Kultur

Kulturerbe Regensburg wird weltweit zugänglich

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Bequem vom heimischen Wohnzimmer aus in den reichhaltigen Beständen des Stadtarchivs Regensburg stöbern? Für Regensburgerinnen und Regensburger sowie Forscher aus aller Welt ist das nun überhaupt kein Problem mehr. Nach mehrjähriger Vorbereitung erfolgt am Mittwoch, 27. Oktober 2021, die Freischaltung des lang erwarteten Online-Archivportals durch Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Kulturreferent Wolfgang Dersch, Stadtarchivar Lorenz Baibl sowie Dr. Thomas Feuerer, den Vorsitzenden des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg.

In einem ersten Schritt stehen nun knapp 150.000 Datensätze zu einzelnen Archivalien im Internet zur Verfügung. Über eine einfache Stichwort-Suche können so Unterlagen zur Stadtgeschichte vom späten Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert ausfindig gemacht werden, die man im Archivlesesaal kostenlos einsehen kann. Zu mehr als 4.000 dieser Datensätze werden nicht nur inhaltliche Informationen (z.B. Titel und Laufzeit), sondern sogar komplette Digitalisate angezeigt. In Gänze stehen nun unter anderem die städtischen Urkunden sowie die umfangreiche Sammlung historischer Ratsdekrete zur digitalen Nutzung bereit. Daneben kann man sich beispielsweise auch das berühmte Runtingerbuch – ein echter Schatz des Stadtarchivs – sowie die älteren Bürgeraufnahmebücher der Reichsstadt am heimischen Rechner aus nächster Nähe ansehen. Digital verfügbar sind außerdem die wertvollen Urkundensammlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, die seit 1994 im Stadtarchiv als Depositum aufbewahrt werden. Und das ist erst der Anfang: Das Onlineportal wird stetig ausgebaut und sukzessive mit weiteren Findmitteln (d.h. Inhaltsverzeichnissen) und digitalisierten Archivalien bestückt werden. Allerdings werden aufgrund archivrechtlicher Schutzfristen die neueren Bestände des Stadtarchivs zunächst nicht online recherchierbar sein.

„Mit der heutigen Freischaltung des Archivportals geht ein langgehegter Wunsch von Politik und geschichtsinteressierten Regensburgerinnen und Regensburgern in Erfüllung“, freut sich Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer. „Unser Stadtgedächtnis wird nun auch digital erlebbar. Zu entdecken gibt es viel Spannendes, Überraschendes und sicher auch Kurioses zur Geschichte unserer Stadt.“ Auch Kulturreferent Wolfgang Dersch ist von den neuen Möglichkeiten für die Archivnutzung begeistert: „Das einzigartige schriftliche Kulturerbe Regensburgs wird somit gewissermaßen weltweit zugänglich gemacht.“ Glücklich ist aber vor allem Lorenz Baibl, der Leiter des Stadtarchivs, dessen Team in den vergangenen Jahren intensiv auf diesen Tag hingearbeitet hat. „Für uns ist das ein echter Quantensprung“, so Baibl. „Endlich können wir einen Teil unserer unzähligen Archivschätze in digitaler Form zu den Nutzerinnen und Nutzern nach Hause bringen.“ Der Stadtarchivar ergänzt jedoch, dass man sich die Fertigkeiten zum Entziffern einer alten Urkunde oder eines Ratsdekrets in Fraktur nach wie vor selbst aneignen müsse. „Aber auch dafür gibt es mittlerweile Tutorials im Internet.“

Das neue Onlineportal des Stadtarchivs kann ab heute unter www.regensburg.de/stadtarchiv aufgerufen werden.

So funktioniert das neue Archivportal
Am Einfachsten funktioniert die „Volltextsuche“, mit der – ganz wie bei Google auch – ein eingegebener Suchbegriff in allen Feldern der Datenbank gesucht wird. Gezielt einschränken, zum Beispiel auf einen bestimmen Zeitraum, lässt sich die Recherche mit der „Feldsuche“. Archivnutzerinnen und Nutzer, die sich im Stadtarchiv bereits auskennen, können mit der „Archivplansuche“ zudem unmittelbar in einer hierarchisch gegliederten Ansicht der gesamten Archivbestände suchen. Entdeckt man interessante Archivalien, die noch nicht digitalisiert sind, können diese unter Angabe der Archivsignatur per E-Mail zur Einsichtnahme in den Lesesaal bestellt werden.
Zu beachten ist, dass nur Teil der überlieferten Archivalien des Stadtarchivs über die Online-Recherche durchsuchbar ist. Manche Bestände sind bislang nicht verzeichnet oder nur durch analoge Verzeichnisse erschlossen. Aus archivrechtlichen Gründen (Datenschutz) werden bestimmte, vor allem personenbezogene Archivalien nicht in der Online-Recherche angezeigt.

Das Stadtarchiv Regensburg – ein kurzer Steckbrief
Das Stadtarchiv Regensburg gehört zu den großen kommunalen Archiven Bayerns. Als „Gedächtnis“ der Stadtgesellschaft ist es die zentrale Anlaufstelle für alle Fragen zur Geschichte Regensburgs. Das Archiv, das seit den 1970er Jahren im Runtingerhaus in der Keplerstraße untergebracht ist, verfügt über historisch bedeutende Bestände im Umfang von rund 9.500 laufenden Metern aus der Zeit vom 13. Jahrhundert bis heute. Zu seinen besonderen Schätzen zählen beispielsweise das Handelsbuch der Kaufmannsfamilie Runtinger aus dem späten Mittelalter, mehrere Originalbriefe von Martin Luther oder die Porträtbücher der Regensburger Ratsherren aus späten Reichsstadtzeit. Als Depositum befinden sich seit 1994 auch das Archiv und die Bibliothek des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg im Stadtarchiv.

Bericht und Foto: Stadt Regensburg – www.regensburg.de

Bild: v. l. n. r.: Dr. Thomas Feuerer (Vorsitzender des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg), Stadtarchivar Lorenz Baibl , Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Kulturreferent Wolfgang Dersch © Stadt Regensburg, Peter Ferstl

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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