Leitartikel

29. Niederbayerisches Brauchtumsdreschen

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Der Heimat- und Volkstrachtenerhaltungsverein “Dö zünftig’n Vilstaler” rief zum mittlerweile 29. Brauchtumsdreschfest und die Besucher kamen bei strahlendem Spätsommerwetter zum Erntefest wie anno dazumal. Bereits zum 29 Mal demonstrierten die Vereinsmitglieder am  vergangenen Sonntag niederbayerisches Brauchtum. Hauptattraktion der Veranstaltung war die Vorführung des Dreschens mit dem Dreschwagen und das Drischldreschen mit den Dreschflegeln. Alte Handwerksarbeiten wurden ebenfalls im mehrstündigen Rahmenprogramm vorgestellt und eine landwirtschaftliche Geräteschau war aufgebaut. Bei einem idealem Spätsommerwetter ging am Sonntag auf dem Gelände des Bauhofs/Trachtlervereinsstadl das Brauchtumsdreschen und die Demonstration alter Handwerksarbeiten über die Bühne. Die Zuschauer, darunter auch der Landrat Peter Dreier mit seiner Gattin Petra, der erste Bürgermeister Georg Spornraft-Penker, sowie die Ruth Müller MdL hatten die Möglichkeit, sich über die damalige Arbeitsgänge und Funktionsabläufe der Erntezeit zu informieren und legten selbst Hand an beim Besucheranstrurm. Zu sehen gab es hierbei eine ganze Menge: Das Drischldreschen, das nur noch wenigen bekannt ist, wurde von vier jungen Männern  unter der Anleitung von Michael Brandlmeier vorgeführt. Obwohl das Drischldreschen leicht aussieht, ist es eine schweißtreibende Arbeit, bei der viel Konzentration und ein gutes Taktgefühl erforderlich ist. Die vorgestellte Putz- beziehungsweise Windmühle diente zur Getreidereinigung nach dem Dreschen. Sehr gut kamen bei den Besuchern die alten Handwerksarbeiten an, die von den Vereinsmitgliedern vorgeführt wurden. Das Seil- und Strickmacherhandwerk führten die Kapfinger Paul Selmansberger und Kastulus Wimmer zusammen mit ihren Ehefrauen bereits seit Anfang vor, also 29 Jahren. Peter Seidel zeigte das Apfelsaftpressen. Auch selbstgebrannte Obstbrände und Liköre standen zur Probe bereit. Die Kunst des Balkenhauens aus einem Baumstamm führten die drei Zimmerer Michael Brandlmeier junior, Stephan Peißinger und Sebastian Spierer den interessierten Besuchern vor. Die Oldtimerfreunde aus dem benachbarten oberbayerischen Kirchberg/Schröding sowie die Standmotoren- und Bulldogfreunde aus Moosburg und die Bulldogfreunde “Ois oid” aus Langenvils kamen mit restaurierten alten Bulldogs, Zweikrafträdern, Standmotoren sowie mit Traktoren-Veteranen in das Vilstal. Eine runde Sache war für die Besucher im Trachtlerheimatmuseum die landwirtschaftliche und bäuerliche Geräteschau sowie die Ausstellung alter Handwerksberufe. Zudem konnte die Ausstellung im Trachtlervereins-stadl oder die eigens aufgebaute Goldhauben-Stickereien in der Stub’n besichtigt werden Die Monica Seidel aus Kemoden führte in ihrer Vereinstracht das Klöppeln vor, das Arbeiten an einem Spinnrad demonstierte die Lydia Popel. Die Angelika Königbauer stellte handgefertigte und naturverbundene Seifenstücke her. Kreative Weidenkunst zeigte die Michaela Pöppl aus Zustorf. Marianne Seethaler demonstrierte die Arbeit der Butterherstellung. Bäuerin Irene Pfeiffer aus der Münchnerei war mit ihrer 5-jährigen Kuh “Tilla” mit ihrem Kalb eigens nach Vilsheim angereist. Die Steffi Zweckl aus Eching bot mit ihren beiden Ponys Kutschenfahrten für die Kindern an. Zudem war eine Holzkegelbahn aufgebaut, die an diesem Nachmittag regen Zulauf hatte. An diesem Sonntag hatten die Besucher die Möglichkeit, sich über Arbeitsgänge und Funktionsabläufe der Erntezeit von anno dazumal zu informieren oder Erinnerungen aus Großvaters Zeiten zu wecken. Die Organisatoren drehten dabei das Rad der Zeit zurück, um den Besuchern einen Einblick in die Landwirtschaft und altes Handwerk der sogenannten “guaden oiden Zeit” zu gewähren. Zwischendurch führte der Trachtlernach-wuchs verschiedene eigens einstudierte Volkstänze auf, wozu sie viel Beifall und Applaus ernteten. Für das leibliche Wohl der Gäste sorgten die Trachtlerfrauen mit Küchln, frischem “Schmalzgebackenen”, frischer selbstgemachter Butter sowie mit altbayerischen Drescherbrotzeiten, “Sau vom Grill”, Steckerlfisch und dem süffigen Arntbier. So konnten die Zuschauer und Gäste Jung und Alt aus Stadt und Land in Vilsheim am Sonntag in einer Art lebendigen “Freilichtmuseum” Einblick verschaffen, wie mühsam und schweißtreibend die Arbeit auf dem Land am Hof und auf dem Feld war. Hierzu hat die ganze Vilsheimer Trachtlermannschaft unter der Leitung des ersten Vorsitzenden Hans Voitenleitner ganze Arbeit geleistet.

Bildtexte:

-1316 Anstrengend und schweißtreibend war die Erntearbeit früher. Erntezeit wie zu Großvaters Zeiten die Vilsheimer Trachtler nahmen die Mühen auf sich

-1954 Das Drischldreschen mit den Dreschflegeln

-1978 Landwirtschaftliche Geräteschau war im Freien und altes Handwerk im Trachtlervereinsstadl ausgestellt

-1684 Das alte Seil- und Strickmacherhandwerk wurde demonstriert

-1726/1770 Der Dreschwagendrusch wurde am Sonntag von den Trachtenvereinsmitgliedern laufend vorgeführt und aufgezeigt

-1895 Die drei Zimmerer Sebastian Spierer,  Michael Brandlmeier junior und Stephan Peißinger vor Ort demonstrierten das Holzbalkenhaun

-1548 Auch selbstgebrannte Obstbrände und Liköre standen zur Probe bereit

Bericht und Fotos Hans Kronseder

 

 

Bildtexte:

-3082 Zwischendurch führte der Trachtlernachwuchs verschiedene eigens einstudierte Volkstänze auf

-1549 Ganzjährig ist im Trachtlervereinsstadl Einblick in die Landwirtschaft und altes Handwerk der sogenannten “guaden oiden Zeit” gegeben

-1860 Bäuerin Irene Pfeiffer aus der Münchnerei war mit ihrer 5-jährigen Kuh “Tilla” eigens nach Vilsheim angereist

-1828 Steffi Zweckl bot mit ihren beiden Ponys Kutschenfahrten für die Kindern an

-1710 Die Holzkegelbahn war nicht nur bei der Jugend beliebt

-1966 Der selbstgedrehte Strich wurde gleich von den Kindern zum Seilhüpfen ausprobiert

-1664 Die herausgeschlagene Getreidekörnern der Drischeldrescher wurde per Hand gesiebt

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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