Unter dem Titel „Die Zukunft der Automobilindustrie“ fand am vergangenen Donnerstag eine hochkarätig besetzte Veranstaltung bei AVG-Mercedes-Benz in Raubling mit 230 Gästen statt. Organisiert vom Wirtschaftsbeirat Bayern im Bezirk Rosenheim sowie der Mittelstands-Union Rosenheim-Land und Rosenheim-Stadt kamen zahlreiche Gäste zusammen, um den Ausführungen von Prof. Dr. Dr. h.c. Sir Ralf Speth, ehemaliger CEO von Jaguar Land Rover, zu lauschen.
Tobias Jonas, der neue Vorsitzende des Wirtschaftsbeirat Bayern im Bezirk Rosenheim, eröffnete den Abend und begrüßte die Anwesenden herzlich. In seiner Einleitung hob er die Bedeutung der Mobilität für die Gesellschaft hervor und stellte drängende Fragen zur Zukunft der Branche: „Haben wir in Deutschland zu lange geschlafen? Haben unsere Politiker die Hilferufe der Branche überhört? Setzen wir mit unserem deutschen und europäischen Ansatz ein starkes Zeichen auf der Weltbühne oder werden wir von globalen Wirtschaftskräften diktiert?“
Anschließend führte Fabian Artmann von der Mittelstands-Union in das Thema ein und stellte den Hauptredner des Abends vor. Mit Prof. Dr. Dr. h.c. Sir Ralf Speth hatte man einen ausgewiesenen Experten gewonnen, der einen umfassenden Blick auf die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Automobilindustrie warf.
Die automobile Zukunft im Fokus
In seinem Vortrag betonte Prof. Speth, dass die Automobilindustrie vor einem tiefgreifenden Wandel steht, der von mehreren entscheidenden Faktoren geprägt wird. Er hob insbesondere die zunehmende Bedeutung der Softwareentwicklung hervor und erläuterte, dass Fahrzeuge immer stärker durch Software definiert werden. Software-Algorithmen bestimmen dabei zahlreiche Eigenschaften eines Fahrzeugs, etwa das Fahrverhalten. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Software, beispielsweise durch „Over the Air“-Updates, spiele eine zentrale Rolle für die Wettbewerbsfähigkeit.
Zudem wies er darauf hin, dass neue Technologien wie das autonome Fahren ohne die Expertise aus dem Silicon Valley kaum vorstellbar seien. Die enormen Datenmengen, die durch autonome Fahrzeuge erzeugt werden, können nur mithilfe von Cloud-Technologien gespeichert und verarbeitet werden. Dies verdeutliche die zunehmende Verzahnung von Automobilindustrie und IT-Branche.
Ein weiteres zentrales Thema seines Vortrags war die Rolle Chinas in der globalen Automobilindustrie. Prof. Speth zeigte auf, wie chinesische Hersteller in Bezug auf Technologie und Marktanteile aufgeholt haben und in einigen Bereichen bereits führend sind. Die stark gestiegene Nachfrage nach individueller Mobilität in China habe dazu geführt, dass chinesische Fahrzeuge heute europäischen Standards entsprechen und in Bereichen wie Infotainment und Fahrerassistenzsystemen oft wegweisend sind.
Herausforderungen und Chancen für Deutschland
Mit Sorge betrachtete Prof. Speth den Abwärtstrend der deutschen Automobilproduktion und die schwindende internationale Wettbewerbsfähigkeit. Deutschland sei von seiner einst führenden Position verdrängt worden und liege nun nach Produktionsvolumen nur noch auf Platz vier. Die Herausforderungen für die deutsche Automobilindustrie seien vielfältig und reichten von hohen Lohnkosten über Fachkräftemangel bis hin zu steigenden Energiekosten.
Dennoch sieht er auch Chancen für die deutsche Industrie. Besonders betonte er die Notwendigkeit von Investitionen in Forschung und Entwicklung. Deutschland verfüge über hervorragende Hochschulen und Spitzenunternehmen. Um den Anschluss nicht zu verlieren und die nächsten Generationen von Batterietechnologien zu entwickeln, sei es essenziell, verstärkt in diese Bereiche zu investieren. Forschung und Entwicklung seien der Schlüssel, um den aktuellen Wandel erfolgreich zu gestalten und die Zukunft der Automobilindustrie aktiv mitzugestalten.
Podiumsdiskussion: Vertiefung und regionale Perspektiven
Im Anschluss an den Vortrag moderierte Dr. Max von Bredow, Vorsitzender der Mittelstands-Union Rosenheim-Land, eine Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit Daniela Ludwig MdB, Prof. Christian Arbinger und Prof. Ralf Speth wurden die angesprochenen Themen vertieft und aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.
Ein besonderer Fokus lag auf regionalen Projekten wie ALMODA, einem Förderprojekt des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr zum autonomen Fahren von LKWs auf der Inntalautobahn. Prof. Christian Arbinger betonte: „Unsere Region kann Vorreiter sein, wenn es darum geht, innovative Mobilitätslösungen zu entwickeln und umzusetzen.“
Daniela Ludwig unterstrich die Notwendigkeit politischer Unterstützung: „Es ist unsere Aufgabe, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit der Mittelstand und die Industrie den Wandel aktiv gestalten können.“ Sie hob hervor, dass Politik und Wirtschaft gemeinsam an Lösungen arbeiten müssen, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu erhalten.
Chancen verstehen und nutzen
Der Abend zeigte eindrucksvoll, vor welchen Umbrüchen die Automobilindustrie steht und welche Chancen sich daraus ergeben. Prof. Speth appellierte an alle Anwesenden, den Wandel aktiv zu gestalten und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen. Er betonte, dass Leistung wieder Anerkennung finden müsse und gemeinsames Engagement erforderlich sei, damit Deutschland weiterhin eine führende Rolle in der Automobilwelt spielen könne.
Die Veranstaltung bot den Gästen nicht nur tiefe Einblicke in die Zukunft der Mobilität, sondern auch die Möglichkeit, sich in persönlicher Atmosphäre auszutauschen und zu vernetzen. Ein gelungener Abend, der wichtige Impulse für die regionale Wirtschaft und darüber hinaussetzte.
Bericht und Bilder: CSU Bundeswahlkreis Rosenheim