Brauchtum

Waldgau-Patenbitten für Gaufest 2019

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Wer, wenn nicht die Trachtenvereine halten Sitten und Gebräuche in Ehren? Und dazu gehört gewiss auch das Patenbitten. Aus diesem Grund fand sich am Samstag eine große Abordnung des Trachtenvereins der „Gotthardsbergler“ aus Kirchberg in Spiegelau ein, um bei den Schwarzachtaler Trachtlern um die Übernahme der Patenschaft für ihr 50-jähriges Gründungsfest vom 12. bis 14. Juli, verbunden mit dem Gaufest des Bayerischen Waldgaues, zu bitten.

Für die Kirchberger lag es nahe, bei den Spiegelauern anzuklopfen. Schließlich trennen die beiden Orte nur rund 20 Kilometer und man pflegt zudem seit jeher ein gutes Miteinander. Um es vorweg zu nehmen, es war eine lustige und schwungvolle Veranstaltung. Einen großen Wermutstropfen gab es aber trotzdem: Alois Speckbacher aus dem Vorstandsduo der Schwarzachtaler und Mitorganisator konnte wegen eines Krankenhausaufenthaltes leider nicht am Patenbitten teilnehmen.

Vorstandskollegin Marianne Schmid richtete an den Alois herzliche Grüße und wünschte baldige Genesung. Angetan vom alten Brauch des Patenbittens zeigten sich auch die Bürgermeister Alois Wenig und Spiegelaus Bürgermeister Karlheinz Roth, die den Jubelverein in ihren Grußworten für das bevorstehende große Fest viel Erfolg wünschten. Besonders begrüßt wurde von Marianne Schmid noch Ortspfarrer Tobias Keilhofer und die Festmutter der Gotthardsbergler, Verena Hackl.

Vom Ortsteil Reuteck  aus machten sich die Gotthardsbergler Trachtler, „bewaffnet“ mit einem Schubkarren, auf dem ein Fass Bier Platz gefunden hatte, und schwungvoll begleitet von der Kirchberger Blaskapelle auf den Weg ins Wirtshaus Weber im Spiegelauer Ortsteil Langdorf. Dort standen die Schwarzachtaler Spalier und bereiteten den „Bittstellern“ einen herzlichen Empfang. Nach der Begrüßungsrede von Marianne Schmid ging’s auch schon so richtig los. In Form von lustigen Dialogen wurden die Patenbitten von den Vorstandsmitgliedern der Kirchberger Trachtler vorgetragen.  „Grüaß Gott ös Spieglauer Trachtenleit’, mia sama von Kirchberg eina kemma heit’. Wir bitt’n euch, sagt’s ja, schlogt’s ein, unser Patenverein sollt’s ihr, die Schwarzachtaler, sein“, kam Festleiter Manfred Zaglauer gleich zum Kern der Sache. Auch Trachtler-Vorstand Max Schiller und 2. Festleiter Christian Bauer trugen in humorvollen Prologen die Bitte um Übernahme der Patenschaft vor.

„Es ist eine große Ehre für uns Spiegelauer, wenn wir euch den Paten machen dürfen – aber einfach machen wir es euch nicht“, warnte Vorsitzende Marianne Schmid. So gab es für die Gäste aus Kirchberg eine Reihe von Aufgaben zu lösen. Die Patenwerber mussten auf einem hölzernen Bittgestell knien, eine Bierprobe bestehen, Mohrenköpfe verspeisen ohne sie mit den Händen zu berühren und eine Suppe mit durchlöcherten Löffeln aufessen. „Zerknirscht knien wir vor euch im Staub und fragen ängstlich mit Verlaub: Oh erhöht doch unsere Bitten, wir haben schon genug gelitten“, war von den „Gepeinigten“ zu hören. Nachdem die Gotthardsbergler alle an sie gestellten Aufgaben mit Bravour erfüllten, erklärten sich die Schwarzachtaler als Verein, der sich die Erhaltung bodenständigen Brauchtums und Kulturguts auf seine Fahne geschrieben habe, gerne bereit, die Patenschaft „mit allem, was dazu gehört“ zu übernehmen.

Festleiter Manfred Zaglauer bedankte sich beim Spiegelauer Trachtenverein für die überaus freundliche Aufnahme und die Übernahme der Patenschaft. Er überreichte an Marianne Schmid eine Wolfaustreiberglocke als Zeichen des Dankes. Diese wiederum revanchierte sich ihrerseits mit einem Glaskrügerl mit eingravierter Rachelkapelle aus dem „Glasdorf“ Spiegelau. Nachdem echte Trachtler bekanntlich auch gerne tanzen, dafür es aber im Saal zu eng war, wurde kurzerhand vor dem Wirtshaus im Freien ausgiebig das Tanzbein geschwungen. So fand ein großartiges, wohl für beide Vereine unvergessliches Patenbitten, erst zu später Stunde im Wirtshaus Weber seinen Abschluss.

Text und Fotos: Helmut Döringer

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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