Natur & Umwelt

Viele Mäuse sorgen für viel Eulennachwuchs

Veröffentlicht von Günther Freund

Nationalpark kann insgesamt 18 Käuze beringen – Drei Bruten der Waldohreule nachgewiesen

Wie gut ein Eulenjahr ist, hängt immer vom Mäusejahr ab. Denn wenn es zu wenig Mäuse gibt, gibt es zu wenig Futter für die Eulen – und diese sorgen dann intuitiv für entsprechend weniger Nachwuchs. In diesem Frühjahr gab es viele Mäuse und viele junge Eulen. Eine gute Nachricht, wie Prof. Jörg Müller, Leiter des Sachgebietes Naturschutz und Forschung, findet. Und viel Arbeit für das Beringungsteam des Nationalparks Bayerischer Wald.

Helmut Hackl und Stefan Rodler sind gespannt. Gemeinsam packen sie Seile, eine große Box sowie jede Menge Utensilien aus dem Auto und gehen ein Stück in den Wald hinein. Es gilt drei kleine Waldkäuze zu beringen. Dass die Vögel in diesem Nistkasten im Reschbachtal sitzen, weiß Vogelberinger Helmut Hackl, der im Nationalpark für Arten- und Biotopschutz zuständig ist, schon länger. Jedes Jahr zu Beginn der Brutsaison überprüft er alle Nistkästen in seinem Zuständigkeitsbereich regelmäßig, notiert Bruterfolge und die Zeiten, in denen der Nachwuchs geschlüpft ist. „Ich begleite die Jungvögel letztendlich bis sie aus dem Nistkasten klettern“, sagt Hackl. Und nachdem dies bald so weit sein wird, muss er zusammen mit seinem Kollegen Stefan Rodler nun schnell sein.

Bei der Beringung der Waldkäuze war auch Nationalparkleiterin Ursula Schuster dabei und assistierte Vogelberinger Helmut Hackl (rechts) und Forstwirt-Azubi Valentin Sterr. (Foto: Gregor Wolf / Nationalpark Bayerischer Wald)

Rodler ist Forstwirtschaftsmeister im Nationalpark und hat eine spezielle Ausbildung als Baumkletterer. Bei der Eulen-Beringung ist seine Hilfe unabdinglich. Gekonnt, mit Gurt und Seilen gesichert, klettert er hinauf zum Nistkasten und holt vorsichtig einen Jungvogel nach dem anderen heraus. Sicher eingepackt in einer Transportbox geht es dann nach unten, wo schon Helmut Hackl wartet. „Ich kontrolliere den Gesundheitszustand der Vögel und dann kommt auch schon der Metallring an einen Fuß.“ Jeder Metallring hat eine Nummer. „So können die Vögel ein Leben lang ihrem Geburtsort zugeordnet werden.“ Von Bedeutung ist dies für die Forschung und den Schutz der Eulen. „Dadurch erhalten wir Infos darüber, wie sich die die Populationen entwickeln und ob die Lebensraumbedingungen bei uns im Schutzgebiet passen.“

Sobald Baumkletterer und Forstwirtschaftsmeister Stefan Rodler beim Nistkasten angekommen ist, werden die jungen Käuze vorsichtig in eine Transportbox eingepackt. (Foto: Gregor Wolf / Nationalpark Bayerischer Wald)

In diesem Jahr hat der Ring am Fuß den Forschern schon zweimal wertvolle Informationen geliefert, wie Forschungschef Jörg Müller berichtet. „Wir konnten heuer zwei Habichtskauz-Weibchen wiederfangen und anhand der Ringe ihre Herkunft ablesen.“ Eines davon ist vor 16 Jahren im Zoo Nürnberg geschlüpft, wurde im gleichen Jahr ausgewildert und lebt nun im Bereich bei Neuschönau. „Das zweite Weibchen ist acht Jahre und wurde von uns selbst in der Nähe des Tier-Freigeländes bei Altschönau beringt.“ Nun brütet sie nahe der Racheldiensthütte. „Das zeigt uns, dass sich die Vögel im Schutzgebiet wohlfühlen und durch die Philosophie ,Natur Natur sein lassen´ ideale Lebensräume mit Totholzstümpfen und Baumhöhlen entstehen.“ Dass die Käuze immer häufiger in Bäumen und Stümpfen brüten, mache das Monitoring immer schwieriger. „Aber so soll es sich ja gerade entwickeln.“

Insgesamt konnten im Frühjahr 2025 fünf Habichtskäuze und 13 Waldkäuze beringt werden. Im vergangenen Jahr waren es nur zwei Habichtskäuze und drei Waldkäuze. „Ein sehr gutes Eulenjahr hatten wir auch 2021, in dem wir sieben Habichtskäuze und 13 Waldkäuze beringen konnten“, so Müller. Was in diesem Jahr eine Besonderheit ist, sind drei Bruten der Waldohreule. „Diese Art ist die seltenste bei uns im Schutzgebiet. Nur in guten Mäusejahren brütet die Art im Nationalpark. Dabei nutzen sie verlassene Krähennester.“

 


Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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