Kultur

TAURISKA-Kammerlanderstall in Neukirchen

Am 26. April ist im TAURISKA-Kammerlanderstall das Stück „Katharina“ zu sehen. Die Salzburgerin Stefanie Egger thematisiert darin die Sprachlosigkeit nach dem Krieg – und will mit ihrem „Heilenden Theater“ einen Raum zum Hinschauen und Verstehen schaffen.

Katharina ist eine Pinzgauer Kleinbäuerin und Mutter von acht Kindern. Zwei davon sterben ihr weg, und sie selbst erlebt in der NS-Zeit brutale Gewalt. Das bringt sie in größte seelische Not. Sie stirbt 1939 mit nur 37 Jahren. Dann herrscht betretenes Schweigen, was das Schicksal der Toten betrifft. Das spüren auch ihre Enkelkinder noch, die fragen: „Warum ist die Großmami eigentlich so früh von uns gegangen?“ Die Erwachsenen weichen aus. „Die Vergangenheit muss man einmal ruhen lassen können“, wird den Kindern gesagt. In späteren Jahren werden dann aber doch dramatische Details aus Katharinas Leben bekannt. Das führte Stefanie Egger jetzt dazu, ein Bühnenstück über ihre Oma zu schreiben und selbst Regie zu führen. Sie will damit nicht bewerten, sondern einen emotionalen Zugang schaffen. Es ist der Versuch einer Annäherung an wesentliche Ereignisse in Katharinas Leben. Dies anhand von fiktionalen Szenen im Dialekt und poetischen Texten in Schriftsprache.

Mit dem 50-minütigen Historiendrama soll das Leben der Großmutter gewürdigt werden. Dies geschieht in diesem Stück mit einer Intensität, die es in sich hat. So bricht aus Katharina – einer Puppe mit verliehener Stimme – bruchstückhaft heraus, was sie erlebt hat. So ruft sie aus: „Die Ohnmacht erstickt mich. Wer rächt meinen geschundenen Körper. Die Scham, der Zorn, die Wut in jeder Zelle. Ich verbrenne in der Kälte.“

Die Szenen sind harte Kost – aber am Ende steht Versöhnung

„Die Scham ist hier am falschen Platz“, sagt Egger, die glaubt, dass ihre Großmutter das Stück wohlwollend gebilligt hätte. In diesem stellt die Enkelin mit dem fiktiven Namen Leni immer wieder Fragen über ihre Oma. Die kleine Enkelin spürt in ihrem Umfeld, dass es da ein stilles Geheimnis um ihre Großmami gibt. Und da ist die enge Heimat und Tradition, der Dorfkosmos mit seinen Regeln. Sie erzeugen verschiedenste Klangfarben im Zusammenleben, was die Musik unterstreicht.  So zieht sich das Almlied „Der Summa ist aussi“ in verschiedenen Gitarren-Variationen durch die Szenen. Diese verdichten sich, bis der Schluss die erlösende Entspannung bringt. Dann nämlich, als – wie es in einem Gedicht heißt – „die gefrorenen Tränen auf die Erde fallen“ und so alles Geschehene auflösen. Die Berge ringsum, „die hören zu mit Zartheit“, heißt es. „Es ist gut, Leni“, sagt Oma Katharina.

Eigens für das Stück gegründet: das Salzburger Theater „AlpenMohn“

Das 13-köpfige Team des Amateurtheaters „AlpenMohn“ stammt aus den verschiedensten Orten in Salzburg und Oberösterreich. Die Aufführung von „Katharina“ ist am 26. April, 19 Uhr, im TAURISKA-Kammerlanderstall zu sehen und am 11.5. im Museum Ritzen in Saalfelden. Weitere Termine sind geplant.

Stefanie Egger ist im Oberpinzgau aufgewachsen und hat in Mittersill maturiert. Sie war bis zur Pensionierung Hauptschulpädagogin vor allem in Eugendorf und hat mit Mädchen und Buben zahlreiche Theaterprojekte auf die Beine gestellt. Sie selbst absolvierte Fortbildungen in Theaterpädagogik und Schauspiel und ist auch ausgebildete Lebens- und Sozialberaterin.

Text: Verein Tauriska / Christine Schweinöster – Fotos: Foto Schorn Festival24 Arlerhof

Anhang: Flyer


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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