Kirche

Trauer um Komponisten und Chorleiter Willi Weitzel

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Mit Wilhelm Weitzel aus Bernau, der völlig überraschend im Alter von 76 Jahren verstarb und auf dem Friedhof der Pfarrgemeinde St. Laurentius zu Grabe getragen wurde, hat der Chiemgau eine herausragende Musikanten- und Chorleiter-Persönlichkeit verloren. Daran erinnerten bei der Trauerfeier mehrere Redner, unterstrichen wurden deren Erinnerungen und Würdigung durch die musikalische Gestaltung durch den Männerchor Grabenstätt mit Weisen aus der Maximilians-Messe und der Laurentius-Messe, Letztere aus der Feder des Verstorbenen und aus dem Jahr 2004.

 „Begabt, talentiert und engagiert – mit diesen Eigenschaften hatte Wilhelm Weitzel ein überreiches Leben, seine vielen Aktivitäten und Ideen machten ihn zu einem echten und einzigartigen Original, das der Musik und den Schülern zugewandt war“ – so charakterisierte ihn Pfarrer Gottfried Grengel.  Ehrenvorsitzender Lothar Rechberger von der Priener Liedertafel erinnerte bei seiner Lebenslauf-Schilderung, dass Willi Weitzel in Frasdorf zur Welt kam und in Hittenkirchen die Volksschule besuchte, nach einem weiteren Schulbesuch in Traunstein und einer kurzen Zeit im Mittleren Vollzugsdienst bei der Bundeswehr zog es ihn vier Jahr als Matrose hinaus auf die See. Hernach folgten der Hochschulbesuch in München-Pasing mit abgeschlossenem Studium als Volks-, Haupt- und Sonderschullehrer. Seine Lehrertätigkeiten an verschiedenen Schulen in Edling, Wasserburg und Prien beendete er nach 36 Jahren als Studienrat. In all den Schulstätten widmete er sich der Musik, den Chören und auch behinderten Kindern. Als Zitherschüler des Priener Gotthard Schlichting begann er, sich um Volksmusik, Chorgesang, Akkordeon-Spielen und als Komponist zu entfalten. 48 Jahre war er mit der Bernauer Stubenmusi unterwegs. Mit 35 Jahren Schulchor-Leitungen, 18 Jahren Dirigierens  vom  Achental-Chor und 26 Jahren der Leitung der Priener Liedertafel brachte es Weitzel auf fast 100 Jahr Chor- und Konzert-Meister-Funktionen. Mit all seinen musikalischen Weggefährten kam es auch zu fünf von ihm komponierten Opern-Aufführungen, zwei weitere Werke blieben ohne Aufführung.

Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber: „Einsatz mehr als überdurchschnittlich“

Willi Weitzel, der 1972 seine Frau Brigitte heiratete und zwei Töchter hatte, war in der Gemeinde Bernau vielfältig und ehrenamtlich aktiv. 29 Jahre war er Gemeinderat, fünf Jahre war er Vorsitzender der örtlichen SPD, er unterstützte die Arbeiterwohlfahrt und er war des öfteren Ansager und Fastenprediger. Für dieses  Engagement wurde er 2005 mit der Kommunalen Dankes-Urkunde des Freitstaates Bayern und 2014 mit der Bürgermedaille der Gemeinde Bernau a. Chiemsee ausgezeichnet. Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber sagte in ihrem Nachruf weiters: „Der Willi setzte sich besonders für Kultur und Bildung in Bernau ein, er war immer sachlich, hatte einen feinsinnigen Humor, war aber auch kritisch bei der Meinungsbildung. Sein Einsatz ging weit über das normale Maß hinaus“.

Für den Krieger- und Soldatenverein Hittenkirchen, der an der Trauerfeier mit seiner Fahnenabordnung teilnahm, dankte Vorsitzender Georg Hinterholzer einem langjährigen Mitglied, das sich sehr für die Aufgaben und Schicksale des Vereins interessierte. Der Ehrenvorsitzende des Chiemgauer Sängerkreises Peter Perseis dankte Willi Weitzel,  weil dieser in den letzten 20 Jahren Kreischohrleiter war. „Unermüdlich und ehrenamtlich vertrat er auch die Interessen des Bayerischen und Deutschen Sängerbundes, zu seinen Hobbies und Stärken gehörte auch das volksmusikalische Beratung von 20 ausgesuchten Kindergärten. Mit seinem Tod und mit dem Ende der Chiemgau-Halle endet auch das Leben vom Chiemgauer Sängerkreis“ – so Peter Perseis.

Für den Musik- und Gesangsverein Grassau und dessen Achental-Chor dankte Tobias Gasteiger.  Dort war Willi Weitzel Ehrenmitglied aufgrund seiner 16jährigen Dirigenten-Tätigkeit bis 2016. In sehr persönlichen Worten erinnerte Hansjörg Decker an gemeinsam Zeiten mit Willi Weitzel, unter anderem mit den Bernauer Sängern. „Sein Leib- und Magen-Instrument war die Zither, er verstand es uns musikalisch zu inspirieren und dank seines pädagogischen Geschicks und seiner Geduld brachten wir es zusammen mit der Bernauer Stubenmusi zu vielen Auftritten und sogar zu einer Schallplatten-Aufnahme.

Am offenen Grab verabschiedeten sich Grassauer, Grabenstätter und Priener Sänger mit gemeinschaftlichem Gesang, unter anderem mit  der Chiemsee-Hymne, deren Noten und Musik aus der Feder von Willi Weitzel stammen.

– Sterbefoto: Willi Weitzel

– Fotos: Hötzelsperger – 1. Willi Weitzel bei seinem 75. Geburtstag zu Hause – 2. Eindrücke von der Trauerfeier auf dem Friedhof von Bernau  

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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