Kirche

Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

                                                                                         Berichte aus der Vollversammlung des Diözesanrates

Diözesanratsvorsitzender Tremmel kritisiert Polarisierung in Kirche

Der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising, Hans Tremmel, kritisiert mit Blick auf den „Synodalen Weg“ und die Amazonien-Synode die zunehmende Polarisierung in der Kirche. „Die einen fordern zu schnell zu viel und gefährden deshalb leichtfertig die Einheit. Die anderen aber steuern durch ideologische Nichtbewegung oder besser durch ihre No-Deal-Strategie auf eine faktische Trennung von vielen Gläubigen zu. Ich halte beides für falsch“, betonte Tremmel bei der Vollversammlung des Diözesanrats am Samstag, 12. Oktober, im Salesianum in München. Bei den anstehenden Diskussionen dürfe die Messlatte nicht übertrieben hoch gehängt, andererseits dürften die damit verbundenen Chancen und Hoffnungen auch nicht „im vorauseilenden Gehorsam“ kleingeredet werden. „Wir sollten ruhig, konsequent und ergebnisoffen dranbleiben, bewusst an der Seite unseres Erzbischofs“, rief Tremmel die katholischen Laien auf.

In diesem Zusammenhang erinnerte der Diözesanratsvorsitzende daran, dass die Kirche Jesus Christus gehöre und nicht den Klerikern oder den Laien, nicht den Progressiven oder den Konservativen. Orientiert an Christi Botschaft sei es damit Aufgabe der Kirche und aller Gläubigen, Einheit zu stiften und nicht Zwietracht zu säen. Nur im Miteinander aller könne die Kirche sich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Dazu lobte Tremmel den Einsatz von Papst Franziskus in diesen Bereichen, auch wenn es nicht allen gefalle, wie politisch dieser Papst sei. „Aber Kirche muss politisch sein. Das gehört zu ihrem Wesen“, unterstrich Tremmel.

Bei den innerkirchlichen Fragen und Prozessen forderte Tremmel eine echte Einbindung der Laien: „Wir Laien sind keine Kinder, die mitgenommen werden wollen. Es sollte doch inzwischen jeder begriffen haben, dass wir nicht nur Objekte der Seelsorge sind, sondern Subjekte.“ Deshalb wollten die Laien „mitbestimmen, wo wir hinfahren, und von Anfang an dabei sein, wenn wir das Fahrzeug, die Mittel und die Wege aussuchen“.

Abschließend bedankte sich Tremmel bei Peter Beer, dem scheidenden Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising. Der Diözesanrat habe den vertrauensvollen und kritischen Austausch „auf Augenhöhe“ mit ihm geschätzt: „Gemeinsam Kirche sein haben wir tatsächlich praktiziert und die Menschen in unserem Umkreis haben wir dabei möglichst verantwortungsvoll eingebunden.“ Zuversichtlich stimme Tremmel, dass der Diözesanrat mit Beers designiertem Nachfolger und aktuellem Stellvertreter, Christoph Klingan, „den Weg der vertrauensvollen und konstruktiven Zusammenarbeit sehr gut weitergehen“ könne.

Schwerpunkt der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats unter dem Titel „Menschenwürdiges Wohnen – die neue soziale Frage“, zu der rund 150 Teilnehmer aus den Pfarrgemeinderäten und Verbänden in München zusammenkamen, war Frage, wie bezahlbarer Wohnraum gefördert werden kann. Tremmel berichtete über aktuelle Entwicklungen, daneben sprachen Peter Beer, der scheidende Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, und der künftige Generalvikar Christoph Klingan. Zum Abschluss feierte Generalvikar Beer in der Pfarrkirche St. Wolfgang einen Gottesdienst mit den Vollversammlungsteilnehmern sowie der Pfarrgemeinde. (kbr)

Generalvikar Beer warnt  vor „Lagerdenken“-   Nachfolger Klingan: „Gemeinsam Kirche sein und bleiben“

Angesichts der großen Herausforderungen, vor denen die Kirche stehe, hat der Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, Peter Beer, vor einem Lagerdenken gewarnt. „Es geht nur gemeinsam. Deswegen ist es wichtig, dass wir den neuen Strategieprozess gemeinsam angehen“, sagte Beer bei der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken am Samstag, 12. Oktober, in München.

„Wir müssen nicht alle gleich sein, aber wir können im Umgang mit Unterschieden der Welt zeigen, was es heißt, gläubige Menschen zu sein“, betonte Beer. Der scheidende Generalvikar, der zum Jahreswechsel an seinen Nachfolger und derzeitigen Stellvertreter Christoph Klingan übergibt, blickte auf zehn Jahre in seinem Amt zurück, die vor allem auch von dem Missbrauchsskandal und dessen Aufarbeitung geprägt gewesen seien: „Und es gab immer wieder neue Einschläge.“ Auch im Blick nach vorne sei nicht zu erwarten, „dass die Zeiten einfacher werden“. Als Herausforderungen nannte Beer Rückgänge bei den finanziellen Ressourcen oder die Frage nach der Gewinnung neuer Fachkräfte. Die zentrale Frage sei: „Wo wollen wir als Kirche hin? Wo sollen wir investieren, wo uns zurückziehen? Wie soll die Erzdiözese in 20, 30 Jahren aussehen? Es ist gewiss, dass sie nicht mehr so aussehen wird, wie jetzt.“

Antworten auf diese Fragen zu finden, werde letztlich auch ein „Lernprozess“ sein, erklärte Beer. Es gehe darum „im Dialog zu wachsen“. Beer dankte den Mitgliedern des Diözesanrats: Auch wenn die vergangenen zehn Jahre schwierig gewesen seien, so habe er doch erfahren dürfen, „dass Sie die Dinge mitgetragen haben und mir Vertrauen geschenkt haben – insofern waren es zehn gute Jahre“.

Auch Klingan betonte, dass es in den nun im Erzbistum angestoßenen strategischen Prozessen darum gehe zu definieren, „was ist es, das uns antreibt, was ist uns wichtig, was wollen wir für die Zukunft setzen?“. Dazu müsse das gesamte „Portfolio kirchlichen Handelns“ betrachtet werden, die Pastoral, die Bildung und die Caritas. Und es brauche eine größere Einbeziehung auch der Laien. „Ihr Wunsch nach einer transparenteren und stärkeren Kommunikation war nicht zu überhören“, sagte er mit Blick auf das Hearing zu den aktuellen Strategie-Projekten im Erzbistum, zu dem Kardinal Reinhard Marx haupt- und ehrenamtliche kirchliche Mitarbeiter kürzlich eingeladen hatte. „Es geht darum, dass wir gemeinsam Kirche sind und es auch bleiben, im Sinne einer erneuerten Kirche, die sich immer wieder neu an der Botschaft Christi ausrichtet“, unterstrich Klingan. In diesem Sinne freue er sich auf die Zusammenarbeit mit dem Diözesanrat und dankte den Laienvertretern für ihre bisherige engagierte Mitarbeit.

Das neue Leitungsmodell für die Bistumsverwaltung, mit Klingan als Generalvikar und Stephanie Herrmann als Amtschefin, das zum 1. Januar 2020 in Kraft treten wird, bezeichnete Klingan als „echtes Neuland“. Es sei ein Versuch, „aber ich bin zuversichtlich, dass es auch über den Status des Versuchs hinaus tragfähig sein wird“. Dass künftig eine Frau in dieser Position die Bistumsverwaltung leiten und repräsentieren wird, nannte Klingan ein „starkes Zeichen in unserer Zeit“. (ck/kbr)

Berichte: Erzbischöfliches Ordinariat

Foto: Hötzelsperger – Kreuze in Birkenstein

Neueste Meldung: Konsequent gegen Antisemitismus vorgehen – Diözesanrat ruft Verantwortliche und Privatpersonen zu couragiertem Eingreifen auf

Mit Blick auf den Anschlag in Halle an der Saale ruft der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising die Verantwortlichen in Politik, Kirche und Gesellschaft auf, noch konsequenter gegen Antisemitismus vorzugehen sowie gegen jede Art rassistisch motivierter Gewalt und die Abwertung von vermeintlichen Minderheiten. „Wir erwarten, dass die Räte, die katholischen Verbände und die Orden Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie und jedwede gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit thematisieren und aufarbeiten“, fordert das Laiengremium in einem Antrag, den es bei seiner Vollversammlung am Samstag, 12. Oktober, im Salesianum in München einstimmig verabschiedet hat.

In Verbundenheit mit dem „Bayerischen Bündnis für Toleranz – Demokratie und Menschenwürde schützen“ mahnt der Diözesanrat: „Schauen Sie hin und widersprechen Sie, wo immer antisemitische oder rassistische Vorurteile verbreitet und Hass geschürt werden. Der brutale Terror beginnt im Kleinen.“ Gleichzeitig drückt der Diözesanrat in seinem Antrag seine Erschütterung über den Anschlag aus und spricht den Opfern, ihren Familien und Freunden sein Mitgefühl aus. „Wir stehen an der Seite der Jüdinnen und Juden in Deutschland“, betonen die katholischen Laien. Es sei zu wenig, den aktuellen Gewaltakt als Tat eines Einzelnen zu betrachten. „Weit verbreitete Verschwörungsphantasien, gemeinsam geteilter Hass im Netz und im Alltag sowie propagandistische Reden, mit denen bis hinein in unsere demokratisch gewählten Parlamente Tabus gebrochen werden, bilden den Nährboden für diese menschenverachtende Gewalt.“

In einem weiteren Antrag hat die Vollversammlung des Diözesanrats mehrheitlich beschlossen, Kardinal Reinhard Marx zu bitten, „sich für die baldige Einführung einer Verwaltungsgerichtsbarkeit auf der Grundlage der von der Würzburger Synode 1975 mit sehr großer Mehrheit beschlossenen Kirchlichen Verwaltungsgerichtordnung (KVGO) für den Bereich der Katholischen Kirche in der Bundesrepublik Deutschland einzusetzen“. Sollte sich dafür in der Deutschen Bischofskonferenz keine Mehrheit finden, heißt es ergänzend im Antragstext, so wenigstens für den Bereich der Freisinger Bischofskonferenz, zumindest aber für den Bereich der Erzdiözese München und Freising.

„Die schwere Vertrauenskrise der Katholischen Kirche, verursacht durch die Missbrauchsfälle, deren häufige Vertuschung und schleppende Aufarbeitung, zeigt eindrucksvoll, wie wichtig innerkirchlich geordnete, dem rechtsstaatlichen Standard entsprechende Institutionen und Verfahren wären“, heißt es in der Begründung. Ein solcher Standard setze Gerichte mit unabhängigen Richtern voraus, „die alle Beteiligten gründlich anhören, Tatsachen objektiv klären und dann – wenn möglich – auf eine gütliche Einigung der Beteiligten hinwirken oder den Fall durch eine zu begründende Entscheidung abschließen“. Solche Verfahren fehlten derzeit, stellt das Laiengremium fest. „Praktisch bleibt lediglich die Beschwerde an den Oberen beziehungsweise eine Klage bei vatikanischen Instanzen.“ (kbr)

 

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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