Sport

Wendelstein-Löwen Nußdorf – In guten wie in schlechten Zeiten

Man mag es sich heute kaum vorstellen, aber es gab einmal eine Zeit, da zählten die Münchner Löwen zu den größeren Hausnummern im deutschen und internationalen Fußball. 1997 und 2000 zum Beispiel. Damals kickte die Mannschaft des TSV 1860 München im UEFA-Cup, in der Bundesliga belegte sie in der Saison 1996/1997 den siebten und in der Saison 1999/2000 sogar den vierten Platz. Das war die Zeit, als in Nußdorf einige Fußballfans beschlossen, nicht mehr lose als „wilder Haufen“ zu den Spielen zu fahren. Gründungsmitglied Thomas Oberauer sagt: „Damals haben viele gesagt ,wir müssen uns besser organisieren, und so wurde aus den Löwenfreunden SV Nußdorf am 14. Juli 1997 der offizielle Fanclub ,Wendelstein Löwen‘.“

Dass es diesen Zusammenschluss von 60er-Fans nach 25 Jahren immer noch gibt, ist für Oberauer nicht selbstverständlich. Die sportliche Talfahrt der Mannschaft, die 2004 schleichend mit dem Abstieg in die 2. Liga begann und ihren Tiefpunkt 2017 hatte, als der Zwangsabstieg in die Regionalliga folgte, wirkte sich auf einige Fanclubs in der Region aus – Mitglieder verloren das Interesse, manche Clubs lösten sich auf.

In Nußdorf ist das anders. „Klar hatten wir schon mal mehr Mitglieder“, sagt Oberauer. „Doch noch immer sind bei uns 250 Leute dabei.“ Denen wird derzeit erneut viel abverlangt. War es zuerst sportlich wenig reizvoll, ins Grünwalder Stadion zu fahren, so sind sie jetzt durch die Corona-Regeln erneut ausgeschlossen. „Eigene Busfahrten zu den Heimspielen organisieren wir, wenn wieder Zuschauer zugelassen sind, zur Zeit leider nicht mehr. Wir klinken uns aber ab und zu bei den Simssee-Löwen ein. Das ist ein befreundeter Fanclub, der sehr aktiv ist.“

Dass Oberauer das Interesse an seiner Lieblingsmannschaft verliert, ist für ihn unvorstellbar. Seit 25 Jahren hat er eine Dauerkarte und bei jeder Gelegenheit geht er zu den Spielen seines Vereins. „Die Liebe zu den 60ern habe ich wohl mit der Muttermilch aufgesogen. Die Mama war auch Löwen-Fan.“ Für ihn ist aber sowieso klar: „60er-Fan wird man nicht, man ist es.“ Da war es vor einigen Jahren geradezu logisch, dass er auch für seinen Herzensverein gearbeitet hat. Er hat begabte junge Kicker aus dem Inntal ins Nachwuchs-Leistungszentrum nach München gefahren.

Derzeit planen die Wendelstein Löwen ihr Jubiläum im Juli. Auf dem Gelände des SV Nußdorf soll ein Zelt aufgestellt werden und vom 15. bis zum 17. Juli wird dann gefeiert. Praktisch: Richard Ostermeier, der neue Wirt im Sportheim, ist ebenfalls ein 60er durch und durch. „Er war früher Verwaltungsratsmitglied im Verein“, verrät Obermeier und hofft, dass dieser seine Beziehungen zur 60er-Prominenz spielen lassen kann, die dann das Fest besuchen wird.

Ohnehin hoffen Hans Grad, der erste Vorstand der Wendelstein Löwen und Thomas Oberauer, dass diese Jubiläumsfeier die Wahrnehmung ihres Fanclubs stark erhöhen wird. Denn auch die vor Corona üblichen Stammtische im Ring-Café bei Martha sind seltener geworden. Die Mitglieder verabreden sich derzeit nur in WhatsApp-Gruppen zum gemeinsamen Fußballschauen im Internet. Doch live dabei zu sein, das fehlt allen Leuten des Clubs. Oberauer erinnert sich an bessere Zeiten, als sie im Bus zu UEFA-Cup-Auswärtsspielen nach Wien und nach Parma gefahren sind. Inzwischen hängen die Münchner in der dritten Liga fest. Aber beim letzten Mal, als er im Grünwalder Stadion war, konnte er im vergangenen November ein 6:0 gegen den SC Freiburg II miterleben. Es gibt also Hoffnung auf bessere Zeiten …

Text und Foto: af

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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