Freizeit

Wanderungen zu den Almen an der Hochplatte

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die kleine Rachlalm oder auch Rachl-Kaser, wie sie früher hieß, zählt zu den schönsten Almen des Chiemgaus. Sie liegt am Fuß der Hochplatte zwischen der gut besuchten Staffn-Alm mit der Bergstation der Hochplattenbahn und der Hefter-Alm, wo man ebenfalls nie allein ist. Aus diesem Grund ist die Rachlalm bei den Wanderern etwas in Vergessenheit. In gewissem Sinn kann man sie somit als Geheimtipp bezeichnen. Und gerade die Wanderfreunde, die dem Trubel aus dem Weg gehen wollen, werden sich auf dieser kleinen, urigen Alm sehr wohl fühlen. Da wir überwiegend im Wald aufsteigen, ist diese schöne Familienwanderung besonders auch für warme Sonnentage zu empfehlen.

Anfahrt:
Wir fahren auf der Autobahn A 8 München–Salzburg bis zur Ausfahrt Bernau. Von hier aus auf der B 305 bis nach Marquartstein. Noch vor dem Ortszentrum biegen wir rechts in den Ortsteil Piesenhausen ein und folgen dort der Beschilderung zur Hochplattenbahn (590 m, GPS-Wegpunkt N47 45.682 E12 26.106). Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn gelangen wir nach Prien, von dort aus fahren wir dem Bus nach Richtung Marquartstein bis zur Haltestelle Abzw. Pettendorf. Der Fußweg zur Hochplattenbahn dauert eine knappe halbe Stunde.

Aufstieg:
Am Parkplatz der Talstation folgen wir dem Wegweiser »Hochplattenbahn (Bergstation), Staffn-Alm, Rachlalm 1 Std.«. Über mehrere Serpentinen wandern wir bergauf, bis sich der breite Wanderweg nach ca. 20 Minuten gabelt. Links führt der schmalere Weg zur Staffn-Alm, geradeaus führt der Hauptweg weiter am Bach entlang. Da wir zuerst zur Rachlalm (laut Wegweiser 35 Minuten) wandern wollen, bleiben wir auf dem Hauptweg entlang des Bachbettes. Nach wenigen Metern können wir mit den Kindern einige Meter zum Bach gefahrlos hinuntersteigen. Hier finden die Kleinen eine willkommene Abwechslung, um in dem flachen Bachbett mit Steinen zu spielen oder ein wenig zu planschen. Nun steigen wir weiter durch schönen Mischwald bergauf, um bald darauf die Hochplattenbahn zu unterqueren. Bei einer Skiabfahrt verlassen wir den Wald und sehen nun bereits die grünen Almwiesen vor uns. Hier folgen wir dem Weg bis zum gegenüberliegenden Waldrand und machen dann einen Linksschwenker. Jetzt erblicken wir auch schon die Gebäude der Rachlalm (920 m) und erreichen sie nach wenigen Minuten. Auf der einladenden Terrasse bietet sich uns ein schöner Ausblick über Grassau bis hin zum Hochgern. Für schlechtes Wetter gibt es sogar einen überdachten Außenbereich. Die Sennerin erwartet uns schon mit einer großen Auswahl an almtypischen, allesamt selbst hergestellten Brotzeiten, dazu gehören auch Kuchen und Likör. Von der Rachlalm machen wir uns auf den Weg zur Staffn-Alm. Hier gibt es zwei Varianten, wir nehmen den schöneren, oberen Weg durch den Wald, der nur in den ersten 50 Metern durch seine Steilheit etwas abweisend wirkt. Doch das legt sich nach der ersten Abbiegung, denn dann verläuft der Weg angenehm über einen Wiesenrücken. Bei diesem handelt es sich übrigens um eine ehemalige Skipiste. Am Ende der Wiese stoßen wir wieder auf die zur Staffn-Alm führende Forststraße. Allerdings müssen wir zuvor etwas steil einige Meter auf einem schmalen Weg bergauf steigen. Gleich danach biegen wir rechts in den breiten Wirtschaftsweg ein und wandern nochmals wenige Meter steil bergauf. Dann passieren wir auch schon die Startrampe der Gleitschirm- bzw. Drachenflieger und sehen anschließend die Bergstation der Hochplattenbahn (1040 m) vor uns auftauchen. Links oben ragen die Gipfel von Hochplatte und Friedenrath in den Himmel. Nur drei Minuten vom Lift entfernt liegt die Staffn-Alm, ein großer Berggasthof mit weiten Almflächen und einem sehr geräumigen Kinderspielplatz (1050 m). Da man mit der Seilbahn fast direkt bis vor die Haustür fahren kann, ist hier immer viel los. Auch hier können wir es uns auf der großen Sonnenterrasse schmecken lassen – es gibt eine reichhaltige Auswahl an bodenständiger Küche, Brotzeiten und Kuchen. Wir müssen zwar auf das idyllisch-gemütliche Almenflair wie auf der Rachlalm verzichten, dafür finden die Kinder hier ein vielfältiges Angebot zum Spielen – seien es Schaukeln, Klettergelegenheiten oder die weiten, flachen Almwiesen.

Abstieg und weitere Alternativen:
Um zum Wanderparkplatz zurückzukommen, können wir entweder über weite Kehren auf dem Forstweg in 50 Minuten absteigen, oder wir verwenden die Abstiegshilfe – der Sessellift direkt vor der Staffn-Alm bringt uns in einer Viertelstunde bequem und für die Älteren knieschonend direkt zu unserem Ausgangspunkt. Eine zusätzliche Wanderalternative ab der Staffn-Alm ist der Höhenweg rund um den Großstaffn (1 h). Wer zusätzlich den Gipfel der Hochplatte (1587 m) besteigen will, sollte eine Aufstiegszeit von ca. eineinhalb Stunden hinzurechnen. Der Weg ist recht steinig, immer wieder steil und erfordert Trittsicherheit.

Tipp – nur für Erwachsene:
Zum Tagesausklang ein Stamperl! Rund um das Tal der Tiroler Ache (in Marquartstein, Schleching, Unterwössen, Bernau) finden wir mehrere kleine, aber feine Schnapsbrennereien. In diesen werden aus dem Obst der Streuobstwiesen (insbesondere Äpfel, Birnen, Brombeeren und Zwetschgen) in guter handwerklicher Tradition verführerische Edelbrände destilliert, so z. B. beim Weßner Hof in Pettendorf oder beim Sepp’n-Bauer in Bernau.

Der Wandertipp stammt aus dem neuen Wanderbuch “Familienwandern – Bayerische Alpen und Tirol”, erschienen im Rosenheimer Verlagshaus
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Bericht und Bilder: Reinhard Rolle

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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