruf zur Wahrung des Friedens, weiter als Zeichen der Verbundenheit und Verantwortung.« Als Ausdruck der Erinnerung und des Respekts legte er einen Kranz nieder. Die Musikkapelle Maria Gern spielte das Lied vom guten Kameraden und es fielen Salutschüsse. Anschließend zog der Festzug über den Markt- und Weihnachtsschützenplatz sowie über die Maximilianstraße in den AlpenCongress.

Zum Auftakt des Festabends folgte ein Eröffnungsmarsch der Musikkapelle Maria Gern und Thomas Holm hatte eine lange Liste zur Begrüßung von Ehrengästen. Geschichtlich nannte er den Herzogberger Schützenmeister Franz Reichlmeier, der am 25. Juli 1925 alle bestehenden Weihnachtsschützenvereine zur Gründung der Vereinigten Weihnachtsschützen des Berchtesgadener Landes ins Gasthaus »Neuhaus« lud. Des Weiteren listete er Ziel und Zweck der Vereinigung auf und nannte beispielsweise, das Schießen mit Handböllern an hohen Feiertagen oder bei sonstigen Anlässen zu erhalten und zu fördern, vor Auswüchsen zu bewahren und auf das Tragen der Berchtesgadener Tracht besonderen Wert zu legen.

In den vergangenen 100 Jahren gab es eine bewegende Geschichte mit Höhen und Tiefen. Ein Höhepunkt war die Aufnahme des Berchtesgadener Weihnachtsschützenbrauchtums in die Liste des Immateriellen Kulturerbes des Freistaates Bayern 2018, so der 1. Vorsitzende. Es gab eine Vorstellung aller Vereinsfahnen. Die Fähnriche schwangen einzeln ihre Vereinsfahne in den Festsaal und wurden von Holm angekündigt. Sprecher des Abends war Erhard Moldan; er stellte die Gerer Musi, die Wiesbergmusi, die Frisch Auf Musi und die Rothen Dirndln vor und kündigte ihre Musikstücke und Gesangseinlagen an, zudem die Vereinigungsgruppe der Vereinigten Trachtenvereine mit ihren Schuhplattlern und Trachtentänzen. Moldan berichtete ausführlich über die 100-jährige Geschichte der Vereinigten Weihnachtsschützen und übergab Ehrengästen das Rednerpult zu Grußworten.

Ein beeindruckendes Grußwort kam von Bürgermeister Franz Rasp. Er ging auf seinen Vater ein, der Vereinigungsschriftführer war und immer gesagt hatte, »›wenn dir was wichtig ist, musst du was tun dafür‹ und das ist heute noch viel wichtiger wie damals«, so Rasp. »Wir leben in einer Zeit, wo wir nicht wissen, wie es weitergeht auf der Welt. Wir können aber eins tun und darauf achten. Du brauchst einen guten Stand. Einen guten Stand hat man, wenn man Wurzeln hat. Wenn du Wurzeln hast, kann der Wind gehen und dann weht es dich nicht um. Am Schützenstand musst du dich auf den anderen verlassen können. Ich verlass mich darauf, dass der, der neben mir steht, keinen ›Schmarrn‹ im Umgang mit Schwarzpulver macht, und der neben mir muss sich auf mich verlassen können«, so der Berchtesgadener Rathauschef, der weiter ausführte: »Am Schützenstand sind wir alle gleich. Egal wie alt wir sind, egal was wir verdienen. Das ist das, was uns ausmacht, das müssen wir in die Zukunft tragen.« Dafür bekam er Zwischenapplaus. Er versprach die volle Unterstützung seitens aller Bürgermeister des Talkessels und gratulierte zum 100. Geburtstag.

Dank von Ministetin Kaniber, Landrat Kern und Gauvorstand Hauser 

Staatsministerin Michaela Kaniber richtete in ihrem Grußwort einen Wunsch an die Weihnachtsschützen: »Bleibt genauso, in der Haltung mutig und im Zusammenhalt stark, denn wenn man eure Geschichte liest, ringt es mir persönlich den größten Respekt ab. Ich sage Vergelt’s Gott, jetzt habt ihr es 100 Jahre geschafft, unsere Heimat, unsere Kultur und unser Brauchtum zu verteidigen, deshalb sage ich im Namen der Bayerischen Staatsregierung Danke für euere Heimatverbundenheit und euere Heimatliebe. Bleibt so, wie ihr seid, Gottes reichsten Segen für unsere Weihnachtsschützen des Berchtesgadener Landes«, so die Ministerin.

Landrat Bernhard Kern bedankte sich ganz besonders bei Thomas Holm für die hervorragende Zusammenarbeit. »Die Weihnachtsschützen können stolz sein auf die Auszeichnung zum immateriellen bayerischen Kulturerbe und ich bin stolz auf die Zusammengehörigkeit im Gauverband I«, so der Landrat. Letzter Redner war Gauvorstand Michael Hauser. Er bedankte sich, dass die Weihnachtsschützen im Gauverband sind. Ferner freute er sich, dass sie immer nach Maria Eck kommen und die Trachtenwallfahrt begleiten. Des Weiteren war ihm wichtig, dass die Weihnachtsschützen auch einen Platz auf der neuen Standarte bekamen, und abschließend bedankte er sich, dass die Weihnachtsschützen beim Gaufest schießen und an der Standartenweihe beim letzten Gaufest teilnahmen. Mit dem Vereinsplattler endete der offizielle Teil der 100-Jahr-Feier. Josef Wenig wurde von Thomas Holm als »Jahrtag-Wirt« verabschiedet. Über 20 Jahre agierte er als Wirt beim Schützen- und Trachtenjahrtag im AlpenCongress. Nach dem offiziellen Teil wurde getanzt und die Bar war geöffnet.

Bericht und Bilder: Bernhard Stanggassinger

-Das Totengedenken am Schlossplatz.

-Festzug über den Weihnachtsschützenplatz zum AlpenCongress.

-Franz Obermaier (l.) und Tobias Kastner (r.) ehrten Sepp Wenig für über 20 Jahre Festwirt beim Jahrtag.

-Thomas Holm (r.) bedankt sich bei Franz Rasp für seine Grußworte.

-Die Vorstellung der Vereinsfahnen.

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!