Brauchtum

Waldgau-Hoagascht in Spiegelau

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Volksmusik zum Zuhören und Mitmachen war geboten beim diesjährigen Waldgau-Hoagartn. Rund 170 Gäste lauschten der stimmigen Musik, dem Gesang und dem gesprochenen Wort in der wunderschön geschmückten Mehrzweckhalle des Glasortes Spiegelau. Für Herz und Gemüt war alles dabei, dafür sorgten die durchwegs hochkarätigen Gruppen, die abwechselnd musizierten. Für das leibliche Wohl der Gäste im Saal sorgte der Trachtenverein D’Schwarzachtaler Spiegelau.

Mit dem Lied „Es war ein Glückstag ganz gewiss, wia unser Bayernland entstanden ist“ sorgte der Männergesangsverein Spiegelau (unter der Leitung von Josef Kreutner) für das musikalische Intro und sprach damit seinem Publikum aus dem Herzen. Im Programmverlauf ließen sie sich noch mit „Mei Hoamatmelodie“ (einem echten Spiegelauer Lied von Theo Büttner, Text und Satz Pfarrer a. D. Hubert Gerstl) hören. Den beiden Trachtenvereins-Vorsitzenden Alois Speckbacher und Marianne Schmid war es vorbehalten, in launiger Art und Weise die Gäste zu begrüßen. „Ihr werdet heute Wellness für die Ohren, einen wahren Ohrenschmaus zu hören kriegen“, verkündete Schmid. Ihr Willkommensgruß galt der gesamten Waldgau-Vorstandschaft mit Vorsitzenden Andreas Tax an der Spitze sowie den Ehrenmitgliedern, Ortspfarrer Tobias Keilhofer, Pfarrer Johann Köppl, Gemeindereferent Otto Öllinger, BGR a. D. Hubert Gerstl, der evangelischen Diakonin Gabriela Neumann-Beiler sowie dem Hausherrn Bürgermeister Karl-Heinz Roth mit Gattin Melanie, die beide erstmals schmuck gekleidet in der Vereinstracht erschienen waren. Auch die Musikreferenten des Waldgaues, Hermann und Ingrid Hupf, die die Veranstaltung organisiert hatten, schlossen sich den Begrüßungsworten an. „Verantwortung ist nicht chic in dieser Zeit“ bemerkte Bürgermeister Roth in seinen Grußworten und sprach damit einmal mehr Alois Speckbacher und Marianne Schmid seine Hochachtung aus, die den Verein wiederbelebt und in die Zukunft geführt haben. Nirgends in dieser heutigen belebten Zeit könne man sich geborgener fühlen als in der Heimat, bekannte er und erntete dafür Applaus.

Diese Geborgenheit wurde sodann in den folgenden Stunden mit einem abwechslungsreichen Programm zum Ausdruck gebracht. Den ungebremsten Spaß an der Musik brachte die „Duwaggl-Musi“ (mit Florian Kasberger, Martin Alfery und Regina Augustin) in die Ohren ihrer Zuhörer. Mit Steirischer und Gitarre stimmten sie (auch ganz ohne den besagten Schnupftabak) schwungvolle Stücke wie die „Poxauer Polka“, „Übern Brähbichl“ oder den „Berta-Landler“ an. Ihrer selbst auferlegten Aufgabe, der Pflege des waldlerischen Jodlers, der Arie, frönten die „Lindberger Woidariensänger“ mit Evi Hasenkopf, Max Paternoster, Michael Löfflmann, Michael Graßl (Gesang)
sowie Sepp Lohr (Akkordeon). Von ihnen kamen Lieder wie „A drischneidige Arie“, „Da Seewirtin ihra“, „S’Wilderer Waidl“ oder „Bei da Lindn“ und ließen die uralten, ganz eigentümlich schwermütigen Bayerwald-Weisen wieder auferstehen. In klassischer Stubnmusik-Besetzung spielten die „Geschwister Döringer“ aus Kirchdorf (Johanna Döringer, Hackbrett, Michaela Döringer, Gitarre, Stefanie Döringer, Zither) auf. Sie entlockten ihren Instrumenten eine „Polka“, „Da Doana entlang“, den „Flori-Boarischn“ oder eine „Mazurka“.

„Die Lenzerischen“ waren aus dem Zwieseler Winkel angereist. Elisabeth Kagerbauer, Stefan Kopf und Veronika Schagemann ließen aufhören mit Titeln wie „Da Summa is furt“, „Drausdahoi Eschlkam“, dem Zwiefachen „Oachlbauer“ oder einer eigenwilligen Interpretation von „S’letzte Blaadl vom Lindnbaam“. Ein eingespieltes Duo waren die Geschwister Hammerla, Gewinner des Jugendfinks 2017. Martin (16) und Antonia (13) spielten und sangen mit jugendlichem Schwung gekonnt auf und Lieder und Stücke wie „Aufs Tanzn bin i ganga“, „s’Jaga-Liad“ oder die „Holzrichter-Polka“ und der „Pfundner-Boarisch“ erklangen im Saal. Ihren Debüt-Auftritt brachte die erst kürzlich gegründete Gruppe „Stoaklamm-Soatn-Gsang“ fulminant hinter sich. Die Trachtler-Musi erfreute mit dem Lied „Wissts wo mei Hoamat is“ und einer Moritat des Baumsteftenlenz (Paul Friedl wurde 1902 in Spiegelau geboren, Tod 1989), bei der sich als Vorsängerin Hilde Herzog bestens bewährte. Besungen wurde die tragische Liebesgeschichte vom Lenz, Wenz und der Emmerenz.

Erzähler und Moderator des Abends war Eberhard Kreuzer, der durch den Abend führte. Er begeisterte sein Publikum mit humorvollen Erzählungen (Hosenkauf, vom hochgelobten Rentnerleben, Erfahrungen auf dem Oktoberfest, Hamma-ned-dahoam-Apparat usw.), aber auch mit einem eher nachdenklichen Querschnitt durch seine Gedankenwelt. Dazwischen waren alle Anwesenden eingeladen, mit Ingrid Hupf das gemeinsame Lied „Hintn bei da Stodltür“ zu singen. In seinen Schlussworten lobte Gauvorsitzender Andreas Tax die beiden Schwarzachtaler-Vereinsvorsitzenden Speckbacher und Schmid für ihr Engagement für den Verein. Nach der Musikgruppe strebt der Trachtenverein die Gründung einer neuen Jugendgruppe an. Tax dankte für die Teilnahme und sagte Vergelt’s Gott für das Kommen. In „Mia san vom Woid dahoam“ stimmten alle anwesenden Gäste und Gruppen stimmgewaltig ein. „Wichtig san d’Musi und da Gsang, owa no besser san guade Zualuuser“, befand Musikreferent und Hauptorganisator Hermann Hupf schließlich. Und davon waren an diesem Abend viele im Saal.  (krp)

Bildunterschrift zu ko-krp-Waldgau-Hoagartn 2018-1:                                                                                                                    Der Männergesangsverein Spiegelau zeigt sich sehr stimmgewaltig und ließ sich im Laufe des Abends mit mehreren Liedern hören.

Bildunterschrift zu ko-krp-Waldgau-Hoagartn 2018-2:                                                                                                    Ein Grußwort hatte Bürgermeister Karl-Heinz Roth parat. Daneben Marianne Schmid und Alois Speckbacher, die beiden Trachtler-Vorsitzenden.

Bildunterschrift zu ko-krp-Waldgau-Hoagartn 2018-3:                                                                                            Die Gesamtorganisation des Abends lag in den Händen des Musikreferenten-Paares Hermann und Ingrid Hupf.

Bildunterschrift zu ko-krp-Waldgau-Hoagartn 2018-4:                                                                                               Bühne frei für einen musikalischen, geselligen Abend beim Waldgau-Hoagartn in der Mehrzweckhalle Spiegelau.

Bildunterschrift zu ko-krp-Waldgau-Hoagartn 2018-5:                                                                                               Die „Duwaggl-Musi“ spielte zünftig auf: (v. li.) Florian Kasberger, Martin Alfery und Regina Augustin.

Bildunterschrift zu ko-krp-Waldgau-Hoagartn 2018-6:                                                                                                Das verbindende Element des Abends war Sprecher Eberhard Kreuzer aus Zwiesel.

Bildunterschrift zu ko-krp-Waldgau-Hoagartn 2018-7:                                                                                               Mit einer Moritat vom Baumsteftenlenz Paul Friedl über ein Eifersuchtsdrama einer unglücklichen Liebschaft begeisterten die neu gegründete „Stoaklamm-Soatn-Klang“.

Bildunterschrift zu ko-krp-Waldgau-Hoagartn 2018-8:                                                                                                        Altes Kulturgut brachten die Lindberger Woidariensänger mit ihren getragenen Liedern zum Ausdruck.

Bildunterschrift zu ko-krp-Waldgau-Hoagartn 2018-9:                                                                                                        Die Geschwister Hammerla (Gewinner Jugendfink 2017) machen seit sieben Jahr zusammen Musik und sind ein eingespieltes Duo.

Bildunterschrift zu ko-krp-Waldgau-Hoagartn 2018-10:                                                                                                        Die Gemüter der Zuhörer erfreuten die Geschwister Döringer (Jugendfink-Gewinner 2008) mit ihrem gefühlvollen Saitenspiel.

Bildunterschrift zu ko-krp-Waldgau-Hoagartn 2018-11:                                                                                                        Eher unkonventionell sangen „Die Lenzerischen“ mit ihren wandelbaren Texten.

Bericht von Regina Pfeffer übermittelt

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Samerberger Nachrichten

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!