Kultur

Besuch beim Künstlerpaar Gudrun Reubel und August Schmitt

Veröffentlicht von Günther Freund

Gleich neben der St.-Johann-Kirche im Fridolfinger Oberdorf liegt das reizvolle Haus des Künstlerpaars Gudrun Reubel und August Schmitt. Das Anwesen beeindruckt den Besucher schon auf den ersten Blick. Der Ort, das Haus, der Garten – alles sehr ästhetisch und etwas ganz besonderes..

Ich war schon einige Male hier, denn Gudrun ist eine Schulfreundin von mir, wir waren im Karlsgymnasium in Bad Reichenhall in der gleichen Klasse, haben miteinander dort Abitur gemacht und der Kontakt ist nie abgerissen. August habe ich erst kennengelernt, wie ich als Neu-Priener Gudrun erstmals in Fridofing besucht habe. Eigentlich wollte ich in den Samerberger Nachrichten über die in den letzten Jahren immer im Herbst von den beiden veranstaltete Hausaustellung berichten. Heuer machen sie aber leider keine Hausaustellung, waren jedoch sofort zu einer Präsentation in den Samerberger Nachrichten bereit.

Zuerst führt mich Gudrun, deren Arbeitsschwerpunkt auf der Radierung und dem Prägedruck liegt, in ihr Atelier im Parterre. Ihr grafisches Werk ist diszipliniert, streng und klar, ihre Bildsprache baut sich formal und inhaltlich aus dem Spannungsfeld von Gegensätzen auf. Wesentliche Gestaltungsmerkmale sind dabei der Kontrast von Hell und Dunkel und das Aufeinandertreffen verschiedenstofflicher Oberflächen. Inspiriert wird die äüßerst fantasiereiche Künstlerin von Alltagsdingen, so z.B. vom Punktemuster der Brailleschrift. Bei der sehr aufwendigen Technik sticht sie die Blindenschrift von der Rückseite aus in das Papier, wodurch ein Relief erhabener und vertiefter Strukturelemente entsteht. Auch ins ästhetisch schwierige und ethisch komplexe Reich der Objektkunst wagt sich die Künstlerin. Mit ihrem brisanten Werkzyklus “Gärtnerspiele im Menschenpark” widmet sie sich dem Thema des reproduzierbaren Menschen, der Manipulation des Lebens und aller damit zusammenhängerder Fragestellungen. Die Arbeiten der Künstlerin vermitteln Botschaften und eröffnen Erfahrungsräume, die den Betrachter allerdings schon fordern. Man braucht bei Gudruns Bildern und Druckgrafiken etwas Zeit, bis sich Zeichen und Formen im Wechselspiel von Licht und Schatten erschließen. Die Kunsthistorikerin Judith Bader beschreibt Gudruns Arbeiten so:

“Die Bildoberfläche erhält durch Anreicherung des Farbpigments mit Sand und Asche körnige Stofflichkeit, und die Charakteristika der Malerei verschwistern sich mit den Eigenschaften des Reliefs. In diese an Mauerputzschichten erinnernden Oberflächen eingegraben, mit zeichnerischer Leichtigkeit entworfen, treten dem Betrachter Chiffren unserer Gegenwartswelt entgegen. Menschliche Körperteile, schemenhafte Gesichter oder an Schriften verweisende Zeichen”.

Gudrun Reubel

Ich staune über die Vielfalt von Gudruns künstlerischen Ausdrucksformen, die den Betrachter manchmal auch zum Schmunzeln bringen, denn sie kann recht witzig sein. Ihre realistischen Schreckensbilder können aber auch schockieren oder gar verstören. Sie hat eine unverwechselbare Handschrift, zeigt große Könnerschaft in der Radierung und beherrscht den Prägedruck meisterhaft. Kein Wunder, daß sie seit 20 Jahren erfolgreich auf Ausstellungen und Kunstmessen vertreten ist und zahlreiche öffentliche Ankäufe vorweisen kann – so hat auch die Bayerische Staatsgemäldesammlung anlässlich einer Ausstellung im Haus der Kunst in München Arbeiten erworben .

Die Künstlerwerkstatt von August , einem kreativen “Kunst-Handwerker” im besten Sinne, liegt gleich gegenüber von Gudruns Atelier. Vorwiegend aus Holz, aber auch anderen Materialien fertigt er außergewöhnliche, ästhetisch gelungene Möbel oder Werkzeuge, die nicht nur funktional, sondern auch optisch schön sind. Seine Möbel, Objekte, Werkzeuge oder Gebrauchsgegenstände sind geprägt von schlichten und klaren Linien.

August Schmitt

Der besondere Effekt entsteht durch die Kombination der Materialien, beispielsweise von Holz und Schiefer. Am liebsten kombiniert er irgendwelche scheinbar wertlose Sammelstücke mit Neuem, z.B. fügt er die Lehnen von alten Stühlen auf eine neue Holzbank, versieht ein altes Kofferradio mit Schubladen oder baut aus alten Flüchtlingskoffern einen Turm. Auf diese Weise entsteht zugleich ein Kunstwerk und ein Möbelstück, das auch praktische Zwecke erfüllt. So hat der Kunst-Handwerker bei der Renovierung des traditionsreichen Gasthauses »Unterwirt« in Fridolfing die Gaststube komplett eingerichtet und hat dabei z.B. ein Vitrinenschränkchen aus einem alten Fenster und die Hängelampen aus alten Öltrichtern gefertigt.

Ich darf dann auch noch die Räume im oberen Stockwerk und den Garten besichtigen. Alles zusammen wirklich ein Gesamtkunstwerk aus Augusts Möbeln und Werkzeugen und Gudruns Grafiken, Gemälden, Objekten, Skulpturen und Pflanzen: Natur, Kunst und Handwerk verschmelzen hier zu einem beeindruckenden Gesamtbild.

Eigentlich wollte ich die beiden Künstler zum Schluss noch zu ihrer Person befragen, aber ich halte mich dann lieber doch an den Spruch auf der Homepage von Gudrun: “Gute Künstler leben in ihren Werken, und sie sind deshalb als Persönlichkeit völlig uninteressant” (Oscar Wilde).

August Schmitt nimmt übrigens gerne Aufträge für Möbelstücke entgegen und freut sich über Besucher in seiner Werkstatt, aber bitte vorher anmelden (Fernsprecher + 49 8684 9198, eMail info@august-schmitt.de, Internet

Gudrun Reubel produziert nach spontaner Inspiration, Interessenten können aber gerne, nach Voranmeldung, ihr Atelier aufsuchen und in ihrem umfangreichen Fundus stöbern: :Tel 0 86 84 – 91 98, eMail: info@g-reubel.de , Internet

Und wer schon einmal in Fridolfing ist, dem sei eine Einkehr beim Unterwirt empfohlen. Im stilvoll von August Schmitt eingerichteten Gastraum sitzt man nicht nur sehr schön, sondern speist man auch ausgezeichnet.

Fotos: Günther Freund, Gudrun Reubel, August Schmitt

Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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