Freizeit

Priener Stippelwerft: Vom Sumpf zum Sportboothafen

Jeder Ort hat interessante Geschichten aus der Vergangenheit, die darauf warten, wieder ausgegraben und erzählt zu werden. Im Rahmen der „Priener Geschichten“ lässt die Prien Marketing GmbH (PriMa) Einheimische zu Wort kommen, die die junge und alte Geschichte der Seegemeinde für den Leser ganz neu erfahrbar machen.

In den Sommermonaten ist für manch einen Bootsbesitzer der Sportboothafen Stippelwerft so etwas wie ein zweites Zuhause. Teilweise sind die Schiffe schon in der vierten Generation an der heute 570,86 Meter langen Steganlage vertäut. Visasvis des 2012 erbauten Hafenbürogebäudes macht der Geschäftsführer der Chiemsee Marina GmbH (CMG) Dirk Schröder die Leinen los.

Zum Anlass der Einweihungsfeierlichkeiten vor sieben Jahren hatte Schröder, damals noch Bereichsleiter bei der Priener Tourismus GmbH, die Stippelwerft-Chronik überarbeitet und weiß bestens darüber Bescheid, wie sich der Hafen in den 95 Jahren seiner Geschichte entwickelt hat. „Früher war das alles Sumpfgebiet“, erzählt der Geschäftsführer während er langsam das Motorboot „Lotse“ aus dem Hafenbecken schippert. Nach einer halben Seemeile drosselt er den Motor und geht rasch und behände zum Bug. Sein Blick schweift über den Uferbereich – die Stippelwerft, das benachbarte Prienavera Erlebnisbad mit Strandbad, das ebenfalls von der CMG betrieben wird und die Priener Schären.

„Den Grundstein für den Wassersport am Chiemsee legte Robert Banfield bereits im Jahr 1924, indem er das Gelände über die damalige Priener Mülldeponie erschloss und einen der ersten Sportboothäfen errichtete. 3.500 Kubikmeter Kies landeten hier im Moor, ein Kanal wurde ausgebaggert und Stege gebaut. Bis 1930 entstand ein sportlich bedeutsamer Bootsmietpark“, berichtet der „Kapitän“ weiter. Doch die Weltwirtschaftskrise ging auch an der „Chiemsee-Werft & Hafen GmbH“, die Banfield mit weiteren Beteiligten betrieb, nicht spurlos vorüber. Nach dem Konkurs zog er aus beruflichen Gründen nach Berlin und setzte seinen langjährigen Mitarbeiter Leonhard Stippel als Verwalter ein. Dem Betreiber wurden wohl in den folgenden Jahren unverhältnismäßig große Steine in den Weg gelegt und die Zusammenarbeit zwischen Banfield und Stippel, der nach Kriegsende 1946 den Hafen schlussendlich übernahm, erlitt einen sprichwörtlichen „Schiffsbruch“. 1949 füllte der neue Hafenleiter nochmals das Gelände mit 500 Kubikmeter Aushubmaterial des neu gebauten Priener Krankenhauses auf und bis zu seinem Tod 1972 betrug die Gesamtlänge der vier Steganlagen 174,25 Meter.

Seine Tochter, Katharina Stippel führte die „Werft“ bis zur Übernahme durch die Marktgemeinde Prien im Jahre 1987. Mit einer Kapazität von rund 450 Wasser-, Land- und Hallenliegeplätzen betrieb die Tochtergesellschaft PTG von 1998 bis zur Aufteilung in die CMG und PriMa den Sportboothafen Stippelwerft.

Bericht: Prien Marketing GmbH
Foto: Prien Marketing GmbH, Michaela Röpke – Bildunterschrift: Dirk Schröder Geschäftsführer der Chiemsee Marina GmbH leitet den Sportboothafen Stippelwerft. Insgesamt 4.000 Kubikmeter Kies und Erdreich legten das einst sumpfige Gelände trocken.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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