Tourismus

Almwanderung unterm Watzmann

Veröffentlicht von Günther Freund

Tierische und musikalische Begegnungen zwischen Stubenalm, Grubenalm und Mitterkaseralm.

Mein Bruder Manfred ist mit einem Almbauern vom Unteraschaulehen in Bischofswiesen befreundet. Die Almwirtschaft ist arbeitsintesiv und er hilft oft, vom Zaunbau bis zur Jungviehbetreuung. So zweimal die Woche ist er oben auf der Grubenalm. Dazu hat er eine Sondergenehmigung für seinen Jeep und ab und zu nimmt er mich mit hinauf und geht mit mir wandern.

Heute ist es wieder einma soweit. Christoph, der noch nie auf den traumhaft schön gelegenen Almen unterm Watzmann dabei war,  darf heute auch mit.  Kaum sind wir nach holpriger Fahrt auf schmalen und steilen Almstrassen bei der versteckten Alm angekommen, kommen Manfreds Kälber aus allen Richtungen auf ihren “Herrn” zu, der mehrmals in der Woche nach ihnen schaut und Leckerli mitbringt.

Nachdem Manfred seine Hausaufgaben gemacht hat, wollen wir Eva, die neue Sennerin auf der bewirtschafteten Stubenalm besuchen. Diese liegt auf einem sonnigen Plateau mit Ausblicken vom Hochkalter über die Reiteralm, das Lattengebirge, den Untersberg bis zum Hohen Göll. Danach wollen wir hinüber zur Mitterkaseralm wandern. Manfred kennt hier einen unscheinbaren, unmarkierten Pfad, den nur Eingeweihte finden und auf dem man ohne große Anstrengung auf die wunderschön am Wanderweg zum Watzmannhaus gelegene bewirtschaftete Hütte kommt und schöne Ausblicke auf den Watzmann, hinüber nach Kühroint  sowie auf den Hohen Göll, Hohes Brett, Jenner und Schneibstein hat.

Eva, die neue Sennerin auf der Stubenalm (in der Mitte)

es gibt Leckerli

Bei Eva bleiben wir nicht lange, wir wollen nach unserer Wanderung noch einmal vorbeikommen. Sie hat Besuch aus Mühldorf, eine Freundin hat mit ihrem Chor einen  Ausflug auf die Stubenalm gemacht. Eva bittet Manfred ihrer Freundin seinen abseits von Wanderwegen auf der Grubenalm liegenden Kaser zu zeigen und er stopft sie und den elfjährigen Simon zu uns in den Jeep und nimmt die zwei mit. Die beiden sind wie auch Christoph äußerst beeindruckt von der idyllischen Lage und dem Zustand des urigen Kasers, von dem aus man das Watzmannhaus sieht.

Nach der Besichtigung gehen die beiden zu Fuss zurück zur Stubenalm und wir machen uns auf den Weg zur Mitterkaseralm. Es ist heiss, über 30 Grad, aber es dauert nicht einmal eine Stunde bis zu unserem Ziel und wir löschen unseren Durst mit Bier und Buttermilch. Zahlreiche Wanderer genießen die hier servierten leckeren almtypischen Brotzeiten und Getränke, mit denen sie sich auf dem mindestens 4-5 Stunden dauernden Anstieg von Wimbachbrücke oder vom Königssee über Kühroint bis zum Watzmannhaus stärken. Hans Stocker, der Besitzer (die Alm gehört zum Anötzlehen in Berchtesgaden) ist heute persönlich anwesend und setzt sich zu uns auf einen Ratsch. Auch seine Tochter ist heroben und muss helfen, da die Sennerin heute frei hat. Manfred und Hans tauschen die neuesten Almbauern-Nachrichten aus, dann machen wir uns auf den Rückweg.

 

Hans Stocker, Chef der Mitterkaseralm, die zu seinem Hanötzlehen gehört, ist heute selbst da

 

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Auf dem kurzen Stück, auf dem wir den Watzmann-Wanderweg benutzen, begegnen uns erstaunlich viele Wanderer, die trotz der Hitze das Watzmannhaus ansteuern. Es ist von der Mitterkaseralm nur noch eine gute Stunde hinauf zu der berühmten Alpenvereinshütte,  einem wichtigen Stützpunkt für geübte Bergsteiger, die Gipfelbesteigungen oder Überschreitungen vorhaben.

Zurück kehren wir dann noch wie geplant in der Stubenalm ein. Die Sängerinnen sind noch da und wir setzen uns zu ihnen. Die freundlichen Frauen gehören zum Madrigal Chor Pleiskirchen und wir haben kein Problem, sie zum Singen zu motivieren. Aber vorher zeigt ihnen Manfred noch den  urigen Unterauerkaser auf dem an die Stubenalm angrenzenden Almgelände, der ebenfalls seinem  Almbauern vom Unteraschaulehen gehört. Nachdem wir noch eine Weile den Liedern der Sängerinnen gelauscht haben, machen wir uns auf den Heimweg.

Übrigens ist heute Bartholomäus, ein Gedenktag, der bei den Bauern immer noch von Bedeutung ist.  „Wissen, wo Barthel den Most holt“ meint, sich zu helfen wissen, alle Schliche kennen, sehr gewandt und schlau sein – gerade bei den Almbauern ist das eine wichtige Eigenschaft, wie ich heute wieder einmal gesehen habe.

 

Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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