Kultur

Erinnerungszeichen für den in Rosenheim geborenen Dr. Felix Samson Perutz (1875 – 1937)

Veröffentlicht von Günther Freund

Am kommenden Mittwoch, den 12. Oktober, wird Stadtrat Alexander Reissl in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München bei einer Gedenkveranstaltung in der Aula der Hochschule für Philosophie München ein Erinnerungszeichen für den Mediziner Dr. Felix Samson Perutz (1875 – 1937) an die Öffentlichkeit übergeben.

Der Arzt hatte sich in München mit großem Einsatz ehrenamtlich engagiert, etwa in der Betreuung von Waisenkindern. Durch die nationalsozialistischen Rassegesetze wurde er aus der Gesellschaft ausgeschlossen. 1937 nahm er sich das Leben. Zu seinen Ehren findet am 12. Oktober um 15 Uhr in der Hochschule für Philosophie München eine Gedenkveranstaltung statt. Anschließend wird an seinem ehemaligen Wohnort in der Königinstraße 69 das Erinnerungszeichen angebracht.

Erinnerungszeichen

Felix Samson Perutz kam 1875 in der Nähe von Rosenheim zur Welt. Er ging auf das Münchner Wilhelmsgymnasium und studierte Medizin. Ab 1899 war er in Berlin und Worms als Arzt tätig. 1896 konvertierte er von der jüdischen zur evangelischen Religionsgemeinschaft. 1902 heiratete er die Protestantin Helene Schöttle, das Ehepaar lebte in München und bekam einen Sohn und zwei Töchter. Für seinen Einsatz im Ersten Weltkrieg als Arzt wurde Perutz mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse geehrt.

ein Erinnerungszeichen in der Münchner Montgelas-Straße

Dr. Felix Samson Perutz hatte eine Praxis in der Sonnenstraße 12, im Jahr 1923 wurde er zum Sanitätsrat ernannt. Er nahm verschiedene Ehrenämter wahr, so die ärztliche Betreuung der Kinder im Evangelischen Waisenhaus in der Kaulbachstraße. Außerdem war er Gründungsmitglied und von 1921 bis 1924 Vorsitzender des „Bayerischen Landesverbandes gegen den Alkoholismus“. Nach dem Tod seiner Ehefrau 1933 wohnte Dr. Felix Samson Perutz in dem Haus in der Königinstraße 69, das ihm gehörte. Nach dem Erlass der „Nürnberger Rassegesetze“ 1935 galt der Protestant aufgrund seiner jüdischen Herkunft als Jude. Die Nationalsozialisten unterwarfen ihn ihrer antisemitischen und rassistischen Gesetzgebung. Tief erschüttert von seinem Ausschluss aus seinem bisherigen Lebensumfeld und aus der Münchner Gesellschaft beging Dr. Felix Samson Perutz am 11. November 1937 Suizid.

Programm am Mittwoch, 12. Oktober 2022:

15:00 Uhr: Gedenkveranstaltung in der Aula der Hochschule für Philosophie München  (Kaulbachstraße 31/33)

Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher, Präsident der Hochschule für Philosophie München

Stadtrat Alexander Reissl, in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München

Tim Ohnhäuser, Universität zu Köln

Benno Freiherr von Rechenberg, Angehöriger und Initiator des Erinnerungszeichens

Patric Wolf, Vorsitzender des Bezirksausschusses 12 Schwabing-Freimann

Es spielen Damen und Herren des Münchner Ärzteorchesters.

16.15 Uhr: Übergabe des Erinnerungszeichens am ehemaligen Wohnort in der Königinstraße 69

Zu den Erinnerungszeichen:

Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie in zwei Ausführungen – als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild. Durch die gelochte Oberfläche können die Informationen auch ertastet werden.

Presseinformation des Kulturreferats

Weitere Informationen: www.erinnerungszeichen.de

Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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