Tourismus

Spaziergang Römerregion Chiemsee

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Zu einer Führung auf den Spuren von Acutus und Amanda lud das Katholische Bildungswerk Traunstein ein  – Marion Tippmann-Böge, Gästeführerin für die Römerregion Chiemsee, versammelte etwa 15 Interessierte bei strahlendem Sonnenschein am aufgestellten Römerstein an der Staudacher Achenbrücke. Wichtig war ihr, die Botschaft der Römerregion Chiemsee zu übermitteln: Die elf Gemeinden, die sich zusammengeschlossen haben, tun das unter dem Motto „Wo Kelten und Römer friedlich zusammenlebten“.

Das konnte die studierte Archäologin dadurch belegen, dass in unserer Region, dem westlichsten Teil der römischen Provinz Noricum, zwar Alltagsgegenstände wie Scherben, Münzen, Schmuck in Siedlungsgebieten und Höfen gefunden wurden. Aber keine Waffen oder Überreste von Burgen oder Wehrtürmen. Aus der Geschichtsschreibung ist bekannt, dass Noricum nie erobert wurde. Als Beispiel für die besonders gelungene Integration oder besser gesagt den Übergang von den Kelten zu den Römern, wies sie darauf hin, dass die Römer zwar Wein, Obst- und Getreideanbau mitbrachten, die Rinder-, Schaf- und Ziegenzucht der Kelten aber angenommen haben. Die Religion und Sitten der ansässigen Bevölkerung (Kelten) vermischte sich nach und nach mit der der Römer. Jahrhundertelang gab es eine friedliche Koexistenz der Kelten und Römer.

Der Grabstein von Acutus und Amanda wurde Anfang des 19. Jahrhunderts an der Egerndacher Kirche gefunden und in die Archäologische Staatssammlung in München gebracht. Dort wurde er genau beschrieben, vermessen und dokumentiert – was ein großes Glück war, denn die Sammlung wurde im Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen zerstört. Aufgrund dieser Dokumentation war es Steinmetzmeister Fritz Seibold jun. und der Bildhauerin Linda Blüml möglich, den römischen Stein mit historischem Werkzeug zu rekonstruieren. Abgebildet ist ein Paar, ehemalige Sklaven, die zu Wohlstand gekommen sein müssen, denn der Grabstein wurde bereits zu deren Lebzeiten erstellt. Der Mann, Acutus, ist dargestellt wie ein Römer. Er trägt keinen Bart und die Haare sind glattgezogen. Seine Frau, Amanda, trägt ein keltisches Gewand, das mit einer Fibel, quasi einer Sicherheitsnadel, zusammengehalten wird. Zur Abrundung ihrer Informationen hatte Tippmann-Böge die Nachbildung eines Originals dabei, sodass sich die Zuhörer eine Vorstellung von der damaligen Mode machen konnten.

Der Rundgang ging dann weiter durch Staudach, das bei der Gebietsreform 1972 mit Egerndach zusammengelegt wurde und die kleinste Gemeinde des Landkreises Traunstein ist. Tippmann-Böge wusste viel zu erzählen über die Höfe, deren Geschichte zum Teil bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. An der Kirche St. Andreas, wo die Archäolgoin auf die Bestattungskultur der Römer zu sprechen kam, endete der ebenso informative wie unterhaltsame Rundgang.

Bericht uns Bilder / Katholisches Bildungswerk Traunstein / Susanne Tofern

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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