Kirche

Chiemgau-Almfestival in der Streichenkirche

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Auf eine beschwingte und intensive musikalische Reise durch die Jahrhunderte und über die Kontinente nahmen die vier Musikerinnen des „Clarinetti Noricum“ die Besucher mit. Ort des Geschehens war hoch über dem Achental, in der kleinen Streichenkirche Sankt Servatius. Der Anlass war das Chiemgau Almfestival, das die Almen und Gasthöfe entlang der Chiemgauer Gipfel in Konzertbühnen verwandelt.

Marlene Noichl begrüßte die Besucher und versprach eine kleine musikalische Reise – von klassischer Musik bis hin zu lebhaften Tanzstücken, von alpenländischen Melodien bis zu lateinamerikanischen Rhythmen. Nach einem ruhigen Stück von Felix Mendelssohn Bartholdy ging es gleich richtig rund – Marlene Noichl meinte es ist ein Stück, das klingt wie eine Achterbahnfahrt auf Notenpapier, die Candide-Ouvertüre von Leonard Bernstein. Den Komponisten kennt man von der West-Side Story, aber bevor er Tony und Maria über die Dächer New Yorks singen ließ, hat er sich an einem ziemlich abgedrehten Operetten-Projekt versucht, eben „Candide“. Noichl meinte „was sie gleich hören, ist also quasi das musikalische Best-of der Operette in unter fünf Minuten, da ist alles drin – die schnellen Tempi, die Opern Parodie, der Walzer, ein bisschen Broadway, Glitzer und Bernsteins ganz eigener Humor“. Und dann beschrieb die Klarinettistin wie es den Musikerinnen bei dem Stück geht: „Wir sitzen da mit unseren Klarinetten, schwitzen schon vorher und denken, lass uns gut durchkommen; denn es mach einen wahnsinnigen Spaß – und wir hoffen, das kommt auch bei Ihnen an“. Für diese Ehrlichkeit bekam Marlene Noichl gleich einen Extra-Applaus und fröhliches Verständnis.

Und sie hatte nicht zu viel versprochen, das Quartett zeigte alle Facetten, es war wie auf einer musikalischen Abenteuerfahrt. Die Reise ging weiter nach Irland, wo Ludwig van Beethoven den Auftrag bekam Irische Volkslieder zu arrangieren, einen Ausschnitt davon hörten die zahlreichen Besucher in der St. Servatius Kirche. Das nächste Stück passte irgendwie vom Thema perfekt in die Streichenkirche, eine Hymne für die Sehnsucht nach der Heimat, eine Heimat, die auch viele an dem besonderen Platz auf dem Streichen gefunden haben, bei der kleinen Kirche, die schon über 500 Jahre dort steht. Am liebsten hätte man mitgesungen bei dem bekannten Lied „Somewhere over the Rainbow“ aus dem Stück „The Wizard of Oz“. Nach der Romantik kam ein ganz fröhliches Stück „Sonatine op. 55 Nr. 3“, bearbeitet von Franz Watz, den die Musikerinnen kennengelernt hatten als „ganz sympathischen Typen“.

Was wohl die altehrwürdigen Heiligen an den Wänden dazu gemeint hätten, als es musikalisch in einem weiten Sprung nach Südamerika ging. „Dansa di Latino“ von Patrick Hiketick wurde temperamentvoll und mit viel Lebensfreude gespielt, da wurden alle „Register“ der Instrumente gezogen. Die Musikerinnen erzählten, dass dieses Lied besonders beliebt ist in Japan, wohl darum waren sie inspiriert einen weiteren musikalischen Sprung zu wagen, zu Yosuke Fukuda, dem Komponisten, der schon mit elf Jahren in Japan begonnen hat mit Synthesizer zu komponieren. Gespielt wurde der Sakura Song, der der Kirschblühte in Japan gewidmet ist.

Zurück in die Heimat ging es mit Karl Edelmann jun. und einer „Berg- und Talweise“. Mit dem letzten Stück wurde es dann richtig beschwingt und der Tritsch-Tratsch-Polka von Johann Strauß. So hätten die vielen Besucher in und vor der kleinen Kirche schwungvoll und leichtfüßig vom Berg ins Tal laufen können, aber sie wollten nicht, sie haben so lange geklatscht, bis sich Anita Unterthiner, Katharina Pföß, Stefanie Menter und Marlene Noichl erweichen ließen und nochmal „Somewhere  over the Rainbow“ spielten. Der große Applaus war wirklich verdient!

Text und Fotos: Sybilla Wunderlich

– Clarinetti Noricum von links: Katharina Pföß, Stefanie Menter, Marlene Noichl, Anita Unterthiner

 

 

 

 

 


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Toni Hötzelsperger

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