Gastronomie

Tourismusforum sucht Wege aus dem Arbeitskräftemangel

Auf ihrem diesjährigen Tourismusforum rücken der DEHOGA Bayern gemeinsam mit dem Tourismus Oberbayern München sowie der IHK München und Oberbayern den Arbeitskräftemangel in den Mittelpunkt. Allen in der Branche ist klar: Das Problem muss gelöst werden – für die Gäste und Mitarbeitenden gleichermaßen. Nur wie?

Wo sind sie geblieben? Diese Frage beschäftigt die Betriebe im Gastgewerbe und Tourismus spätestens seit Auslaufen der Corona-Pandemie. Im Gegensatz zu den meisten Gästen sind nämlich noch nicht alle Mitarbeitenden in die Branche zurückgekehrt. Gegenüber 2019 arbeiten heute immer noch 11,6 Prozent weniger Menschen im bayerischen Gastgewerbe. 26 Prozent der Ausbildungsstellen blieben 2022 unbesetzt. Für manchen in der Branche sind das alarmierende Zahlen. Was sind die Gründe und wie lässt sich der Trend wieder drehen?

Für Antworten auf diese Frage trafen sich mehr als 90 Teilnehmer aus der Branche zum Tourismusforum im Alpenhof Murnau. Nach der überstandenen Corona-Krise kämpfen noch viele Unternehmen mit den Nachwirkungen. Die aktuell hohen Einkaufpreise sowie die hohen Energiepreise bei gleichzeitiger Konsumzurückhaltung, die Arbeitskräftegewinnung, Fachkräftesicherung sowie Mitarbeiterbindung sind weitere Beispiele für die Herausforderungen, denen sich die Branche stellen muss. Dennoch blickt man positiv in die Zukunft und investiert vor allem im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Mitarbeiterbindung. Die Tourismusbranche, eine der stärksten bayerischen Wirtschaftszeige, orientiert sich und plant für die Zukunft. Oswald Pehel, Geschäftsführer des Tourismus Oberbayern München, ist sich sicher: „Der Arbeitskräftemangel birgt erhebliche wirtschaftliche Risiken. Wenn Häuser schließen oder ihre Öffnungszeiten verkürzen müssen, verschlechtert sich das Angebot für die Gäste und auch die Einheimischen. Oder die Preise müssen erhöht werden. Das ist auch den Bayernreisenden, die von uns eine hohe Qualität gewohnt sind, nicht immer vermittelbar. Auch die Gastfreundschaft und Servicequalität können darunter leiden. Wir müssen gemeinsam Lösungen finden.“

„Das Gastgewerbe als Rückgrat der heimischen Tourismuswirtschaft macht Bayern lebens- und liebenswert. Es gilt die enormen Herausforderungen wie Kostensteigerungen, Mitarbeitermangel, überbordende Bürokratie und Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu bewältigen. Welche Weichen hier von Betrieben – aber vor allem auch von Seiten der Politik – gestellt werden müssen, um die Leitökonomie Tourismus zukunftssicher zu machen, wollen wir unter anderem beim Tourismusforum Oberbayern beleuchten“, so DEHOGA Bayern-Landesgeschäftsführer Dr. Thomas Geppert bei seiner Begrüßung der Teilnehmer und Gäste.Dazu gab es tatsächlich reichlich Gelegenheiten. Der General Manager des Alpenhofs in Murnau, Chris Junghans, präsentierte die Ausbildungsstrategie des heutigen Gastgebers. Und Frank Beiler vom 25hours Hotel München erläuterte zeitgemäße Arbeitszeitmodelle und Wege zu einer neuen und positiven Mitarbeiterkultur, die von Wertschätzung geprägt ist – und von einer 4-Tage-Woche. Doch die Hotels sind nur ein Baustein zur Lösung. Die Vernetzung im Rahmen des Tourismusforums machte deutlich: Es ist eine Herausforderung für den gesamten Tourismus. Catherine Karanja vom DEHOGA Bayern, Martin Jahna von der Agentur für Arbeit und Sabine Lohmüller als Schulleiterin des Beruflichen Schulzentrums Garmisch-Partenkirchen eröffneten weitere Perspektiven auf den Arbeitskräftemangel.

Höhere Gehälter, attraktive Ausbildungsinhalte, neue Berufsbilder wie Nachhaltigkeitsmanagement oder auch Wellness-Management, Fortbildungsmöglichkeiten, mehr Eigenverantwortung im Job, eine gute Work-Life-Balance, Zusatzleistungen wie Kinderbetreuung, bezahlbare Mitarbeiterwohnungen in der umliegenden Region etc. sollen die Arbeit im Gastgewerbe und Tourismus attraktiver machen. Und auch ausländische Arbeitskräfte können ein Teil der Lösung sein. In der Branche ist man sich einig, dass dazu jedoch seitens der Politik entsprechende Rahmenbedingungen u. a. für die Einwanderung geschaffen werden müssen. Bürokratieabbau, Flexibilisierung der Arbeitszeitgesetze hin zu einer Wochenarbeitszeit, die den Wünschen der Mitarbeitenden entsprechen oder die dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer sind Rahmenbedingungen, die politisch verbindlich geregelt werden müssen. Deshalb will die Branche auch künftig für mehr Wertschätzung und Akzeptanz kämpfen. Zusammen mit dem Kultursektor hat der Tourismus besonders unter den Krisen zu leiden, entwickelt jedoch immer wieder kreative und neue Lösungen. Als Entgegenkommen erwarteten die versammelten Branchenvertreter eine entsprechende politische Unterstützung.

Andreas Korn, stellvertretender Leiter der IHK-Geschäftsstelle Weilheim, zog angesichts der vielen Impulse ein positives Fazit des Tages: „Unsere Region bietet Gastfreundschaft aus vollem Herzen – und lebt zugleich davon. Weil große Teile der hiesigen Wirtschaftsstruktur direkt und indirekt vom Tourismus abhängen, war der heutige Austausch außerordentlich wichtig. Ich bin überzeugt davon, dass die heimischen Tourismusbetriebe große Lust darauf haben, neue Wege zu gehen, um sich bestmöglich für die Zukunft aufzustellen – das haben die Best-Practice-Beispiele gezeigt.“

Für Oswald Pehel ist die Sache klar: „Andere Branchen nehmen gerne Quereinsteiger aus dem Tourismus und Gastgewerbe, weil sie mit Menschen gut umgehen können. Fachwissen lässt sich meist erlernen, der Umgang mit Menschen nicht immer. Dieses Potenzial dürfen wir nicht ziehen lassen und müssen den Tourismus als attraktiven Arbeitgeber erhalten. Damit auch mehr Quereinsteiger zu uns kommen.“

Bericht: DEHOGA Bayern  – Foto: Hötzelsperger

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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