Leitartikel

Theater Rosenheim: Horst Rankl hört auf

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Wird in Rosenheim über Theater gesprochen, fällt oft ganz automatisch der Name Horst Rankl. Vor 60 Jahren stand er zum ersten Mal für das Theater Rosenheim auf der Bühne. Vor 24 Jahren wurde er zum ersten Vorsitzenden ernannt. Nun will der 83-jährige kürzer treten und hat den Vorsitz an Frank Kefer übergeben.

Frage: Sich nach so langer Zeit vom Theaterleben zu verabschieden, fällt sicher nicht leicht?
Antwort: Natürlich nicht. Aber auch ich werde nicht jünger und vieles fällt mit zunehmenden Alter eben schwerer. Darum ist es jetzt für mich an der Zeit kürzer zu treten. Ganz verabschieden werde ich mich vom Theater Rosenheim aber sowieso noch nicht.

Frage: Wie bleiben Sie dem Theater denn noch erhalten?
Antworten: Ich werde bei unserem Tabaluga-Kindertheater im kommenden Dezember noch mal Regie führen. Außerdem stehe ich natürlich meinem Nachfolger jederzeit mit Rat und Tat zur Seite, wenn gewünscht.

Frage: Nach den vielen Jahren überwiegend hinter den Kulissen, könnte es doch auch noch mal an der Zeit sein für eine Hauptrolle?
Antwort: Vielleicht noch die eine oder andere Nebenrolle. Aber Hauptrolle glaube ich eher nicht.

Frage: Was war denn Ihre Lieblingsrolle?
Antwort: Gerne gespielt habe ich die Titelrolle in „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“. Am schwierigsten war für mich „Der Hauptmann von Köpenick“.

Frage: Hauptberuflich waren Sie erst beim Bundesgrenzschutz und Bundesbehörden beschäftigt, dann bis zu Ihrem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2005 bei der Stadt Rosenheim, zuletzt als Leiter des Hauptamtes. Wann haben Sie eigentlich als Hobby das Theaterspielen entdeckt?
Antwort: Schon in meiner Jugendzeit. ich war immer der Clown und Unterhalter. Ich kann mich noch an so manchen Kameradschaftsabend beim Bundesgrenzschutz erinnern, für den ich Sketche geschrieben habe. Die kamen dann auch gut an.

Frage: Wer hat Ihnen das Theaterspielen beigebracht?
Antwort: Wie sagt man heutzutage so schön, Learning by doing.  Ich war Autodidakt und hab mir vieles bei den Profis abgeschaut.

Frage: Können Sie ich noch an Ihre erste große Rolle erinnern?
Antwort: Natürlich. Damals war ich 24 Jahre alt. Entdeckt wurde ich von dem damaligen großen Rosenheimer Theaterfachmann Rolf Cattepoel. Der sprach mich spontan auf der Straße an. Ich sagte sofort zu und spielte den Peppone in dem Theaterstück „Don Camillo und Peppone“.

Frage: Wie sehr hat sich die Welt des Theaters in unserer Region seitdem verändert`?
Antwort: Sehr. Damals gab es in ganz Bayern um die 150 Vereine. Heute sind es über 700 Ensembles mit rund 60.000 Mitglieder. Und leider werden damit Vorschriften, Auflagen, Bürokratismus und auch die finanzielle Belastung immer mehr. Auch bei der Suche nach Sponsoren tut man sich zunehmend schwieriger.

Frage: Seit 2003 sind Sie auch Präsident des Verband Bayerischer Amateurtheater. Legen Sie nun auch diese Tätigkeit nieder?
Antwort: Noch nicht gleich, aber im kommenden Oktober werde ich auch dieses Amt an einen Nachfolger übergeben.

Frage: Wie viele Stunden Arbeit steckten in den vergangenen Jahrzehnten in so viel ehrenamtlichen Engagement?
Antwort: Das war für mich schon immer eine 40 Stunden Woche.

Frage: Und in den ganzen Jahren haben Sie nie darüber nachgedacht, Ihre Freizeit und dann den Ruhestand ruhiger angehen zu lassen?
Antwort: Sicher gab es immer mal wieder Augenblicke, wo ich dachte, so jetzt reicht es. Aber wenn man dann die Freude des Publikums sieht und der Applaus kommt, ist auch schon wieder alles vergessen und man plant wieder für das nächste Stück.

Frage: Sie haben die Theaterwelt aus den verschiedensten Blickwinkeln heraus kennengelernt: als Theaterspieler, als Regisseur und als Schreiber. Was war am schwierigsten?
Antwort: Das Schreiben ist schwerer als das spielen. Für die historischen Stadtspiele musste ich immer viel recherchieren. Das dauerte immer mindestens ein bis zwei Jahre.

Frage: Wird es die historischen Stadtspiele auch nach der Ära Horst Rankl noch geben?
Antwort: Ja, mein Nachfolger will diese Tradition unbedingt weiter am Leben erhalten.

Frage: Werden Sie dafür noch ein weiteres Stück schreiben?
Antwort: Mal schauen. Auf alle Fälle bietet die Rosenheimer Stadtgeschichte noch vieles, was sich dafür eignet, auf die Bühne gebracht zu werden.

Frage: Die historischen Stadtspiele lagen Ihnen immer auch ganz besonders am Herzen?
Antwort: Das erste Rosenheimer Historienspiel fand im Jahr 1995 als Begleitveranstaltung zur Ausstellung „Salz Macht Geschichte“ im Lokschuppen statt. Das Drehbuch dafür schrieb der renommierte Autor Dr. Carl Oskar Renner und ich führte Regie. 200 Mitwirkende machten die Geschichte auf dem Max-Josefs-Platz lebendig. Über 10.000 Zuschauer kamen. Das forderte natürlich zu eine Fortsetzung heraus.

Frage: Es folgte die „Schwedenplag am Inn“ und 1999 „Im Spiel der Mächte“. Da haben Sie dann auch erstmals das Drehbuch geschrieben.
Antwort: Carl Oskar Renner war inzwischen verstorben und so fragte man schließlich mich, ob ich nicht auch diese Aufgabe übernehmen will und ich sagte zu.

Antwort: Für Ihr Engagement und Können gab es viele Auszeichnungen, darunter das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten, das Bundesverdienstkreuz am Bande, den Bayerischen Verdienstorden und die Goldene Bürgermedaille der Stadt Rosenheim.
Frage: Ja und diese Anerkennung tut natürlich gut. Der beste Lohn für einen Theatermenschen ist aber natürlich immer der Applaus des Publikums.
(Quelle: Das Interview führte Karin Wunsam / Beitragsbild: Innpuls.me)

Weitere Bilder: Hötzelsperger – Horst Rankl bei den Samerberger Freilichtspielen, dessen Autor er dreimal war – Bilder 2004 von der Drehbuch-Übergabe mit Hans Sattlberger (li.) und Hans Bauer – Blick auf den Spielplatz.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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