Brauchtum

Weihnachtslegende auf waidlerisch

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Einen berechtigten, stehenden Beifallssturm zum Schluss und Lob von allen Seiten ernteten die Akteure vom Kaitersbergler Trachtenverein für ihre Interpretation der „Heiligen Nacht“ nach Ludwig Thoma. Organisiert hatte dieses Event in der Hohenwarther Pfarrkirche St. Johannes Baptist, der Pfarrgemeinderat von Hohenwarth. Pfarrer Johann Wutz bezeichnete es als äußerst gelungene Veranstaltung und als ganz besondere Einstimmung auf die Advents- und Weihnachtszeit. PGR-Sprecherin in Hohenwarth, Olga Pritzl, konnte Gäste aus Hohenwarth und sehr viele auch aus den benachbarten Pfarreien begrüßen. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt.

Nur der Altarraum war beleuchtet, als die Stoiber Deandln Elfriede und Luise zusammen mit der Saitenmusik Hans und Inge Prüflinger zur Einstimmung ihre Instrumente erklingen ließen. „Es war daselm en Nazareth hint…“ begann Markus Bscheid, der Sprecher des Abends mit der Geschichte der „Heligen Nacht“ in bestem einheimischen Waidlerisch. Aus seiner Feder stammt die Interpretation der Geschichte, die Ludwig Thoma „oberbayrisch“ verfasst hat. Nun wurde sie in den Woid verlegt, landschaftlich und sprachlich und stand vor ihrer Erstaufführung.

Was die Besucher hörten, begeisterte jeden, ein Autor und Sprecher, der an diesem Tag zur Höchstform auflief, erzählte, artikulierte und sprachlich mehrere Personen darstellte wurde in den festgelegten Passagen unterbrochen von den Klängen des Harfenspiels von Lena Bscheid und Felicitas Wutz. Virtuos eingesetzt und meisterlich gespielt klangen ihre Instrumente durch die Pfarrkirche. Ein anderes Mal war die „Prüflinger Saitenmusik“ an der Reihe. Inge und Hans, zwei Meister auf der Zither zogen alle Register ihres Könnens.  Und schließlich erfüllte der Gesang der „Stoiber-Deandln“ den Raum. Die zwei Schwestern begleiteten sich auch selber am Hackbrett und an der Gitarre und zeigten allen zu Recht ihre Liebe zur Musik. Stimmig, berührend, zum Abschalten oder zur Einstimmung. Für jedes Gemüt war etwas dabei.

„Mir majisma aaf Bethlahem eine, aafs Rentamt, du woast scho, zum zoihn“, hört der Handwerksbursch, der das heilige Paar eines Teils des Weges begleitet hat den heiligen Josef sagen, oder „Es kannts ja no spather kemma, bei uns is nix mehr frei“ hörte man vom Knecht beim Rösslwirt. „Und waah ah der Beck und da Schuasta koan Plotz und koa Hirwa mehr frei ghoad hamand, sans ausse vors Dorf zum Simmei, der hod nema sein kloan Heisl no an Plotz en Stoi drin ghoad“.

Zum Andachtsjodler der Stoiber-Deandln erhoben sich alle Besucher am Schluss von den Plätzen und sangen stimmgewaltig bei der zweiten Strophe mit.

Pfarrer Johann Wutz spendete allen Besuchern den Segen und Markus Bscheid bedankte sich bei den Besuchern fürs Kommen und fürs „Staad sa“.

Eine Veranstaltung von der man mit Stolz sagen konnte „Ich war auch dabei“ ging zu Ende.

(Bilder und Text: mit freundlicher Genehmigung von Olga Pritzl)

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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