Brauchtum

Warum in Bayern Tracht staatstragend ist

Gerne werden wir Trachtler zu staatstragenden Ereignissen gebeten, etwa wenn ausländische Staatsgäste empfangen werden. Warum ist das eigentlich so?

Im 19. Jahrhundert begann das bayerische Königshaus damit, die Trachten der einzelnen Landesteile bewusst zu fördern. Dabei war es den Königen ein Anliegen dadurch gerade die „Neubayern“ zu integrieren.

Gute Gelegenheiten dafür waren Familienfeiern. So organisierte König Ludwig I. für die Hochzeitsfeierlichkeiten seines Sohnes Maximilian Joseph mit der preußischen Prinzessin Marie im Jahre 1842 einen Fest- und Huldigungszug. Insgesamt wurden dazu 35 Brautpaare aus allen Kreisen (heute Bezirke) des Königsreichs nach München eingeladen.

König Maximilian II. Joseph war der Tracht seiner Untertanen ebenfalls sehr zugetan. Inspiriert davon schuf der Volkacher Maler Peter Geist um die Jahr-hundertmitte 18 Darstellungen unterfränkischer Trachten. Eine Beschreibung der Kleidungsweise lieferte Eduard Fentsch in seinem Beitrag in der vom König beauftragten „Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreich Bayerns“.

Auch andere deutsche Bundesfürsten bedienten sich aus Anlass besonderer familiärer Ereignisse der Tracht. Im kleinsten deutschen Fürstentum Schaumburg-Lippe erschienen 1907 zur Silberhochzeit des Herrscherpaars Frauen in der Österten Tracht zur Huldigung in Bückeburg. Der zum Jubiläum anwesende Kaiser Wilhelm II. schätzte den Auftritt der Trachtenträgerinnen.

Im Herzogtum Sachsen-(Gotha)-Altenburg fanden nachweislich ab Beginn des 19. Jahrhunderts zu Ehren hochrangiger Staatsgäste Bauernreiten bzw. Aufzüge der Altenburger Bauernschaft statt. So wurde am 24. November 1823 die bayerische Prinzessin Elisabeth Ludovika auf ihrer Reise nach Berlin von ca. 130 Reitern und 12 Hormtjungfern ein Stück ihres Weges begleitet. In der alten Kaiserpfalz Altenburg wurde übrigens Pfalzgraf Otto von Wittelsbach 1180 von Kaiser Friedrich Barbarossa mit dem Herzogtum Bayern belehnt.

Bericht und Bildrechte:
Thomas Kohl
– Leitung Sachgebiet Mundart-Brauchtum-Laienspiel im Trachtenverband Unterfranken e.V.
Evang.-Luth. Pfarrer

www.trachtenverband-unterfranken.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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