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„Wir stehen gemeinsam an der Seite der Menschen aus der Ukraine“

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Mittwoch, 16. März, haben die Erzdiözese München und Freising sowie der Diözesan-Caritasverband ihre Hilfen für Geflüchtete aus der Ukraine und Menschen in der Ukraine vorgestellt. „Wir stehen gemeinsam an der Seite der Menschen aus der Ukraine“, sagte Christoph Klingan, Generalvikar der Erzdiözese, die insbesondere Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung stellt und finanzielle Unterstützung leistet. Caritasdirektor Prof. Dr. Hermann Sollfrank betonte, wie wichtig die Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und gesellschaftlichen Institutionen sei: „In guter partnerschaftlicher Kooperation zusammen mit den zahlreichen engagierten Bürgerinnen und Bürgern und ihrer Netzwerke sollten wir Zukunftsperspektiven für die geflüchteten Menschen schaffen können.“

„Wir machen die Hilfe für die Ukraine und die Geflüchteten zu einem Schwerpunkt unserer Arbeit. Wir investieren finanzielle und personelle Ressourcen und sind bereit, das auch langfristig zu tun“, sagte Generalvikar Klingan bei der Pressekonferenz. Die Erzdiözese helfe gemeinsam mit ihren Pfarreien, Verbänden, Institutionen und Gruppierungen. Ein Schwerpunkt liege aktuell auf der drängenden Frage der Bereitstellung von Wohnraum: „Wir wollen nicht nur unsere Herzen öffnen, sondern auch unsere Häuser. Wir wollen den Menschen aus der Ukraine zeigen, dass sie in Sicherheit sind und dass sie willkommen sind.“ Alle rund 750 Pfarreien der Erzdiözese prüften, inwieweit sie Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung stellen können. Ein weiterer Schwerpunkt sei die finanzielle Unterstützung: „Geld kann an vielen Stellen Not lindern. Es ermöglicht zielgerichtete Hilfe.“ Neben 300.000 Euro aus dem Katastrophenhilfefonds wurden im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg auch rund 155.000 Euro aus weltkirchlichen Mitteln bereitgestellt. Zudem stehen im jährlichen Haushalt der Erzdiözese regulär rund 5,3 Millionen Euro für die Flüchtlingsarbeit zur Verfügung. Die Erzdiözese sei auch bereit, weitere finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. „Wir beten für ein schnelles Ende der Gewalt“, sagte Klingan: „Aber unsere Solidarität hat einen langen Atem.“

Caritasdirektor Sollfrank schilderte das Engagement der Caritas, die bereits seit zwei Wochen mit einem Info-Point am Hauptbahnhof präsent ist, um die ankommenden Flüchtlinge zu unterstützen. Ein großes Problem sei aktuell die Frage, wie es nach der Zeit in den Notunterkünften für die Geflüchteten weitergehe. „Wir sehen die Bundes- und Landesregierung in der dringenden Pflicht, die Koordinierung für die Verteilung und Weiterleitung der Geflüchteten zu übernehmen“, forderte der Caritasdirektor. Er betonte, dass es in der Zivilgesellschaft und bei politischen Verantwortungsträgern in Bayern „eine große Welle an Solidarität“ gebe. „Als Wohlfahrtsverband tragen wir diese Hilfsbereitschaft und Verantwortung mit. Dies muss sich aber auch in der personellen und finanziellen Ausstattung unserer hauptamtlichen Beratungsarbeit widerspiegeln.“ Bereits jetzt stelle sich die Frage nach der weiteren sozialen Begleitung der oft noch unter dem Schock der dramatischen Erlebnisse stehen Kriegsflüchtlinge. „Wir brauchen eine breite Palette politischer Initiativen im Hinblick auf die Versorgung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen, Kranken und Alten oder Menschen mit Behinderung“, erklärte Sollfrank. Pragmatische Lösungen seien gefragt, auch beim Thema Schul- und Kindergartenbesuch sowie bei der psychosozialen Beratung.

Caritas-Vorständin Gabriele Stark-Angermeier schilderte, wie beeindruckt sie sei von dem „außergewöhnlichen Grad an Selbstorganisation, mit dem vor allem die Menschen aus der ukrainischen Community hier in München sich um ihre ankommenden Landsleute kümmerten. „Gerade unsere Arbeit am Info-Point am Hauptbahnhof wäre ohne die leidenschaftliche Unterstützung der vielen ukrainischen Ehrenamtlichen um ein Vielfaches schwerer.“ Um die Menschen aus der Ukraine auch weiterhin unterstützen zu können, sei es dringend notwendig, die Integrationsberatung auszubauen und ihre Finanzierung langfristig sicherzustellen. „Die Zerstörungen in der Ukraine haben ein solches Ausmaß erreicht, dass wir damit rechnen, dass die Menschen aus der Ukraine mindestens ein bis zwei Jahre bei uns bleiben werden, bevor sie überhaupt wieder einen Ort haben, an den sie zurückkehren können.“ Die Flüchtlings- und Integrationsberatung brauche dringend eine Stellenerhöhung, betonte Stark-Angermeier. Auch die Ehrenamtskoordination solle ausgeweitet werden. Insgesamt sei die Integration der Geflüchteten aus der Ukraine eine riesige Herausforderung. „Doch die letzten Tage machen mir Mut, dass wir mit der Empathie, der Hilfsbereitschaft und der Tatkraft, die ein sehr, sehr großer Teil der Bevölkerung den Flüchtlingen aus der Ukraine entgegenbringt, auch diese Aufgabe meistern werden“, so Stark-Angermeier.

 

Bettina Spahn, katholische Leiterin der ökumenischen Bahnhofsmission am Münchner Hauptbahnhof, die mit ihrem Team (25 Haupt- und rund 140 Ehrenamtliche) rund um die Uhr aktiv ist, ergänzte: „Es war für unsere kleine Bahnhofsmission schon seit der Pandemie schwierig, 300 bis 400 Menschen täglich zu versorgen. Infolge des Krieges in der Ukraine suchen uns täglich rund 2000 Flüchtlinge auf und wir versuchen zu helfen, wo wir können.“ Zudem würden auch die Menschen, die schon seit Tagen da sind, immer wieder vorbeikommen, weil sie kein Geld hätten und auch noch keine Sozialleistungen bekämen. „Ich wünsche mir für die Flüchtlinge ein Ankommen und eine Zeit in Würde in Deutschland. Dafür müssen Kirche und Caritas stehen.“ Nadiia Klymchuk, ehrenamtliche Übersetzerin mit ukrainischen Wurzeln am Caritas-Infopoint am Hauptbahnhof, ist seit Tagen unermüdlich im Einsatz. „Es ist sehr emotional für mich. Viele meiner Freunde sind noch auf der Flucht. Ich versuche am Caritas-Stand die ersten Infos zu geben zu Essen, Trinken und zum Schlafplatz.“ Sie bringe die Frauen und Kinder auch sicher zu den Shuttlebussen, die städtische Unterkünfte anfahren. „Ich erlebe ganz viel Angst und Unsicherheit. Viele Ankommende waren noch nie im Ausland, haben keine E-Mailadressen, keine Handy-Simkarten und vor allem keine Euros.“ Sie beobachte aber auch viel Dankbarkeit für den herzlichen Empfang in einem fremden Land.

 

Richard Stefke, kommissarischer Leiter des Ressorts Caritas und Beratung im Erzbischöflichen Ordinariat München, erläuterte, dass in den vergangenen Tagen in den Pfarreien in zahlreichen Wohnungen, Zimmern oder auch Pfarrheimen bereits Menschen untergekommen seien. Auch die Gebäude und Grundstücke der Erzdiözese würden von einer eigens eingerichteten Arbeitsgruppe geprüft, wodurch unter anderem bereits ein leerstehendes Studentenwohnheim und weitere Unterkunftsmöglichkeiten in Bildungshäusern oder leerstehenden Wohnungen identifiziert worden seien. Im Priesterseminar der Erzdiözese seien bereits Geflüchtete aufgenommen worden. Stefke stellte auch die finanziellen Hilfen der Erzdiözese vor. Die Gelder aus dem Katastrophenhilfefonds und weltkirchlichen Mitteln fließen nach und nach an Partnerorganisationen, die die Situation der Menschen kennen und passgenau helfen können. Ein Großteil der im jährlichen Haushalt regulär zur Verfügung gestellten Mittel in Höhe von 5,3 Millionen Euro kommt der Integrationsarbeit der Caritas zugute. Hier sei die Erzdiözese bereit, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen, wenn der Staat die dafür notwendigen Stellen schaffe. (bs/mmr)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat

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Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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