Land- & Forstwirtschaft

Zählung 2020: Wem gehört die Landwirtschaft?

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Statistik wurde nach den endgültigen Ergebnissen der Landwirtschaftszählung 2020 über die Hälfte (51,0 Prozent) der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Bayern als Pachtfläche bewirtschaftet. Pro Hektar Ackerland wurde in Bayern im Durchschnitt ein Jahrespachtentgelt von 444 Euro bezahlt, pro Hektar Dauergrünland 257 Euro. Nur 206 bzw. 0,2 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern gehörten zu einer Unternehmensgruppe und wurden somit von einer übergeordneten Einheit kontrolliert.

Wie das Bayerische Landesamt für Statistik mitteilt, hatten nach den Ergebnissen der Landwirtschaftszählung 2020 in Bayern 84 756 landwirtschaftliche Betriebe eine landwirtschaftlich genutzte Fläche von 3 107 697 Hektar. Davon waren 1 583 894 Hektar (51,0 Prozent) Pachtflächen, 1 476 070 Hektar (47,5 Prozent) selbstbewirtschaftete Eigenflächen, 31 276 Hektar (1,0 Prozent) Flächen, welche den Betrieben unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden, sowie 16 457 Hektar (0,5 Prozent) Gemeinschaftsland (Almen und Alpen).

In den zurückliegenden Jahren nahm der Anteil der Pachtfläche tendenziell zu und der Anteil der Eigenfläche ab. Dieser Trend setzte sich auch 2020 fort. Der Pachtflächenanteil lag 2010 bei nur 44,6 Prozent. 2016 waren es schon 49,0 Prozent und aktuell 2020 sind es 51,0 Prozent. Etwas mehr als jeder vierte bayerische Landwirt (23 523) bewirtschaftete ausschließlich eigene Flächen (337 741 Hektar), während knapp fünf Prozent (3 827) der Landwirte nur pachteten (111 125 Hektar). Mit zwei von drei Landwirten bestellten fast alle anderen Landwirte eigene Flächen zusammen mit Pachtflächen.

Im Jahr 2020 betrug das jährliche Pachtentgelt je Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche landesweit durchschnittlich 379 Euro. Das entsprach einem Anstieg gegenüber 2016 (338 Euro) um 12,1 Prozent bzw. gegenüber 2010 (251 Euro) um 51,0 Prozent. Je Hektar Ackerland mussten 2020 durchschnittlich 444 Euro gezahlt werden (2016: 396 Euro, +12,1 Prozent), für Dauergrünland 257 Euro (2016: 221 Euro, +16,3 Prozent).

Betrachtet man den Pachtpreis bezogen auf die Betriebsgröße, stach die Größenklasse unter 5 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche besonders heraus. In dieser Gruppe befanden sich überwiegend Gartenbau-, Obstbau- und Weinbaubetriebe, die meist nur kleine Flächen bewirtschafteten. Werden deren gezahlte Pachtentgelte auf einen Hektar umgerechnet, ergab sich ein überdurchschnittlich hoher Wert von 891 Euro je Hektar.

Weil die Bedeutung von Unternehmensgruppen in der Agrarstruktur eine immer wichtigere Rolle einnimmt, wurde vom Gesetzgeber die Erfassung dieses Merkmals erstmals in der Landwirtschaftszählung 2020 angeordnet. Von den rund 16,6 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzter Flächen in Deutschland wurden im Jahr 2020 rund 3,6 Millionen Hektar von Betrieben der Rechtsform juristische Person oder Personenhandelsgesellschaft bewirtschaftet. Darunter wurden rund 1,8 Millionen Hektar von Betrieben bewirtschaftet, die Teil einer Unternehmensgruppe waren. Das entsprach mehr als 11 Prozent der gesamtdeutschen landwirtschaftlichen Flächen.

In Bayern wurden nur 56 254 Hektar von 905 Betrieben der Rechtsform juristische Person oder Personenhandelsgesellschaft bewirtschaftet und nur 206 (0,2 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern) dieser Betriebe waren Teil einer Unternehmensgruppe. Diese Betriebe bewirtschafteten 16 298 Hektar bzw. 0,5 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen und waren damit für die bayerische Agrarstruktur nahezu unbedeutend. Dennoch hatten in Bayern 157 Unternehmensgruppen ihren Sitz, deren 204 landwirtschaftliche Betriebe gut 49 447 Hektar in und außerhalb Bayerns bewirtschafteten. Vergleichbare Werte finden sich in allen westdeutschen Flächenländern. Völlig anders war im Jahr 2020 die Situation in Ostdeutschland: Mit 426 000 Hektar bzw. 32,5 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen waren Betriebe von Unternehmensgruppen in Brandenburg absolut am stärksten vertreten. In Thüringen war der prozentuale Anteil am höchsten: Dort bewirtschafteten Unternehmensgruppen mit 323 600 Hektar fast 42 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen.

Die Landwirtschaftszählung ist die größte landwirtschaftliche Erhebung und erfasst im Abstand von zehn Jahren wichtige Daten der landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern und den anderen Ländern. Weiterführende Informationen zum Thema „Wem gehört die Landwirtschaft“ in Form einer StoryMap finden Sie im gemeinsamen Statistikportal des Bundes und der Länder unter der Internetadresse https://LZ2020.statistikportal.de (StoryMap: https://www.giscloud.nrw.de/arcgis/apps/storymaps). Die Ergebnisse werden in Kürze auch in der Onlinedatenbank Genesis oder als Statistischer Bericht auf der Homepage des Bayerischen Landesamts für Statistik zur Verfügung stehen. Bis dahin können die Daten auch unter der E-Mailadresse agrar-info@statistik.bayern.de angefragt werden.

Insgesamt werden im gemeinsamen Statistikportal des Bundes und der Länder bis in den Herbst 2021 hinein zehn interaktive StoryMaps zu den Themen Ackerbau, Viehbestand, Ökolandbau, Pachten, Arbeitskräfte und Beruf, Betriebsformen und Hofnachfolge, Weinbau, Dünger, Boden und Bewässerung und Viehhaltung veröffentlicht.

Bericht: Bayerisches Landesamt für Statistik

Foto: Hötzelsperger

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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