Brauchtum

Waldfest in Atzing – Impressionen II

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Waldfest in Atzing – ein Sommerabend wie aus dem Heimatfilm   – Zwischen den mächtigen Buchen des Munzinger Waldes tanzte gestern Abend die bayerische Lebensfreude. Hunderte Einheimische und Feriengäste folgten der Einladung des Trachtenvereins „Daxenwinkler“ Atzing und verwandelten den Wald zwischen Prien am Chiemsee und Wildenwart in einen lebendigen Festplatz.

Was nachmittags mit heiteren Blasmusik‑Klängen begann, mündete nach Sonnenuntergang in eine fast märchenhafte Szenerie aus Alphorn‑Weisen, Lampionlicht und staunenden Kinderaugen.

Musik, die sofort in die Beine fährt
Gleich zu Beginn sorgten die Wildenwarter Blasmusikanten für den nötigen Schwung. Ihr Repertoire – vom flotten Boarischen bis zur schmetternden Polka – ließ Bierkruggriffe schneller werden und Dirndl‑Säume wehen. Begleitet von den Musikern zeigten die Kinder‑, Jugend‑ und Aktivengruppen des Atzinger Trachtenvereins präzise Plattler und gebundene Tänze; das rhythmische „Klatschen“ der Lederhosen knallte durchs Blätterdach und erntete Szenenapplaus.


Ein akustisches Ausrufezeichen setzten die Hafenstoana Alphornbläser aus Bernau. Erst spielten sie mitten auf der Waldbühne – die hölzernen Hörner ragten wie zusätzliche Baumstämme in den Abendhimmel –, später positionierten sie sich auf dem Gegenhang. Mit abgeschaltetem Licht wehten ihre dunklen, langgezogenen Töne wie eine Naturstimme über die Wipfel: Gänsehautmoment inklusive.

Brauchtum ganz ohne Museumsglas
Dass Tradition hier gelebt und nicht ausgestellt wird, machten die Atzinger Goaßlschnalzer deutlich: Scharf zischende Peitschenknaller zerteilten die Waldluft im Takt der Musik. Höhepunkt des Programms war der Original‑Holzhacker‑Plattler der Aktiven; auf die Bühne gewuchtete Birkenstämme fielen unter Axt‑ und Sägeeinsatz, während die Tänzer ihre Figuren schlugen – echtes Handwerk trifft Choreografie.

Gäste zwischen Politik und Ehrenamt
Vorstand Konrad Huber und Organisationschef Michael Schlosser strahlten um die Wette: „Die Wetternerven haben sich gelohnt – besser hätte es nicht laufen können“, meinte Schlosser nüchtern, aber sichtlich erleichtert. Unter den Besuchern mischten sich Priens Ehrenbürger Michael Anner sen., Pfarrer Philipp Werner,  Baron Ludwig von Cramer-Klett aus Aschau i. Chiemgau, mehrere Gemeinderäte, Abordnungen vieler Ortsvereine sowie Vertreter des Chiemgau‑Alpenverbands und des Bayerischen Trachtenverbands – ein Who’s‑Who der regionalen Brauchtumsszene.

 Wetterpoker gewonnen
Die Entscheidung, trotz durchwachsener Prognosen aufzubauen, erwies sich als Volltreffer. Der Himmel blieb den gesamten Abend lang milde; gegen 22 Uhr stellte sich eine laue Sommernacht ein, die Funken von Feuerschalen glühten zu den letzten Alphornklängen. Ob und wann ein zweites Waldfest heuer stattfinden kann, hängt hingegen vom jetzigen Wetterumschwung ab – die Vorstandschaft will kurzfristig entscheiden.

Ein Fest für alle Sinne
Spätestens als Kinder im Halbdunkel ihre ersten Sternspritzer zündeten, während Erwachsene noch einen letzten Steckerlfisch teilten, war klar: Dieses Waldfest hat mehr geboten als Programm‑Punkte. Es zeigte, wie unverkrampft sich gelebtes Brauchtum, musikalische Qualität und gesellige Offenheit verbinden lassen. Atzing hat ein Stück Bilderbuch‑Bayern aufblättern lassen – und jeder durfte mitlesen.

Bericht und Bilder: Rainer Nitzsche – www.samerbergernachrichten.de

 

 

 

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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