Leitartikel

Aschauer Mundartweg ist eröffnet

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Man nehme…“ beginnen die Küchenrezepte und um die Küchengeheimnisse geht es auf dem Mund-ART Weg an der Aschauer Ostseite. Von der „Brennsuppn“ über den „Zwetschgendatschi“, den „Bärndreg“ bis hin zum „Scherzl“ und zum „Mongdratzerl“ ist alles vertreten. Der Aschauer Weg ist Teil eines baierischen Mundart-Gesamtweges, der vom Aschauer Tourismuschef Herbert Reiter und dem Lehrer an der Franziska Hager Mittelschule Franz Wagner erdacht wurde. Sieben Gemeinden des Schulverbandes – Bernau, Breitbrunn, Gstadt, Eggstätt, Prien und Rimsting – machten bei der amüsanten Anlage der Wege mit.

Die Priener Mittelschule übernahm dabei die Hauptarbeit, sammelte die mundartlichen Begriffe aus dem heimischen Chiemgau, wählte sie aus und legte sie den teilnehmende Gemeinden geordnet nach Themenbereichen zur endgültigen Auswahl vor. Jede Gemeinde sucht sich einen eigenen Schwerpunkt – Bräuche, Landwirtschaft, Musik, Flora und Fauna sind die Themen, Aschau als Genussort wählte „mit Genuss“ alles rund ums Essen. Über 1000 baierische Begriffe sammelten die Schüler an der Mittelschule Prien, wählten daraus 70 Redewendungen und Wörter aus, die schon fast in Vergessenheit geraten sind. Diese wurden vom Huber Wast aus Broatbrunn, (auf hochdeutsch Sebastian Huber aus Breitbrunn) illustriert, so dass jeder Wanderer an jeder Station auf den Wegen etwas zu sehen bekommt. Aber sehen alleine reicht noch nicht: an jedem Schild kann mit einem QR-Code die dazugehörige Erklärung nachgehört werden; was bedeutet der Ausdruck, „wenn einer auf der Brennsuppn daherschwimmt“ und warum werden „Auszogne“ übers Knie gezogen? Das Abhören hat den Vorteil, dass dem Wanderer auch gleich die richtige Aussprache des Wortes deutlich wird. Im richtigen Leben wird der Wanderer und Tourist die neu gelernten Wörter und Ausdrücke wegen der Seltenheit der Anwendungsmöglichkeit wohl nicht verwenden können, aber für ihn, wie für die Kinder der Franziska-Hager-Mittelschule, die sich um die Zusammenstellung kümmerten, sind sie eine wertvolle Bereicherung des Wortschatzes. „Endlich weiß man: da kommt’s her!!“

Bei der Eröffnung des Aschauer Abschnitts an der Kohlstatt im Aschauer Osten wies Bürgermeister Simon Frank darauf hin, dass es sich beim Mund-ART Weg um „kein verkünsteltes Projekt“ handle, sondern dass das Vorhaben aus den Gedanken der beiden Initiatoren herangereift sei und von den Buben und Mädchen schließlich umgesetzt wurde. „Unsere Sprache ist ein Markenzeichen, man kann daran stets erkennen, wo wir herkommen. Wir haben den Vorteil, dass wir zweisprachig aufwachsen und uns nicht verbiegen müssen. Unsere baierische Sprache ist ein ausdrückliches Bekenntnis zur Heimat und schafft einen Grundstock, auf den wir stets aufbauen können“. Der Aschauer Rathauschef bedankte sich bei der Touristinfo und beim Bauhof für die Umsetzung des Vorhabens in der Gemeinde Aschau.

Markus Hübl, der Schulleiter der Priener Mittelschule, bedankte sich bei allen, die zur Umsetzung des Vorhabens beigetragen haben. „Die Pflege des Dialekts ist wieder eine Aufgabe der Schule. Sie fördert das Zusammenwachsen der Klassengemeinschaften und schafft Heimat. Während die baierische Sprache in der Vergangenheit verpönt war und nach Möglichkeit vermieden wurde, feiere der Dialekt jetzt wieder seine Auferstehung. Wir müssen wissen, wohin wir gehören, wir müssen wissen, was wir wollen und wohin es gehen soll. Die Zweisprachigkeit kann dabei helfen“. Vier Kinder aus den beiden Aschauer Trachtenvereinen brachten den Zuhörern bei der Eröffnungsveranstaltung „live und in Farbe“ zwei Beispiele, was es an den zehn Stationen zu hören gibt: alles Wichtige über die „Brennsuppn“ und über die „Auszognen“. Vier kleine Buben plattelten und präsentierten so: Heimat. Die Aschauer Alphörner gaben der Veranstaltung mit den Melodien eine ganz eigene heimatliche Note.

Gemeinsam öffneten Schulleiter Markus Hübl, Tourismuschef Herbert Reiter, Bürgermeister Simon Frank und der Projektbeauftragte des Aschauer Gemeinderates Sebastian Pertl die „weiß-blaue Ballonsperre“ und gaben den Weg zu den ersten Stationen frei. Interessiert hörten sich die Besucher über das Smartphone die Erklärungen der Mittelschüler zu den vorgestellten Begriffen an.„Aus unserer Idee ist am Ende ein interkommunales Gemeinschaftsprojekt geworden an dem sieben Gemeinden beteiligt sind und die dabei näher aneinander gerückt sind“, freute sich Herbert Reiter. Der Mund-ART Weg in Aschau war der erste Abschnitt, der der Öffentlichkeit vorgestellt wurde; am kommenden Wochenende folgt der Themenweg in Prien, dort dreht sich alles um das Thema Landwirtschaft. Die restlichen Gemeinden folgen bis zum Frühjahr 2023. Alle Wege können bereits jetzt begangen werden.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg:

– Gemeinsam öffneten Schulleiter Markus Hübl, Tourismuschef Herbert Reiter, Bürgermeister Simon Frank und der Projektbeauftragte des Aschauer Gemeinderates Sebastian Pertl die „weiß-blaue Ballonsperre“ und gaben den Weg zu den ersten Stationen frei.

– Vier Kinder aus den beiden Aschauer Trachtenvereinen brachten den Zuhörern bei der Eröffnungsveranstaltung „live und in Farbe“ zwei Beispiele, was es an den zehn Stationen zu hören gibt: alles Wichtige über die „Brennsuppn“ und über die „Auszognen“. Dahinter Tourismuschef Herbert Reiter, Schulleiter Markus Hübl und der Projektbeauftragte des Aschauer Gemeinderates Sebastian Pertl

–   „Es funktioniert“ Interessiert hörte sich Bürgermeister Simon Frank über das Smartphone die Erklärungen der Mittelschüler zur „Brennsuppn“ an.

– Noch ist der Mund-ART Weg an der Aschauer Ostseite gesperrt

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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