Herrenchiemsee – Zum ersten Mal seit der Ernennung des Königsschlosses Ludwig II. zum UNESCO-Welterbe fand am 11. Oktober 2025 die traditionelle Herbstjagd auf der Herreninsel statt. Bereits zum 68. Mal zog die Schleppjagd mit rund 40 Reiterinnen und Reitern, 30 Hunden und zahlreichen Zuschauern ihre Bahn – ein farbenprächtiges Spektakel aus Tradition, Reitkunst und landschaftlicher Schönheit.

Schon früh am Morgen wurden die Pferdegespanne mit einer Lastenfähre von Breitbrunn aus auf die Insel gebracht. Nach der Eintragung ins Jagdbuch und einem bayerischen Jagdfrühstück in der Schlossgaststätte sammelte sich die Jagdgesellschaft zum großen Stelldichein vor der Kapelle des Alten Schlosses. Die Chiemgauer Jagdhornbläser Trompebläser-Ensemble “Trompes de Bavière”  unter Leitung von Konstanze Hofinger eröffneten die Veranstaltung mit ihren klassischen Fanfaren.

Nach der Begrüßung durch die Jagdherrschaft Esther Höhn und Josef Ettenhuber sowie den Präsidenten des Schleppjagdvereins von Bayern e.V., Toni Wiedemann, sprach Pfarrer Dr. Lothar Katz aus Seeon einen Segensgruß über Pferde und Reiter. Ein kurzer „Bügeltrunk“ für die Reiter und ein Weihwasserspritzer für jedes Ross gehörten selbstverständlich dazu, bevor mit dem traditionellen Ruf „Ho-rido-joho – Hunde voran, packen wir’s an!“ die Hundemeute losstürmte und die Jagd begann.

Über 20 Kilometer und 28 Hindernisse führte das Geläuf durch die prächtigen Alleen und Wälder der Herreninsel, aufgeteilt in acht sogenannte Schleppen. Die Equipage mit dem Master und den Schleppenlegern führte die Meute der Foxhounds zielsicher über die Strecke. Geritten wurde diszipliniert in mehreren Feldern, während die Jagdherrschaft und Ehrengäste die Jagd in einer Kutsche begleiteten.

Entlang der Strecke säumten zahlreiche Zuschauer, Familien und Pferdefreunde die Wege, viele nutzten den milden Herbsttag für einen Ausflug auf die Insel. Immer wieder erklangen die Hörner der Jagdbläser, und bei kurzen Pausen gab es Stärkungen für Reiter und Pferd – den traditionellen Bügeltrunk inklusive.

Ein besonderer Höhepunkt war der Sprung der Reiter am südöstlichen Inselrand direkt in den Chiemsee – ein Moment, der jedes Jahr für begeisterten Applaus sorgt. Die letzten Schleppen führten über die Schlossallee hinauf zum Neuen Schloss, wo gegen 15 Uhr das feierliche „Halali“ erklang – das traditionelle Zeichen für das Ende der Jagd.

Hier ehrten die Jagdherren die Teilnehmer mit dem Eichenbruch als Zeichen für die vollendete Strecke und der Präsident überreichte den Jagdknopf. Die Hunde erhielten als Belohnung das Curée, einen symbolischen Abschluss, der den Ursprung der Jagdtradition bewahrt.

Begleitet wurde die Veranstaltung erneut von der Reiterstaffel Rosenheim, die für einen reibungslosen Ablauf sorgte.

68. Schleppjagd auf Herrenchiemsee – Tradition und Eleganz im goldenen Herbst

Zum Abschluss lud die Jagdherrschaft zum Empfang und Jagdessen in die Schlossgaststätte des Alten Schlosses. Während die Reiter ihre Pferde versorgten und die Hunde zur Ruhe kamen, klangen auf der Insel noch einmal die Jagdhörner über die herbstlich goldenen Baumreihen – ein würdiger Abschluss für eine traditionsreiche Schleppjagd, die bayerische Reitkultur, Natur und Gemeinschaft auf einzigartige Weise verbindet.

Fotos: Günter Kratschmayer

 

 

 

 

 

 

 

 


Redaktion

Rainer Nitzsche

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