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Zum Tag der Muttersprache

Veröffentlicht von Christina Rechl

Aufbruch in die Zukunft – Aktuelles vom Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V.

Der FBSD reformiert sich, wählt neu und beschließt das Gemeinschaftsprojekt mit der Salzburger Universität „Mitm Redn kemman d’Leit zamm“
Um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden, wurde in der Delegierten-versammlung des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte e.V. (FBSD), mit ca. 3.500 Mitgliedern Bayerns größter Sprachverein, am 15. Oktober letzten Jahres eine Neufassung der Satzung einstimmig beschlossen und neu gewählt.

Delegiertensystem
Die bisherige Satzung sah ein Delegiertensystem vor, bei dem die Mitglieder der verschiedenen Landschaftsverbände (LVe) durch Delegierte bei der Jahreshauptversammlung vertreten werden. Leider sind in den letzten Jahren immer mehr die Vorstandschaften und mitarbeitenden Mitglieder der LVe „geschrumpft“, so dass von diesen oft keine Vorstandschaften mehr zustande kamen und damit, der Mitgliederzahl entsprechend, zu wenig bzw. keine Delegierten in die Versammlungen des Gesamtvereins entsandt werden konnten. Damit fehlte den Mitgliedern in diesen „verwaisten“ LVe ihr Stimm- und Mitspracherecht im Gesamtverein. In der Neufassung wird nun auf das bestehende Delegiertensystem verzichtet. Jedes Mitglied wird zukünftig zur Jahreshauptversammlung eingeladen, kann dort wählen und seine Anliegen vortragen.

Organisation der Landschaftsverbände
Die bisherige Satzung sah vor, dass die LVe mit einer vollständigen, personenstarken Vorstandschaft, entsprechend dem Gesamtverein, auszustatten sind. Aufgrund der Altersstruktur und einer generellen Scheu zur Übernahme von Verpflichtungen/Ehrenämtern konnten viele dieser Positionen nicht mehr besetzt werden. In der neuen Satzung gibt es jetzt nur noch „Unterorganisationen“, die über ihre Sprecher in der Vorstandschaft des Gesamtvereins vertreten sind. Diese Unterorganisationen können ein LV sein, der in gewohnter Weise weiter agiert, eine Personengruppe, die sich selbst organisiert und  sich wichtigen Projekten/Themen auf Dauer oder zeitlich befristet widmet, oder aber auch Einzelpersonen.
Damit ist der Hauptfokus auf die eigentliche Vereinsarbeit, verbunden mit guter Teamarbeit, gerichtet.

Öffentlichkeitsarbeit
Als überregionaler Sprachverein ist in der heutigen Zeit die Außendarstellung (Presse, Funk & Fernsehen, soziale Medien) von großer Bedeutung. Ebenso wichtig ist die regelmäßige Information der Mitglieder, insbesondere durch die Vereinszeitschrift „Rundbriaf“.
Um diesem Rechnung zu tragen, wurde in der neuen Vorstandschaft eine Position „Öffentlichkeitsarbeit“ geschaffen. Damit soll sowohl die interne als auch externe Kommunikation herausgehoben und verbessert werden. 

Neuwahlen
Turnusgemäß fanden am 15. Oktober letzten Jahres auch Neuwahlen statt, deren Ergebnis vor kurzem erst durch die Eintragung ins Vereinsregister offizialisiert wurden. Heinz Schober-Hunklinger aus Bad Reichenhall wurde dabei zum 1. Vorsitzenden gewählt. Der 46-Jährige ist seit 2001 Vereinsmitglied und in der Vorstandschaft des Gesamtverein schon viele Jahre tätig. Bereits 2004 wurde er zum Jugendbeirat gewählt. Die letzten drei Jahre war er stellvertretender Vorsitzender. Marianne Hauser, aus dem Rupertiwinkel stammend, wurde zur neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Außerdem führt sie bis auf weiteres kommissarisch das Amt der 1.Schriftführerin weiter. Das Amt des Schatzmeisters bleibt in den bewährten Händen von Hans Schmid aus dem Dachauer Land. Sein Stellvertreter ist Helmuth Hopper aus München. Neu gewählt wurde Claudia Geisweid als stellvertretende Schriftführerin. Sie ist die Graphikerin für unseren „Rundbriaf“ und kommt ebenfalls aus dem Dachauer Land. Siegfried Bradl hatte sich aus altermäßigen und privaten Gründen entschieden, nicht mehr als 1. Vorsitzender zu kandidieren. Er bleibt dem Verein jedoch als „Vorstandmitglied Öffentlichkeitsarbeit“ erhalten. Zudem führt er den „Rundbriaf“ in bewährter Weise fort.

Ergebniskurzbericht zum  Projekt „Mitm Redn kemman d’Leit zamm“
Mit Ende des Schuljahres 2022 wurde das Kooperationsprojekt InterRed des FBSD und der Universität Salzburg abgeschlossen (www.spravive.com). Das Projekt war folgendermaßen aufgebaut: Zuerst wurden Unterrichtsmaterialien entwickelt, mit denen in der Gesellschaft verbreitete Vorurteile über dialekt- und standardsprechende Personen bewusst gemacht, hinterfragt und abgebaut werden sollten. In einem zweiten Schritt kümmerte man sich darum, Partnerschulen zu finden, die sich bereit erklärten, die Materialien im Unterricht einzubringen. Zentral hierfür waren die Deutschlehrkräfte beidseits der bayerisch-österreichischen Grenze, die hierfür gezielt geschult wurden. Im Anschluss wurde die Wirksamkeit der Materialien getestet, indem die zuvor angesprochenen Urteile über Sprache – sogenannte Spracheinstellungen – vor und nach dem Unterricht abgefragt wurden. Trotz der Corona-bedingt turbulenten Umsetzungsphase gelang es, Daten von ca. 600 Schülern in drei Altersstufen zu erheben. 

Welche Ergebnisse kamen nun dabei heraus? 

Ist Dialekt falsch?
Eine weit verbreitete Spracheinstellung ist, dass Dialekt eine „falsche“, „schlampige“ Form des Standarddeutschen, also des sogenannten Hochdeutschen, sei. Haben Lehrkräfte diese Einstellung, kann es im schulischen Kontext dazu führen, dass dialektsprechende Kinder in ihrem Sprechen andauernd korrigiert werden. Im Extremfall hören sie dann auf, sich im Unterricht zu melden oder entwickeln eine negative Haltung gegenüber der Standardsprache. So etwas kann sich negativ auf die Motivation und sogar Leistung der Lernenden auswirken. Der Unterricht mit den erarbeiteten Materialien änderte die Meinungen der Schülerinnen und Schüler signifikant. In allen Altersstufen – 4., 6. und 10. Klasse – wurde danach das Stereotyp „Dialekt sei falsches Deutsch“ mehrheitlich abgelehnt!

Sind dialektsprechende Personen weniger kompetent?
Dass dialektsprechende Personen weniger kompetent im Vergleich zu standardsprechenden Personen eingeschätzt werden, ist aus der Forschung hinlänglich bekannt. Auch unsere Untersuchungen brachten das gleiche Ergebnis. Sieht man etwas genauer hin, erkennt man einen Unterschied zwischen den Geschlechtern. So werden Dialektsprecher kompetenter als Dialektsprecherinnen eingeschätzt. Durch den Unterricht mit den Materialien zeigten sich auch in diesem Bereich Veränderungen. So wurden danach die dialektsprechenden Personen kompetenter eingeschätzt – speziell die Werte der weiblichen Dialektsprecher fielen viel positiver aus. Vergleicht man die Werte der dialekt- und standardsprechenden Personen miteinander, sieht man, dass sich durch den Unterricht die beiden Werte einander nähern. Schon an diesen beiden Ergebnissen wird deutlich, wie einfach es wäre, negative Einstellungen zum Dialekt bzw. zu dialektsprechenden Personen abzubauen. Wenn man es schaffen würde, das Wissen, dass Dialekt genauso „richtig“ ist wie Standarddeutsch und die Sprechweise nichts mit der Kompetenz von Personen zu tun hat, in die Bevölkerung zu tragen, könnte man einen nachhaltigen Beitrag zum Erhalt der Dialekte leisten.

Foto und Text: Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e. V. Bild 1: –   Die neue Vorstandschaft des FBSD (v.l.): Siegfried Bradl, Marianne Hauser, Heinz Schober-Hunklinger und Johann Schmid (Helmuth Hopper und Claudia Geisweid fehlen).

 

 

 

Redaktion

Christina Rechl

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