Freizeit

Burschenverein „Kühlheisl Unterland“ feiert 10-jähriges Jubiläum

Was man auch in einer verhältnismäßig kleinen Gruppe mit Fleiß, Zusammenhalt und Freundschaft so alles auf die Beine stellen kann, beweisen die jungen Männer vom Burschenverein Kühlheisl Unterland in Übersee schon seit Jahren.

Ihre Veranstaltungen, wie Maibaumaufstellen, Christkindlmarkt und Sommergartenfest ziehen jedes Jahr tausende Besucher an und sind weit über die Grenzen des Achentals hinaus bekannt.

Feierlichkeiten zum Jubiläum

Zum 10-jährigen Jubiläum geben die „Kühlheisler“ jetzt mal wieder richtig Gas. Vom 29.04. bis 01.05. wird im Überseer Ortsteil Baumgarten, direkt bei der Autobahneinfahrt Richtung München ein großes, beheiztes Festzelt aufgebaut. An den drei Tagen soll dann richtig gefeiert werden.

Am Freitag, den 29.04. wird ab 18 Uhr mit dem Bieranstich und dem Tag der Vereine und Betriebe gestartet. Musikalisch begleitet wird das Ganze von der Musikkapelle Übersee, später spielt dann die bekannte Band Boarisch X.

Am Samstag folgt ab 20.30 Uhr der hoch spannende und visuell sehr eindrucksvolle Vortrag des Extrembergsteigers Alexander Huber, selbst auch Mitglied bei den „Kühlheislern“. Der Jüngere der zwei „Huberbuam“ rückt die steile Bergwelt in ein neues Licht. Er zeigt seine schönsten und auch prägendsten Momente, die aus einem Zusammenspiel von Kreativität und Disziplin, aus gemeinsamen Zielen und bewussten Alleingängen entstehen. Die unglaublichen Bilder, arrangiert mit faszinierenden Filmsequenzen und steiler Musik, sind ein Erlebnis der besonderen Art. ​Extremkletterer Alexander Huber bewegt sich in vertikalen Grenzbereichen, im elften Grad alpiner Wände als auch an den großen Bergen der Welt. In seinem neuen Vortrag zeichnet er ein lebendiges Bild vom modernen Alpinismus, zeigt extremes Freiklettern in den Alpen, in der Kälte der Arktis sowie auf der Mittelmeerinsel Sardinien und Herausforderungen in den wilden Bergen Pakistans. Definitiv ein absolutes Highlight für alle Bergsportbegeisterten und Naturfans. Schauts unbedingt vorbei. Kartenvorverkauf aloha-promotion.de und Touristinfo Übersee. Natürlich gibt´s auch Karten an der Abendkasse.

Abgeschlossen wird das Jubiläum dann am Sonntag, den 01.05. mit dem traditionellen Maibaumaufstellen ab 12 Uhr. Es gibt einen Barbetrieb, die Blaskapelle Übersee spielt auf. Wichtig hier noch, dass die Feierlichkeiten bei JEDEM WETTER stattfinden werden.

Die Kühlheisler stellen sich vor

Um unseren Lesern den Burschenverein Kühlheisl Unterland näher bringen zu können, haben wir uns mit den Vorstandsmitgliedern Michi Scherer und Flo Gschwendner zu einem lockeren Gespräch getroffen. „Losgegangen ist das eigentlich bereits 2002. Wir waren damals eine kleine, verschworene Clique, 14-15 Jahre alt und ständig in der Natur unterwegs“, erzählt der Gschwendner Flo. „Wie viele Jugendlichen hatten wir das Problem, eigentlich keinen richtigen Treffpunkt zu haben, ist ja heute auch noch oft so. In die Gaststätten darfst nicht rein, daheim möchtest auch nicht immer den Eltern auf die Nerven gehen. Und du willst halt was Eigenes haben.

Dann haben wir in der Nähe vom Seiblhof den perfekten Baum gefunden und darauf richtig professionell ein Baumhaus errichtet. Zwei mal zwei Meter, mit wetterfestem Dach und Balustrade. Des war quasi unser erstes Vereinsheim und unser Treffpunkt zum Ratschn, Zamsetzn und Karteln. Leider war uns nicht wirklich bewusst, dass wir da mitten im Naturschutzgebiet sind. Im Zusammenhang mit den Schutzmaßnahmen gegen die damalige Vogelgrippe hat ein Hubschrauber unser Baumhaus entdeckt und wir mussten es wieder abreißen. Völlig korrekt, aber sehr schade.“

Sehr schnell haben die jungen Männer dann Ersatz gefunden. Im Überseer Ortsteil Baumgarten stand ein leerer Bauwagen, den man von der vorherigen Generation übernehmen konnte. Auch hier gab es aber bald Probleme. „So ein Bauwagen wird immer gleich mit Partys und Alkohol in Verbindung gebracht, nicht mit Freundschaft, Zusammenhalt und Gemeinschaft. Das hat sich bis jetzt ja nicht viel geändert,“ berichtet der Michi Scherer. „Gott sei Dank hat uns zu dieser Zeit die Überseer Jugendbeauftragte Erika Stefanutti gegen die Einwände der Gemeinde und Bevölkerung immer verteidigt, was wir ihr heute noch hoch anrechnen.“

Dass sie Recht behalten hat, kann man jetzt sehen. Aus jedem der jungen Männer ist etwas geworden. Sie haben Familien gegründet, ehrbare Berufe erlernt und sind mit ihrem Verein ein wertvoller Teil des Überseer Dorflebens geworden. „Einzig da Ast, also der Sebastian Neidig, fällt a bissl aus der Reihe. Der hat studiert und macht gerade seinen Doktor,“ so der Michi Scherer lachend.

Leider konnte die Truppe die Schallschutzprobleme des schlecht isolierten Bauwagens nicht in den Griff bekommen und musste auch diesen Treffpunkt nachvollziehbarer Weise wieder schließen. Im Nachhinein jedoch ein Glücksfall, weil man so auf das ungenützte alte Kühlheisl in unmittelbarer Nähe kam. Früher wurde dies von den ansässigen Bauern als gemeinschaftlicher Kühlraum genutzt. Da mittlerweile jeder Haushalt genug andere Möglichkeiten zur Kühlung hatte, stand das kleine Gebäude nun leer. Mit großem Aufwand renovierten die Burschen ihr neues Zuhause, das bis zum heutigen Tag ihr Vereinsheim bleiben sollte. Jede Woche ist dort einmal Vereinsstammtisch.

2007 kam dann der Blasius Kreuz auf die Idee, man könnte doch einen Maibaum aufstellen. Der Beginn der mittlerweile legendären Festln der Kühlheisler. „Wir haben uns sämtliche Genehmigungen und Versicherungen besorgt und einfach losgelegt. Den Maibaum haben wir da noch eingegraben, wir hatten nur einen Kühlschrank und waren total überrascht, dass über hundert Besucher kamen,“ berichten die beiden nicht ohne Stolz. „Das Ganze war in der Rückschau relativ amateurhaft, aber es waren alle zufrieden. Es war eine Supergaudi und auch den Nachbarn hats richtig getaugt. `De Buam, de duan was` haben wir ganz oft gehört. Das hat uns bestärkt, weiterzumachen.“ Es wurde beschlossen, jedes Jahr ein großes Event zu machen.

Alternierend waren das das Maibaumaufstellen und das Sommergartenfest mit bayerischem Fünfkampf. Die Gruppe war jetzt bereits angewachsen, die Feste wurden immer größer, es kamen immer mehr Gäste. Sämtliche Versicherungen, das Konto und somit die ganze Verantwortung lief jedoch einzig über den Gschwendner Andreas, dem dies verständlicher Weise zu viel wurde.

Nach langen und schwierigen Diskussionen wurde dann 2012 beschlossen, einen Verein zu gründen. Eine große Hilfe dabei war der Überseer Anwalt Wolfgang Gschwendner, der den Jungs „for free“ die Vereinssatzung erstellte und sich um sämtliche Punkte bzgl. Bürokratie und Vereinsstrukturen kümmerte. Im März erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister mit dem Leitsatz, „ein Verein zur Pflege und Erhalt des bayerischen Brauchtums und der bayerischen Tradition“ zu sein.

Ohne diese Eintragung wäre auch die Episode Traunwalchen nicht denkbar gewesen. „Wir haben rein aus einer Laune heraus den Traunwalchnern den Maibaum gestohlen. Die waren zuerst richtig sauer und haben gefragt, wer wir eigentlich sind und ob wir überhaupt a Lederhosn hätten,“ erinnert sich der Scherer Michi. „Natürlich hatte jeder von uns a Tracht und den Vereinseintrag hatten wir auch. Mit Rössern, Kutschn und Blasmusi haben wir den Baum nach Traunwalchen zurückgebracht. Des war a super Fest und danach waren wir voll anerkannt.“ Das Maibaumstehlen ist auch heuer wieder ein besonderer Höhepunkt des Vereinslebens.

„Jetzt haben wir mit den Jungs vom Grassauer Birnpub wirklich ein sehr freundschaftliches Verhältnis und arbeiten seit Jahren ausgezeichnet zusammen. Aber die haben es sich wieder nicht nehmen lassen, unseren Baum zu stehlen. Das fordert Revanche,“ so die Beiden mit einem Augenzwinkern.

2016 wurde dann der erste der mittlerweile legendären Christkindlmärkte veranstaltet. Zahlreiche Vereine sind auf die Kühlheisler zugegangen und haben sie gebeten, doch hier mal was zu machen. Innerhalb von 6 (!) Wochen haben die Vereinsmitglieder dann gemeinsam einen wunderschönen Christkindlmarkt mit 15 Standerln aus dem Boden gestampft. Es gab Dekoartikel, Glühwein, Bosna und vieles mehr. Ein Riesenerfolg! Bis hin zu Corona wurde der Markt dann noch dreimal veranstaltet und sogar jedes Mal von von chiemgau24.de zum schönsten Christkindlmarkt im Chiemgau gekürt.

Zum 5-jährigen Jubiläum 2017 hatte der Burschenverein Kühlheisl Unterland e.V. bereits 90 Mitglieder, jetzt zum 10-jährigen ist diese Zahl auf stolze 135 Mitglieder angewachsen. „Wir freuen uns über jedes neue Mitglied. Voraussetzungen sind männlich, älter als 16 Jahre, mit Freude an der bayerischen Tradition, Lust mit anzupacken und natürlich sich am Stammtisch sehen zu lassen. Wir wollen gerne unser Know-how weitergeben und in diesem Zusammenhang Gemeinschaft zu erleben ist auf jeden Fall besser als daheim vor dem Internet allein zu versauern. Jeder darf sich gerne bei uns melden!“.

Die aktuelle Vorstandschaft besteht aus 1. Vorstand Michael Siglreitmeier, (Scherer), 2. Vorstand Florian Althammer, Kassieren Simon Jahreiss und Florian Gschwendner und Schriftführern Johannes Pletschacher und Sebastian Kreuz. Beisitzer sind Blasius Kreuz, Michael Steiner und Peter Weiß, Zeugwart ist Andreas Schröder.

Die Kühlheisler sagen Danke!

Nicht verabsäumen wollten die Beiden bei unserem Gespräch, ein großes Dankeschön auszusprechen. Dies geht an alle Vorstandsmitglieder und Vereinsmitglieder für ihr unermüdliches Engagement, an alle Nachbarinnen und Nachbarn des Kühlheisls für ihr Verständnis und ihre Geduld, an alle Unterstützer, Vereinsgönner und Sponsoren für ihre Zuwendungen und in einer besonders großen Form an alle Ehefrauen und Freundinnen für ihre Nachsicht, wenn’s mal wieder später wird. Ein gesonderter Dank gilt auch noch den heurigen Maibaum-Spendern Familie Pletzenauer (Osei) und Familie Weiß (Kramer).

Schauts unbedingt vorbei beim Jubiläum der Kühlheisler. Lassts Euch beim Vortrag vom Alexander Huber beeindrucken, genießts a kühle Maß und a guade Brotzeit oder an Drink an der Bar und erfreuts Eich an der stimmungsvollen Musi. Und liabe Leid, bedenkts dabei immer, dass des ganze von a paar junge Buam ausganga is, die was auf die Beine stellen wollten.

Text: Alexander Reber – Bilder: Kühlheisl Unterland e.V.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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