Tourismus

Urlaub auf dem Bauernhof: Rückblick von Paul Arnold

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

30 Jahre stand Paul Arnold aus Almertsham, Gemeinde Höslwang an der Spitze der Anbietergemeinschaft „Urlaub auf dem Bauernhof“ (UadB) Chiemsee-Wendelstein. Seine Nachfolgerin ist inzwischen Sabine Bauer aus der Gemeinde Bernau. In Arnolds Amtszeit hat sich vieles verändert, was Qualität und Anspruch anbelangt. Und auch heute noch verfolgt Arnold die Veränderungen, die nicht nur seit zwei Jahren von Corona geprägt sind. In seinem Rückblick stellt er fest, dass es mit einem gemeinsamen Hausbank-Sitzen zum Feierabend mit den Gästen nicht mehr getan ist.

Als Paul Arnold im Jahr 1980 den Wimmer-Hof von seinen Eltern übernahm, da war der Milchpreis je Liter bei 82 Pfennig, heute liegt der Preis bei rund 36 Cent. „Bei einer jährlichen Inflation von etwa zwei Prozent und um Arbeit und Aufwand gerecht zu werden, müsste der Milchpreis schon längstens viel höher sein. Da dies nicht ist, war und ist die Suche nach einem zweiten Standbein ein wichtiger und richtiger Schritt“. Paul Arnold, seine inzwischen verstorbene Frau Maria und die ganze Bauersfamilie hofften auf die Vermietung, um den landwirtschaftlichen Milchbetrieb aufrecht zu erhalten. Als Vorsitzender der Anbietergemeinschaft im Landkreis Rosenheim setzte Arnold im Laufe der Jahre auf mehrere Qualitäts-Verbesserungs-Schritte. In enger Abstimmung mit dem Amt für Landwirtschaft in Rosenheim sowie mit dem Bayerischen Bauernverband setzte sich bei den Mitgliedsbetrieben das Bewusstsein   für Mindestpreise durch, dazu sagt er: „Es reichte nicht mehr aus, dass wir unsere Zimmer und Ferienwohnungen klassifizieren und mit Sternen ausstatten. Es war auch notwendig, dass die Arbeit einen Lohn bekam und dass wir unseren Vermietungsbetrieb wirtschaftlich rentabel betrachteten“. Die Familie Arnold entschied sich bei Modernisierungen und Neubauten auf hochwertige Ferienwohnungen im Fünf-Sterne-Bereich. „Die Entscheidung war goldrichtig, denn Urlaub auf dem Bauernhof ist schon längst kein Billig-Urlaub mehr“.

Nach der Gründung ging es auf Messen und zu Sponsoren

Als die UadB-Bewegung im Rosenheimer Land im Jahr 1991 mit der ersten Vorsitzenden Burgl Gschwendtner in Prutting begann, da begann eine überaus aktive Entwicklung bis hin zur heutigen Gemeinschaft mit etwas über 100 Mitgliedern. Dazu Paul Arnold: „Um uns bekannt zu machen, waren wir auf vielen Publikumsmessen in ganz Deutschland unterwegs, da leisteten viele unserer Mitglieder einen wertvollen ehrenamtlichen Dienst“. Begleitende, praktische, finanzielle und ideelle Unterstützung erfuhr UadB Chiemsee-Wendelstein von den Rosenheimer Landräten, von den regionalen Tourismusverbänden, vom bayerischen Dachverband UadB, von den Südtiroler Kollegen und von regionalen Firmen. Weitere Vorteile für die Mitglieder waren enge Informations- und Einkaufs-Kooperationen mit den regionalen Banken und mit Herstellern von Produkten, die für Vermieter von Interesse waren. Nächste Schritte waren die Ein- und Durchführung von Lern- und Lehrfahrten, um die Mitglieder von der Qualitätssteigerung zu überzeugen, das Organisieren von Hoffesten sowie die Kombination mit der Direktvermarktung von bäuerlichen Produkten. Während sich in Bayern und auch innerhalb des Tourismusverbandes Chiemsee-Alpenland die Anzahl der Privatvermieter verringert hat, ist das Angebot von UadB stetig gestiegen. Im Rahmen der Werbe-, Marketing- und Messemaßnahmen hat es in den letzten Jahren auch eine Zusammenarbeit mit den Nachbarn aus den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land unter dem Arbeits-Titel „UadB Chiemsee Oberbayern“ gegeben. Dazu aber stellt Paul Arnold für sich und abschließend fest: „Bei all dem, was wir von außen und von den Sponsoren auch an Unterstützung erhalten haben, das Wichtigste bleiben eine hohe Qualität, ein angemessener Preis und vor allem die persönliche Atmosphäre zwischen Gastgeber und Gast. Wer da eine nachhaltige Bindung aufbauen kann, der kann in seinem Haus viele Stammgäste-Vorteile nutzen“. Im Herbst vergangenen Jahres hat Paul Arnold den Vorsitz an Sabine Bauer vom Seimehof in Bernau-Wimpasing übergeben. Und so bleibt ihm jetzt mehr Zeit, sich persönlich um das Wohl seiner Gäste zu kümmern.

Grundsätzliches von Paul Arnold zu Urlaub auf dem Bauernhof

„Wo Bauernhof draufsteht, da muss auch Bauernhof drinnen sein!“ – nach diesem Grundsatz hat Paul Arnold immer Wert darauf gelegt, dass die Ferienform Urlaub auf dem Bauernhof echt und authentisch ist. Ferien auf dem Lande in einem ehemaligen Bauernhof ohne Tiere ist kein echter Bauernhof-Urlaub. Neben dieser elementaren Feststellung war und ist es Arnold wichtig, dass ein funktionierender Bauernhof durch unverfälschte und eigene Produkte noch zusätzlich aufgewertet wird und er fasst dies wie folgt zusammen: „Ein Urlaub auf dem Bauernhof schmeckt umso besser, je mehr aktive  Landwirtschaft geboten ist und besonders dann, wenn aus der eigenen Erzeugung Gutes auf den Tisch und in den Magen kommt“.

 Fotos: Hötzelsperger – Erinnerungen

  1. Alt-Landrat Max Gimple und Paul Arnold
  2. Fotos: 1. Beim 10jährigen Jubiläum im Trachtenheim Hittenkirchen: Gruppenbild zum Jubiläum: v.l.: Vorsitzender Paul Arnold, MdL Sepp Ranner, Ehrenkreisbäuerin Burgl Gschwendtner, MdL Adolf Dinglreiter, Geschäftsführer Markus Ritter vom Landesverband.
  3. v.l.: Landrat Otto Lederer, Sabine Bauer, Paul Arnold, MdL Klaus Stöttner
  4. Weitere Eindrücke von und mit Paul Arnold aus der Zeit als Vorsitzender der Anbietergemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof im Rosenheimer Land

Weitere Informationen: www.chiemsee-bauernhofurlaub.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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