Leitartikel

50. Sachranger Wallfahrt

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Zum Ruhme Gottes und zur Mahnung für das Tal“, rief die Glocke der Ölbergkapelle die Pilger nach Sachrang. Den Festgottesdienst zur 50. bayrisch-tirolischen Jubiläumswallfahrt zur Ölbergkapelle nach Sachrang hielt Weihbischof em. Dr. Bernhard Haßlberger.

Bürgermeister Simon Frank begrüßte die Wallfahrer und zahlreiche Ehrengäste – darunter Landrat Otto Lederer, Bezirkshauptmann Dr. Christoph Platzgummer aus Kufstein, den Abgeordneten Klaus Stöttner, Bezirksrat Sebastian Friesinger, die Bürgermeisterin der Nachbargemeinde Niederndorferberg Elisabeth Daxauer und die Vorsitzenden des Bayernbundes Adolf Dinglreiter und Christian Glas – in Sachrang. „Wallfahren kann uns helfen neue Wege zu gehen“, begann Bürgermeister Simon Frank seine Ansprache, er ging unter der Leitung von Pfarrer Janßen mit seinen beiden Stellvertretern, dem Leiter der Tourist Info und zahlreichen weiteren Wallfahrern in aller Herrgottsfrühe den Pilgerweg von Aschau nach Sachrang. „Gemeinsam unterwegs erreicht man einfach mehr Menschen, als immer nur alleine“.

Bürgermeister Frank dankte dem Vorsitzenden des Müllner-Peter-Freundeskreises und frisch gebackenen Ehrenbürger der Gemeinde Aschau Dieter Höpfner, sowie allen Initiatoren und den zahllosen Helfern für die Durchführung dieser seit 50 Jahren weit über Aschau und Sachrang hinaus bedeutenden Wallfahrt. Schirmherr Landrat Otto Lederer bedankte sich für die Übertragung der Schirmherrschaft und erinnerte an die Wiedergründung der traditionsreichen Wallfahrt vor 50 Jahren. Diese Grenzwallfahrt stärke das Miteinander zwischen Bayern und Tirol, zwischen Rosenheim und Kufstein. Die bestehenden Verbindungen und die gute Nachbarschaft an der Grenze, die eigentlich nicht mehr erkennbar ist, werden durch diese gemeinsame Wallfahrt gestärkt.

Letztmalig unter der Leitung von Hans Berger begrüßten die Musikkapelle und der Müllner Peter Chor musikalisch die Pilger, die auf dem kleinen Platz vor der Ölbergkapelle unter den Bäumen in Sachrang zusammen gekommen waren. Die Alphornbläser stimmten die Gläubigen in den Gottesdienst ein.

Weihbischof em. Dr. Bernhard Haßlberger zelebrierte bereits zum wiederholten Male den feierlichen Festgottesdienst. In seiner Predigt versuchte er aktuell anwendbare Antworten für alle auf die Frage nach Schuld und Vergebung zu finden. „Wir leben alle miteinander in diesem Europa und müssen zueinander finden; wir haben nach Jahrhunderten eine Aussöhnung mit Frankreich geschafft und sind in Freundschaft verbunden. Ein gutes Miteinander ist der Weg zur Versöhnung, man muss nur den ersten Schritt auf den anderen zugehen. Wir haben Gott nicht allzu viel zu bieten, also müssen wir die Hände aufheben und darauf vertrauen, dass Gott sie füllen wird“.

Zahlreiche Gläubige aus der weiten Umgebung nahmen an der 50. Sachranger Wallfahrt teil. Der Wallfahrtszug von Aschau nach Sachrang kam pünktlich zum Gottesdienst an, freute sich Dieter Höpfner. Fahnenabordnungen aus Bayern und Tirol, Gebirgsschützen, Traditions- und Trachtenvereine und die Feuerwehren umstanden den reich geschmückten Altar an der Ölbergkapelle nahe der Grenze zu Tirol. Die Ehrenkompanie der Gebirgsschützen stellte in diesem Jahr die Gebirgsschützenkompanie Aschau. Aus Bayern waren die Gebirgsschützenkompanien aus Aschau, Bad Endorf, Bernau, Traunstein und Rosenheim mit dabei, aus Tirol die Kompanien und Einheiten der grenznahen Orte Ebbs, Niederndorferberg, Niederndorf und die Kaiserjäger aus Kufstein.

Gebirgsschützenhauptmann Hubert Stein von der Aschauer Gebirgsschützenkompanie begrüßte noch vor dem Festgottesdienst zusammen mit dem Vorsitzenden des Müllner Peter Freundeskreises Dieter Höpfner, Landrat Otto Lederer, Bürgermeister Simon Frank und Bürgermeisterin Elisabeth Daxauer Weihbischof em. Dr. Bernhard Haßlberger an der Kirche Sankt Michael in Sachrang und stellte die Front der angetretenen Schützen-Formationen mit ihren Hauptleuten vor.

Die Ölbergkapelle zu Sachrang entstand als Klause bereits im 17. Jahrhundert, in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts entwickelte sich eine rege Wallfahrt. Um 1700 war die Blütezeit dieser Wallfahrt, danach ging die Zahl der Wallfahrer stetig zurück. Die Wallfahrtsstätte verfiel und wurde erst durch den bekannten Müllner-Peter von Sachrang Peter Huber um 1800 wieder renoviert. Nach Aufklärung und Säkularisation erwachte neues religiöses Leben und die Wallfahrt gewann für etwa 50 Jahre wieder an Bedeutung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts versiegte der Wallfahrerstrom endgültig. Die jetzige Bayrisch tirolische Ölbergwallfahrt wurde 1971 wieder ins Leben gerufen, nachdem sie weitgehend in Vergessenheit geraten war. Der Roman und der Film über den Müllner Peter von Sachrang machte den Ort und die Ölbergkapelle weit über die Region hinaus bekannt und so erreichte der damals neu gegründete „Müllner Peter Freundeskreis“ die Wiederbelebung der Wallfahrt. Zahlreiche hochrangige Zelebranten hielten in den vergangenen 50 Jahren am dritten Sonntag im September den Wallfahrtsgottesdienst, darunter alle Münchner Kardinäle an ihrer Spitze der emeritierte Papst Benedikt XVI. Josef Ratzinger, Reinhard Kardinal Marx, sowie die Bischöfe aus Salzburg und Innsbruck.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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