Land- & Forstwirtschaft

Die Hausnamen und ihre Bedeutung

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Ein Haus ist mehr als nur eine Konstruktion aus Stein, Holz, Lehm, Ziegel und Glas. Es ist auch eine Heimstatt für die Menschen mit all ihrem Denken, Fühlen, Wollen und Schaffen. Ein Straßenname mit Hausnummer, wie es heute üblich ist zur genauen Bezeichnung, kann ein Gebäude lediglich registrieren – ein Hausname dagegen spiegelt die Geschichte eines Anwesens wider und unterstreicht dessen Besonderheit.

Diese Beschreibung des „Verbands für Orts- und Flurnamenerforschung in Bayern e.V“ ist sehr zutreffend. Bis heute werden – zumindest von eingesessenen Bewohnern – die Hausnamen verwendet zur Bezeichnung der Bauernhöfe in der Umgebung. Sie dienen der Bezeichnung von Haus und Hof, aber auch des Besitzers, seiner Familie und allen Bewohnern des Anwesens. Die Hausnamen haften meist am Haus, auch wenn ein Besitzer verkauft oder stirbt und ein Nachfolger mit einem anderen Familiennamen übernimmt. Hausnamen können bis ins Mittelalter zurückreichen, die meisten gehen mindestens auf die Zeit vor 1800 zurück. Unsere heute noch gebräuchlichen Hausnamen lassen sich auf unterschiedliche Wurzeln zurückführen:

Lage des Hofs

Liegt der Hof in der Einöde im Sinne eines frühen Aussiedlerhofs, so ist das „z’Ed“ bzw. der Eder. Oftmals ist die Lage in der Nähe des Waldes (Holzen) bezeichnend, ebenso „An der Straß“ – der Bauer an der Straß. Oder aber der Bauer in der Au – der Auer. In vielen Dörfern gibt es auch Höfe mit den Hausnamen „Ertl“ oder „Echtl“. Das ist der Hof am Ende des Dorfes. Wurde dann aber doch nochmals ein Hof danach errichtet, war dieser der „Lexn“ oder „Löxn“, also der letzte Hof.  Da diese Bezeichnung oftmals vorkommen, wurde zusätzlich differenziert, z. B. Oberholzen und Unterholzen, Unterau und Oberau etc.  Diese Hofnamen wurden dann, als im Mittelalter zunehmend Familiennamen eingeführt wurden, um die Bevölkerung besser unterscheiden zu können, als Familiennamen übernommen – Eder, Auer, Ertl, Holzner, Niederauer und viele mehr.

Funktions- oder Amtsbezeichnung und Hofgröße
Die Höfe waren in Zeiten der adeligen und kirchlichen Grundherrschaft eingeteilt nach ihrer Größe und damit nach ihrer „Zahlkraft“ in Sachen Steuern und Abgaben. War ein Hof entsprechend groß und wurde nur von einer Familie bewirtschaftet, hatte dieser Bauer eine Vorrangstellung – oftmals als „Verwaltungsbeamter“ der Grundherrschaft. Er war der „Majordomus“ – der erste im Haus. Daher gibt es viele Hof- und auch dann in der Ableitung Familiennamen -, die Moar, Moian heißen bzw. Mayer, Maier oder Mayr. Oder dann Hintermoar oder Obermayer. Im Gegensatz dazu gab es auch viele mittlere Gehöfte, die die Steuerkraft eines halben Hofs, einer Hube, darsteltlen. Daher kommen die vielen Hof- und Familiennamen Huber. Oder zur besseren Unterscheidung dann Oberhuber, Unterhuber etc.

Gewerbe
Die oftmals sehr kleinen Landwirtschaften reichten nicht aus zur Existenzsicherung ihrer Inwohner. Deshalb gab es bei vielen Höfen die „Gerechtsame“, verschiedene Berufe nebenbei auszuüben: Schneider, Schuster, Weber, Bäcker, Schmied oder auch „Nagelmeister“ – das Schmieden kleiner Nägel – und „Kohlstatter“ – das Brennen von Holzkohle. Diese Berufsbezeichnungen gingen in den Hofnamen mit ein und haben sich bis heute erhalten, während die allermeisten Gewerbe schon lange der Vergangenheit angehören.

Familiennamen
Durch Einheirat, Erbfolge, aber auch Verkauf kamen neue Familiennamen auf die alten Höfe. Und diese Famiiennamen fanden als Hofname Verwendung und blieben oftmals am Hof „kleben“, wenn schon lange wieder der Familienname gewechselt hatte. Beispiele dafür sind Schorn (als Familienname in Freilassing im 17. Jahrhundert nachgewiesen), Steger (Stöger), Knoll, Gundringer oder auch Schleininger (den es in Gemeinde Saaldorf-Surheim öfters als Hofnamen gibt). Klinger gibt es auch mehrfach, wobei unterschieden wird – der Klinger z’Kling oder der Klinger z’Leustetten oder der Klinger z’Bering (Berchtolding).

Vornamen
Wahrscheinlich haben die männlichen Vornamen, die über Generationen auf den Höfen vorgeherrscht haben, dazu geführt, dass Hofnamen daraus wurden. So gibt es den „Damei“ (Thoman-Bauer – von Thomas), den Woifei (Wölfl – von Wolfgang), den Hansenbauern oder den „Grazei“ (von Pankratius). Weibliche Vornamen kommen so gut wie gar nicht vor.

Zusammengesetzte Hofnamen
Viele Hofnamen waren sehr häufig und damit nicht immer eindeutig. Denken wir nur an Ed – zwei Bauernhöfe, die sich über die Vornamen wohl früherer Besitzer unterscheiden: Hiasleder (Hiasl) und Doneder (Toni). Auch der Berger-Hartei ist so ein Beispiel. Sehr oft – wie schon oben angeführt – wurde auch nochmals geografisch differenziert: Ober-, Unter-, Hinter-, Vorder-, Nieder- oder Hoch- etc. Heute gibt es noch wenige Beispiele, wo sich Hofname und Familienname über Jahrhunderte hinweg in gleicher Form erhalten haben. Oder aber der Hofname wieder mit dem Familiennamen gleich wurde – durch Einheirat oder Verkauf (Moar – Mayer). Mit der Tradition der Verwendung von Hofnamen geht auch eine Redewendung einher, die leider eher vom Aussterben betroffen ist: „Wia schreim se de?“, d.h. „Wie schreibt sich die Familie?“. Die Frage gilt dem Familiennamen, der früher nur im schriftlichen Verkehr verwendet wurde – und damit selten.

Bericht und Repros: Marianne Hauser / Gudrun Rehrl

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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