Kultur

Weihnachten mit dem Steirischen Volksliedwerk

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Gfeiert wird überåll auf der Wölt,

mit und a mit ohne Göld,

mit wenig und mit mehra Gäst‘

– nur gånz allan gibts kaum a Fest.

In meiner Kindheit begannen die Vorbereitungen auf Weihnachten schon Ende November, wo wir manchmal gemeinsam unseren Adventkranz gebunden haben und manchmal auch einen binden haben lassen – vermutlich aus optischen Gründen. Aber egal, besungen und bespielt wurde sowohl der selbst gebundene als auch der gekaufte. Ein nächster Fixpunkt hin zum Heiligen Abend war der Adventkalender, bei dem sich ganz klassisch hinter jedem Türchen eine süße Überraschung verbarg. Die einzige „Hürde“, die aber zum Glück schon Anfang Dezember die weihnachtliche Vorfreude ein bisschen trübte, war der 5. Dezember – Krampustag – einer der Tage, an denen sich bei mir immer ein mulmiges oder sogar ängstliches Gefühl einschlich, obwohl ich als außerordentlich braves Kind ja eigentlich nichts zu befürchten gehabt hätte. Danach ging es mit viel Vorfreude, aber auch mit viel Ungeduld – Tage fühlten sich an wie Wochen – in Richtung Weihnachten. Dann war es endlich so weit, Heiliger Abend! Interessanterweise wiederholten sich etliche Jahre lang viele Dinge:  Die Tür ins Schlafzimmer meiner Eltern war versperrt, das Schlüsselloch mit irgendetwas zugehängt und am Nachmittag kam das Friedenslicht. Während meine Mutter, die meiste Zeit des Tages in der Küche verbrachte, um der ganzen Familie ein tolles Weihnachtsmenü zu zaubern, gingen wir zur Kindermette und waren um ca. 17 Uhr wieder zu Hause. Langsam kamen alle zusammen, Omas, Opas, Tanten und Onkel – die Spannung stieg ins Unermessliche.  „Jetzt noch schnell essen und dann muss doch schön langsam das Glöckchen des Christkindes zu hören sein“, dachte ich Jahr für Jahr. Kurz darauf war es wirklich so weit: Wir hörten die Glocke, gingen in das Schlafzimmer meiner Eltern, wo immer ein wunderschön geschmückter Christbaum stand, und darunter – für mich damals auch nicht unwichtig – viele Geschenke. Dann wurden gemeinsam meistens zwei oder drei Weihnachtslieder gesungen, meine Mutter las noch zwei Weihnachtsgedichte vor und nun durften wir Kinder endlich die Geschenke verteilen und natürlich die eigenen öffnen. Nachdem die große Anspannung vorbei war, spielten wir Kinder mit unseren Geschenken und die Erwachsenen ließen den Heiligen Abend gemütlich ausklingen – ein aus meiner Sicht herrliches Familienfest in der Obersteiermark.

Viele Kulturen, viele Traditionen …

Jede Kultur – und oft auch schon jede Familie – hat eigene Vorstellungen darüber, wie Weihnachten „traditionell“ gefeiert wird. Diese Traditionen kommen vor allem bei Familienweihnachtsfeiern zur Geltung, denn in vielen Familien wird Weihnachten so gefeiert, wie es die Eltern als Kinder selbst erlebt haben. Besonders spannend wird es, wenn die Eltern unterschiedliche Traditionen leben. Dann ergibt es sich oft, dass verschiedene Bräuche parallel gelebt oder auch vermischt werden, wodurch auch wieder neue, transkulturelle Traditionen entstehen können. Ich stelle es mir faszinierend vor, wenn unterschiedliche Esstraditionen vermischt und bei der gleichen Mahlzeit eingenommen werden. Das Schöne ist, dass alle einstigen Kinder in weiterer Folge selbst entscheiden können, welche Traditionen sie weitergeben und welches neue Weihnachts-Mosaik sie entstehen lassen. Weihnachten, egal in welcher Kultur und Tradition, ist und bleibt ein Fest der Liebe, bei dem sich die Familie trifft und auch emotional vielfach wieder enger zusammenrückt. Und seien wir doch ehrlich – ob Santa Claus, der Weihnachtsmann, Papa Noël, Joulupukki, Babbo Natale, Viejo Pascuero, Santa Haraboji, Ded Moroz oder doch das Christkind die Geschenke bringen, ist doch völlig nebensächlich.

In diesem Sinne wünsche ich allen Mitgliedern des Steirischen Volksliedwerks sowie allen Leserinnen und Lesern ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein gesundes Jahr 2022!

Mag. Christian Hartl, MA Geschäftsführer des Steirischen Volksliedwerks

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Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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