Leitartikel

Zimmerer-Handwerk und Rosenheimer Leonardo-Brücke

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Ein stabile Brücke konstruieren ohne jegliche Fixiermittel wie Dübel, Schrauben, Nägel oder Seile. Wie soll das gehen? Renaissancekünstler und Erfinder Leonardo Da Vinci hat die Lösung dafür gefunden. Zimmerer-Schüler der Berufsschule Bad Aibling haben die Bogenbrücke nach Vorbild des Universalgenies am gestrigen Samstag im Salingarten in Rosenheim anlässlich des dreitägigen bayerischen Holzbau- und Gewerbetags nachgebaut und anschließend einem umfassenden Belastungstest unterzogen.

Bei der berühmten Leonardo-Brücke stützen sich die Bauteile durch geschickte Verschränkung gegenseitig. 150 junge Zimmerer kann so eine Konstruktion problemlos tragen, zeigte sich bei dem Experiment im  Rosenheimer Salingarten. Allerdings gibt es dann doch auch eine Schwachstelle. Wenn die Brücke von so vielen Menschen gleichzeitig nur von einer Seite bestiegen wird, kommt sie ganz schön ins ächzen und schwanken. Also hieß es erst einmal wieder, ganz schnell herunter, damit das Bauwerk am Schluss nicht doch noch einstürzt.
Bei gleichmäßiger Belastung gab es aber dann keine Probleme mehr. Die Leonardo-Brücke hielt und die Zimmerer-Lehrlinge zeigten sich dementsprechend stolz.

In nur einer halben Stunde stand die Leonardo-Brücke fertig da

Die Anfertigung der Einzelteile aus Fichtenholz dauerte nicht mal einen Tag. Dann wurde auch noch der Aufbau einige Male in der Berufsschule geübt, bevor es dann zum öffentlichen Aufbau vor dem Kultur- und Kongresszentrum Rosenheim ging. Jeder Handgriff saß. In nur einer halben Stunde stand das hölzerne Bauwerk selbstragend da. „Das war auf alle Fälle eine tolle Erfahrung“, meinte der 15-jährige Hans aus Prien. Seine Mitschüler Benedikt und Simon stimmen ihm da zu. Zimmerer ist für alle drei ein Traumberuf. „Es ist schön mit Holz zu arbeiten, viel an der frischen Luft zu sein und dafür zu sorgen, dass die Menschen ein Dach über dem Kopf haben“, so der ebenfalls 15-jährige Benedikt.
Nachwuchsmangel plagt die Zimmerer auch tatsächlich nicht, wie Thomas Pilcher, Obermeister der Zimmerinnung Rosenheim erzählt: „Wir haben aktuell 65 Lehrlinge im ersten Lehrjahr, 93 im zweiten Lehrjahr und 76 im dritten Lehrjahr an der Berufsschule Bad Aibling. Das sind gute Zahlen.“. Im Fokus des bayerischen Holzbau- und Gewerbetages im Kultur- und Kongresszentrum Rosenheim stand auch ein ganz anderes Thema. Das Motto lautete: „Wir bauen auf heimisches Holz.“ In diesem Sinne wurde jüngst ein gleichnamiger Verein gegründet mit Forstministerin Michaela Kaniber als Schirmherrin. Der Verein mit der Rosenheimerin Jorun Klinger -Illner an der Spitze setzt sich dafür ein, dass alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette Forst und Holz in Südostoberbayern verstärkt auf heimische Rohstoffe setzen und durch regionale Holzverwendung zu mehr Klima- und Ressourcenschutz beitragen. Zu den Mitgliedern zählt auch bereits die Stadt Rosenheim und die Zimmer-Innung Rosenheim. Betriebe können aber auch selbst Mitglied beim Verein werden.
Die Stadt Rosenheim ist zwar kein typischer Standort für die Waldwirtschaft. Aber dafür ist sie von einem Landkreis umgeben, der immerhin zu einem Drittel bewaldet ist „Rechnerisch wächst im Landkreis Rosenheim jede Minute ein Kubikmeter Holz“, so Rosenheims zweiter Bürgermeister Daniel Artmann.

Die dreitägige Veranstaltung in Rosenheim umfasste neben der heutigen Präsentation in der Öffentlichkeit auch ein Treffen der Obermeister aus ganz Bayern und einen Ehrenabend im Kultur- und Kongresszentrum mit insgesamt rund 800 Teilnehmern, bei dem auch Michaela Kaniber ausgezeichnet wurde. Die Geselligkeit kam auch nicht zu kurz. Für die Zimmerer gab es beispielsweise ein Stadtführung und einen Besuch in der Kletterhalle.

Quelle: Artikel, Fotos von Karin Wunsam von Innpuls.me

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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