Leitartikel

Otfried-Preußler-Gedächtnislesung im KIZ Aschau

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Alle kennen sie die Geschichten von Otfried Preußler, die kleinen Kinder und die groß gewordenen Kinder“, begrüßte Landtagspräsidentin Ilse Aigner die Zuhörer bei der achten Otfried-Preußler-Gedächtnislesung im KIZ Aschau anlässlich seines 100. Geburtstages. „Die Geschichten sind so zeitlos und die Figuren passen zu allen Lebenslagen, jeder kann sich etwas aus dem Werk von Preußler herausholen und schließlich wie hier im Hause dafür sorgen, dass Kinder eine bessere Zukunft haben“.

„Ich bin ein Geschichtenerzähler“, sagte Otfried Preußler immer von sich; wer das immer noch nicht wissen sollte, der konnte sich im KIZ Aschau bei der großen Lesung zum 100. Geburtstag von Otfried Preußler persönlich davon überzeugen. Der kleine Wassermann kam quicklebendig zur Lesung in die „Mittelstation 1“ des KIZ Aschau. Das „pralle Bilderbuch“ mit den Abenteuern des kleinen Wassermanns auf dem Mühlenteich fand allgemeinen Anklang bei den Kindern aus dem KIZ Aschau und ihren Gästen. Es machte an diesem Abend die Märchenwelt der Lausitz für die Besucher aus Aschau wieder lebendig. Seit fast drei Generationen werden die Bücher von Otfried Preußler gelesen und die Figuren daraus sind allen Kindern vertraut, im KIZ Aschau sind sie für alle Patienten, Bewohner und Mitarbeiter Basiswissen. Die Gruppen der Tagesstätte im KIZ sind nach seinen bekanntesten Werken benannt: von der „Kleinen Hexe“ dem „Kleinen Gespenst“ und dem „kleinen Wassermann“, über „Hörbe mit dem großen Hut“, „Pumphutt“, Räuber Hotzenplotz bis hin zu den „Abenteuern des starken Wanja“. Der Chor des Aschauer Behandlungszentrums umrahmte den Abend musikalisch. Nach dem Ende der Lesung und den letzten Tönen des Liedes mit den Preußlerschen Figuren besuchte Ilse Aigner einige Stationen im großen Haus an der Bernauer Straße, das seit über 100 Jahren für die benachteiligten Kinder in der Region sorgt. Chefarzt Dr. Florian Paulitsch führte die Landtagspräsidentin durch die Räume und erklärte die Gerätschaften zur Behandlung der Kinder. Besuche in den Krankenzimmern mussten wegen der Infektionsgefahr unterbleiben.

Vor der Lesung erinnerte der Vorsitzende des Stiftungsvorstands, Professor Randolf Rodenstock, an die 106-jährige Geschichte des KIZ Aschau und seiner vielen Vorgänger sowie das langjährige segensreiche Wirken von Otfried Preußler für das Haus und die Klinik in Aschau. „Seit weit mehr als 40 Jahren besteht diese Verbindung des Hauses zu Otfried Preußler und seiner Familie, sie entstand durch mehrere Besuche von ihm in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts; Otfried Preußler war ein Mensch, der etwas tun wollte, der anderen helfen wollte. Auch nach seinem Tod wirkt Otfried Preußler weiter für das KIZ Aschau“. Seit 1992 war er Erster Vorsitzender der von ihm mitbegründeten gemeinnützigen Vereinigung „Hilfswerk für die Orthopädische Kinderklinik Aschau“, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die jungen Patienten und ihre Familien in Notfällen zu unterstützen. „Wir springen mit unserer Hilfe da ein, wo andere Quellen nicht vorhanden sind“ so Professor Rodenstock. „Das beginnt ganz einfach mit dem Kauf von Kinder- und Jugendbüchern, mit der wohnlichen Ausstattung der Räumlichkeiten und setzt sich fort mit der Finanzierung der Aufenthalte von Eltern, die während des Klinikaufenthalts bei ihren Kindern bleiben wollen oder auch müssen. Wir haben mitgeholfen bei der Beschaffung von zehn Apparaten zur Extremitätenverlängerung, wir haben die Einrichtung des Ganglabors und die Geräte für die Physiotherapie finanziert, wir haben die Kletterwand in der Eingangshalle errichtet und kümmern uns um die regelmäßigen Besuche der Klinikclowns. Schwerbehinderte Kinder aus der dritten Welt und aus Kriegsgebieten, werden hier im Hause betreut, operiert und mit besseren Lebenschancen in ihre Heimat entlassen. Rund 1,8 Millionen Euro wurden so in den vergangenen Jahren von der Stiftung für Projekte aller Art zur Verfügung gestellt“.

Der Chefarzt Dr. Florian Paulitsch gab einen kurzen Einblick in das ärztliche Geschehen in der Kinderklinik Aschau. „Unser Haus beschäftigt sich ausschließlich mit Kinderorthopädie und behandelt Patienten zwischen wenigen Lebenstagen bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres. Das Haus verfügt über zwei Operationssäle und 69 Betten, verteilt auf drei Stationen. Pro Jahr werden etwa 500 bis 600 Kinder behandelt, rund 1400 Operationen fallen dabei an. Zusätzlich werden in der Ambulanz des Hauses weitere 6500 Patienten behandelt”.

Geschäftsführer Peter Wichelmann ergänzte, dass zum KIZ-Komplex in Aschau nicht nur die Orthopädische Kinderklinik und die Ambulanz gehöre, sondern auch die Heilpädagogische Tagesstätte, das private Förderzentrum und das Heilpädagogische Wohnheim im Würzburger Haus am Südrand von Aschau

Und die Hilfe geht weiter: zum Jahresende hin werden das KIZ Aschau und die Kinderklinik wieder einmal die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung in Form vieler Spenden spüren. „Es ist gut zu wissen, dass sich so viele Menschen in der Region an der Unterstützung für unsere Kinder beteiligen – das macht alle, die in dieser Einrichtung Verantwortung und Sorge tragen, sehr dankbar. Die Kinder stehen bei uns im Zentrum, der Mensch im Mittelpunkt – wir sind ein Zentrum für die Kinder“, so Professor Rodenstock und der Geschäftsführer der Einrichtung Wichelmann. Sie dankten allen, die das KIZ Aschau bei seiner Arbeit seit vielen Jahren durch Spenden unterstützen. „Unsere Kinder sind im Hause gut versorgt und erhalten durch die staatlichen Zuwendungen alles, was zum Leben unbedingt notwendig ist. Aber wie alle Kinder und Jugendlichen haben sie Wünsche, die wir für sie mit den zusätzlichen Spenden finanzieren können. Der Bezirk Oberbayern, die zuständigen Ämter und die Behindertenhilfe liefern als Grundlage quasi das Brot – Butter und Marmelade finanzieren wir aus den vielen Spenden, die wir in jedem Jahr erhalten“.

Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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