Mit einem inspirierenden Jubiläumsprogramm hat die Bürgerstiftung Energiewende Oberland (EWO) am 25.11. ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert. Zur Stifterversammlung 2025 kamen 200 Gäste in das Zentrum für Umwelt und Kultur in Benediktbeuern, um gemeinsam auf zwei Jahrzehnte regionaler Energiewende-Arbeit zurückzublicken – und zugleich den Blick auf die kommenden Herausforderungen und Chancen zu richten.
Die gut besuchte Veranstaltung bot einen lebendigen Mix aus Rückschau, aktiver Beteiligung und fachlichen Impulsen. Bereits am Nachmittag hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, in drei parallel stattfindenden Themen-Werkstätten zu diskutieren, Ideen zu entwickeln und Impulse für die kommenden Jahre zu setzen.
Rückblick, Impulse – und der Blick auf die nächsten 10 Jahre
Im Festprogramm am Abend würdigte die Bürgerstiftung die vielfältigen Projekte, Kooperationen und Menschen, die seit 2005 im Oberland die Energiewende vorangebracht haben. Das beeindruckende Netzwerk aus Stifterinnen und Stiftern, ehrenamtlich Tätigen, den kommunalen Vertreter*innen, regionalen Banken, Energieversorgern und Netzbetreibern, bürgerschaftliche Initiativen, Vereine etc., Unternehmen, Projekt- und Kooperationspartnern sowie die EWO-Geschäftsstelle füllte den großen Don Bosco-Saal im ZUK. Aufsichtsratsvorsitzender Josef Kellner erinnerte an die drei verstorbenen Mandatsträger Karlheinz Rauh, Peter Haberzettl und Manfred Wagner. Stefan Drexlmeier und Elisabeth Freundl führten durch den Abend und überreichten den beiden langjährigen engagierten Mandatsträgern in führender Rolle Wolfgang Fröhlich und Josef Kellner eine kleine Anerkennung für 20 Jahre ehrenamtlichen Einsatz. In kurzen „Energiewende-Blitzlichtern“ gaben anschließend engagierte Akteurinnen und Akteure aus der Region Einblicke in aktuelle Projekte, Herausforderungen und gelungene Praxisbeispiele – stellvertretend für die breite zivilgesellschaftliche und kommunale Energiearbeit im Oberland. So wurden als Paradebeispiele für regionale erneuerbare Energieerzeugung neben der Ettinger Dorfheizung, die Agri-PV-Anlagen der Energiegenossenschaft Oberland, das Windrad Otterfing, Geothermie Holzkirchen sowie das Schachtwasserkraftwerk Großweil von den jeweiligen Vertretern vorgestellt. Als „größte Herausforderung“ wurden dabei des Öfteren lange Genehmigungsprozesse genannt – von allen jedoch als Erfolgsfaktoren auch der große Rückhalt und die Unterstützung durch die Menschen und Politik vor Ort. Zudem gab es Einblicke in ein gelungenes Sanierungsbeispiel in Polling, ein Ort, in dem seit 10 Jahren auch viel zum Thema Klimawandelanpassung passiert.
Prof. Dr. Egon Endres, Professor für Sozialwissenschaften und Sozialmanagement, war anschließend hellauf begeistert von den inspirierenden Leuchtturmprojekten und bescheinigte der EWO funktionierende Kooperationsstrukturen – ein gutes Netzwerk eben. Dass es sich bei vielen der engagierten Anwesenden um „Grenzgänger“ handelt, die Bereiche miteinander verbinden und sich von Hürden und Herausforderungen nicht abhalten lassen, sorgte für Beifall im Saal. Mit Blick auf die nächsten 10 Jahre empfahl er der Bürgerstiftung, mehr junge Menschen für die Energiewende zu aktivieren und verstärkt soziale Gerechtigkeit mitzudenken, damit alle Einkommens- und Bevölkerungsschichten von der Energiewende profitieren und diese auch tragen können.
Stefan Drexlmeier und Elisabeth Freundl gaben einen Ausblick auf die nächsten 10 Jahre und wie sich die EWO dafür aufgestellt ist. “Die nächsten 10 Jahre werden entscheidend sein, um unsere Region wirklich auf den Weg zu einer nachhaltigen Zukunft zu bringen. Es kann daher im Jahr 2025 nicht darum gehen, ob wir das Ziel verschieben können – sondern darum, wie wir es schaffen, diesem Ziel 100% Erneuerbare im Oberland so nah wie möglich zu kommen.” betonte EWO-Vorständin Elisabeth Freundl.
Abgerundet wurde das Festprogramm durch ein Gespräch mit den Landrätinnen und Landräten der vier Oberland-Landkreise. Landrätin Andrea Jochner-Weiß (Weilheim- Schongau) sprach dabei besonderen Dank an Andreas Scharli aus, der sich seit vielen Jahren mit Herzblut für die Energiewende engagiert. Landrat Josef Niedermaier (Bad Tölz- Wolfratshausen) wünschte der EWO, auch in der Zukunft ein verbindendes Element zwischen verschiedenen Positionen zu bleiben. Landrat Anton Speer (Garmisch-Partenkirchen) verwies darauf, weiterhin die Potentiale im Energiemix zu nutzen und die stellvertretende Landrätin Ulrike Küster (Miesbach) wünschte der EWO, dass sie so weitermachen solle wie bisher.
Aktive Beteiligung: Themen-Werkstätten als Motor für die nächsten Schritte
Bereits am Nachmittag beschäftigten sich Teilnehmende in drei Werkstätten mit den zentralen Zukunftsthemen der EWO:
• Energiezukunft 2035 – gemeinsam gestalten!
Wie kann die Energiewende im Oberland in den nächsten 10 Jahren gelingen? Die Werkstatt sammelte konkrete Ideen zur Umsetzung regenerativer Energieprojekte, zur Stärkung regionaler Kooperationen und zur Aktivierung weiterer Zielgruppen.
• Klimaanpassung im Oberland – erleben, verstehen, mitgestalten!
Ziel der Werkstätte war es, die rund 50 Interessierten zu unterstützen, sich auf die Folgen des Klimawandels im Oberland besser vorzubereiten. In zwei Vorträgen erfuhren sie, wie sich der Klimawandel im Oberland entwickelt und wie die Folgen mit Starkregen- und Hitzekarten dargestellt werden können. Anschließend nutzten sie die Gelegenheit, sich zu Klima, Risikomanagement und zu Klimaanpassung als Gemeinschaftsaufgabe auszutauschen. Außerdem wurden praktische Materialien für die Region vorgestellt, wie der Starkregen-Flyer für Bürgerinnen und Bürger, den das Projekt KARE entwickelt hat.
• Lernen, Wandeln, Wirken: Bildung als Schlüssel zur Energiewende
Im Fokus stand die Frage, wie Klimabildung bis 2035 gestärkt werden kann – von neuen Bildungskooperationen bis zu Projektideen für Schulen, Vereine und Kommunen. So wurde unter anderem die Idee einer „Klima-Geisterbahn“ auf der Wiesn 2026 entwickelt und darüber diskutiert, wie sich die Klimakommunikation positiver und strategisch wirksamer aufstellen kann.
Ausblick: Wir sind bereit – die Region ist bereit! Mit vielen Impulsen, neuen Kontakten und frischen Projektideen blickt die Bürgerstiftung Energiewende Oberland auf die kommenden Jahre. Die Stifterversammlung 2025 machte deutlich: Die Energiewende im Oberland ist ein Gemeinschaftswerk – und die Region ist bereit, die nächsten Schritte entschlossen zu gehen.
Bericht: Bürgerstiftung Energiewende Oberland – Fotos: Ralf Gerard






