Kultur

Vogelmayer-Kabarett in Greimharting

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Mit weit über 1.500 Live-Auftritten im süddeutschen Raum, in Österreich und der Schweiz, hat sich der Vogelmayer (Bürgerlich Thomas Mayer) in den letzten 20 Jahren auf Wirtshausbühnen einen Namen für seine einzigartige Mischung aus bayerischem Humor, selbstverfassten Liedern, mitreißenden Gstanzln und Kabarettnummern gemacht.

Nun kommt er am Donnerstag, 20. März abends auf Einladung der Hubertusschützen ins Gemeindehaus nach Greimharting.

Karten für den Kabarett-Abend (Einlass ab 19 Uhr, Beginn 20 Uhr) gibt es bei den Hubertusschützen (Telefon 08051-49689 oder an der Abendkasse.

Vorab dürfen wir mit diesem Interview den Vogelmayer näher vorstellen:

Woher kommt ihre Begeisterung für Witz und Humor in Bayern? Und was hat den Großhandelskaufmann Thomas Mayer vor über 20 Jahren als Musikkabarettist auf die Bühne gebracht?

Ich bin ein Mensch, der gerne lacht und die schönen Seiten des Lebens genießt. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch schwierige Situationen mit Witz und Humor besser zu meistern sind. Der Wunsch, die Welt zu verbessern, brachte mich in meinen jungen Sturm-und-Drang-Jahren mit meinen ersten politisch und gesellschaftskritisch ambitionierten Liedern auf die Bühne. Aber mein Fokus hat sich gewandelt: Heute liegt er mehr auf humoristischem Musik-Kabarett. Als Künstler sehe ich meinen Auftrag eher darin, den Menschen eine gute Zeit zu schenken, eine kleine Auszeit vom Alltag. Wenn ich am Ende eines Auftritts in lachende und zufriedene Gesichter blicke, weiß ich, dass es für alle ein guter Abend war.

Was inspiriert Sie im täglichen Leben zu ihren Liedern, Witzen und Pointen auf der Bühne?

Mich inspiriert das Leben selbst, im Zusammentreffen mit anderen Menschen und nahezu allem, was ich irgendwo aufschnappe. Hat man erst einmal den Blick dafür geschärft, erkennt man überall das Absurde, das Witzige und das Komische im Alltag. Man muss also nur mit offenen Augen durch die Welt gehen. Die wahre Kunst liegt dann darin, aus all dem ein bühnentaugliches Programm zu konzipieren, dabei am Puls der Zeit zu bleiben und auch noch unterhaltsam zu sein.

Ihr aktuelles Programm heißt „Lebensfreude“. Was hat das mit Ihnen als Kabarettist und grundsätzlich als Mensch zu tun? Und was mit Ihrem Publikum?

Lebensfreude jeden Tag tief im Herzen zu spüren und sie zu verinnerlichen, ist für mich eine essenzielle Zutat zum Lebensglück und der persönlichen Zufriedenheit. Das sehe ich nicht nur als Kabarettist so, sondern auch ganz persönlich als Mensch. Und was könnte schöner sein, als einen Beruf auszuüben, bei dem man seinen Mitmenschen Lebensfreude schenken kann? Genau das ist der Kern meines Bühnenprogramms – und es funktioniert! Man kann die Lebensfreude förmlich spüren, wenn die Besucher herzhaft lachen und einfach eine großartige Zeit haben.

Wenn Sie neue Songs schreiben: Kommt erst der Text und dann die Melodie? Oder umgekehrt?

Einen Song zu schreiben ist ein zugleich komplizierter und doch einfacher Prozess. Alles beginnt mit einer guten Idee. Text, Refrain, Strophen, Melodie und Rhythmus – da ergibt sich das eine aus dem anderen, bis es stimmig zusammenpasst. Dieser kreative Prozess läuft in meinem Inneren oft gleichzeitig ab und wenn die Idee erst einmal da ist, geht es meist ganz schnell, bis das Grundgerüst des Songs steht. Viele große Hits wurden ja tatsächlich in wenigen Minuten geschrieben. Die detaillierte Ausarbeitung und die Feinarbeit am finalen Song können dann allerdings auch mal dauern. Das ist ja die hohe Kunst, ein scheinbar simples Thema genauso wie ein sehr komplexes in die begrenzte Dauer eines Songs von drei bis fünf Minuten zu packen.

Sie leben ihre Begeisterung für den Humor nicht nur als Musik-Kabarettist live auf der Bühne aus, sondern haben auch das Buch „Humor in Bayern“ geschrieben.  Worum geht es darin?

Ich liebe und lebe den Humor. Daher war es naheliegend, auch ein Buch darüber zu schreiben. Mein Werk enthält über 400 Witze, ergänzt durch einen Sachbuchteil, der sich ausführlich mit der Bedeutung des Humors, den verschiedenen Arten von Witzen, deren geschichtlicher Einordnung und allgemeinen Humorformen beschäftigt. Im Buch habe ich also nicht nur Lacher und Schenkelklopfer zusammengetragen, sondern auch Wissenswertes darüber. Lachen ist so eine große Bereicherung und man kann dabei viel über sich selbst lernen. Auf fast 300 Seiten bietet das Buch einen tiefen Einblick in den bayerischen Humor und zeigt ein breites Spektrum dessen, warum und worüber gelacht wird.

Inspirieren und beeinflussen sich Bühnenleben und Buch gegenseitig?

Natürlich habe ich das Buch auch in mein aktuelles Bühnenprogramm integriert. Neben Liedern, humorvollen Zwischenansagen und Anekdoten erzähle ich in meinem Programm viele Witze, dramaturgisch in Geschichten und Erzählungen eingebettet. Ein gut erzählter Witz zaubert oft schon vor der eigentlichen Pointe ein erstes Schmunzeln in die Gesichter und steigert so die Spannung. Das funktioniert live auf einer Bühne besonders gut. So schaffe ich eine mitreißende Atmosphäre und bringe Schwung ins Publikum.

Bieten die vielen verschiedenen bairischen Dialekte und Traditionen eine besondere Vorlage für Humor?

Natürlich bewegt sich mein Humor im Bereich des bayerischen Kosmos, meiner Liebe zur Heimat und den Menschen, die hier leben. Bayern ist ein großes, vielfältiges Bundesland mit vielen unterschiedlichen Dialekten und Traditionen. Daraus lässt sich viel Humorvolles schöpfen und die Themen gehen mir nie aus. Viele Witze habe ich bewusst in die bayerische Welt übertragen, um sie nahbarer und authentischer zu gestalten.Dabei ist es mir aber auch wichtig, den Nicht-Bayern im Publikum zu zeigen, dass wir ein freundliches, herzliches Völkchen sind – auch wenn wir im ersten Moment vielleicht manchmal schwer zu verstehen sind. Wir Bayern sind, genauso wie ich als Künstler und Mensch, sehr weltoffen und tolerant. Und genau diese Weltoffenheit möchte ich auf der Bühne vermitteln. Mit einer großen Portion Humor natürlich!

Sie touren durch ganz Süddeutschland und gehen sehr in Interaktion mit einem stets wechselnden Publikum. Haben Niederbayern einen anderen Humor als Oberbayern oder Oberpfälzer? Gibt es DEN bayerischen Humor überhaupt?

Die Unterschiede im bayerischen Humor in den verschiedenen Regionen beleuchte ich in meinem Buch. Allerdings sind die individuellen Humorvorlieben einzelner Menschen oft gravierender als regionale Unterschiede. Über wirklich gute Gags lacht man in Bayern genauso wie in Österreich oder Baden-Württemberg. In ländlichen Regionen ist der Humor jedoch oft etwas robuster und derber. Ich sage immer augenzwinkernd: „Ein Witz, bei dem die Leute im Bayerischen Wald vor Lachen unter den Tisch fallen, könnte in München eine Anzeige nach sich ziehen.“ Diese Tendenz existiert durchaus.

Es hängt letztlich immer vom jeweiligen Publikum und der Bühnensituation ab. Grundsätzlich meine ich, ist der bayerische Humor frech, hintersinnig, lebensfroh. Manchmal auch kracherd und derb. Doch wenn man ganz genau hinschaut, zeigt sich, dass er innerhalb Bayerns nicht überall gleich ist und durchaus Unterschiede bestehen.

Wo passt welche Art von Humor? Was dürfen Humor und Satire aus Ihrer Sicht? Und wo sind Grenzen?

Als Humorist und Kabarettist muss man ein Gespür dafür entwickeln, wo welcher Humor angemessen ist. Humor ist so wichtig, wirkt oft als Ventil für angestaute Emotionen. Humorvoll kann ich viel geschmeidiger Kritik üben oder Tabus ansprechen. Ich meine, er ist ein essenzieller Bestandteil des menschlichen Zusammenlebens.

Die Satire, als spezielle Form des Humors, muss Fragen aufwerfen, Diskussionen anstoßen, an Grenzen herangehen und manchmal auch provozieren. Es gibt jedoch Grenzen: Niemand sollte verletzt oder herabgewürdigt werden. Da persönliche Geschmäcker und Meinungen jedoch weit auseinandergehen, ist es oft schwierig, eine klare Bewertung vorzunehmen. Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, niemanden zu diffamieren oder bösartig zu beleidigen, gleichzeitig aber auch keine Zensur auszuüben. Ein vernünftiges Maß an gesundem Menschenverstand, die Betrachtung der Intention des Satirikers und der Grundsatz „leben und leben lassen“ können helfen, den Diskurs darüber, was Satire darf und was nicht, in einem Geist von Verständnis und Respekt zu führen – auch bei grenzwertigen oder kontroversen Fällen.

Wann ist ein Abend auf der Bühne für Sie so richtig rund?

Humorvoll, abwechslungsreich, unfassbar lustig, aber auch mit sinnhaften Elementen – so muss ein guter Abend sein. Für mich ist der schönste Moment, wenn die Menschen am Ende mit einem warmen Gefühl im Herzen nach Hause gehen und sagen: „So viel gelacht haben wir schon lange nicht mehr.“

Mein Publikum soll sich von Anfang an richtig fallen lassen können und auf eine humoristische Reise mitkommen. Ich freue mich, wenn nicht nur zugeschaut, sondern auch interagiert wird. Deshalb beziehe ich die Zuschauer aktiv mit. Wenn einzelne Gäste spontan etwas beitragen oder einwerfen, kann das die Show ungemein bereichern. So entstehen oft ungeplant besonders humorvolle Situationen, schlagfertige Sprüche oder Reaktionen, die nur an diesem einen Abend passieren. Das kommt beim Publikum immer besonders gut an. Dann merken sie: Das war echt, das war spontan. Auch die Abwechslung im Programm ist wichtig. Nach 30, 60 oder 90 Minuten noch einmal eine neue Facette zu präsentieren, hält die Show kurzweilig und spannend.

Das Interview führte Christine Heinrich – Foto: Vogelmayer, kommt am 20. März nach Greimharting


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Toni Hötzelsperger

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