Als „ein in spätern Kulturzeiten Gewordenes“ bezeichnete Theodor Fontane die wendischen Trachten, übersetzt: Tracht lebt! Zugleich bewunderte er während seines Besuchs im Spreewald, dass vor allem die Damen „der Nivellierkunst unserer Zeit und großen Städten siegreich widerstanden“. Damit sagte er zwei wichtige Dinge über Trachten: Tracht ist lebendig. Aber Tracht ist kein Kostüm und keine Spielart der Mode: Tracht ist Heimat auf der Haut.
Dies feiert der Deutsche Trachtenverband alle 3 bis 5 Jahre mit dem Deutschen Trachtenfest. Für 2019, das Jahr des 200. Geburtstages von Theodor Fontane, haben die Stadt Lübben (Spreewald) / Lubin (Blota) und der Mitteldeutsche Heimat- und Trachtenverband das Fest in den Spreewald geholt. Rund 2.500 Trachtenträger aus ganz Deutschland bringen den Glanz von Stoffen und Farben und die Lebensfreude durch Musik und Tanz auf die Bühnen in der Stadt. Darüber hinaus gibt es einen Trachtenumzug, einen Ökumenischen Gottesdienst und Tanzmusik für Jedermann am Abend.
Mit dem Fest rücken die Gastgeber ein Thema in den Fokus, das die Region seit jeher stark prägt. Der Spreewald ist eine traditionsreiche ländliche Trachtenregion mit zahlreichen sorbischen/wendischen Bräuchen, altem Handwerk und typischen Festen. Dies Trachtenträgern und Besuchern aus ganz Deutschland zu vermitteln und damit auf die Reiseregion Spreewald aufmerksam zu machen, ist eines der Anliegen des Festes. Zugleich stellen sich anlässlich des Trachtenfestes auch Einheimische wichtige Fragen: Wer wird künftig Trachten tragen? Wie erhalten wir das Wissen über die Trachten? Welchen Wert haben sie für uns und was erzählen sie uns über unsere Vorfahren?
„Tracht verbindet“ – Generationen, Regionen und Kulturen: Das wollen die beiden Gastgeber des Deutschen Trachtenfestes beweisen. Wie diese Fotos aufgenommen während des Ökumenischen Gottesdienstes zeigen, ist dies zweifelsohne bestens gelungen.
Fotos: Rainer Nitzsche