Die Bauarbeiten in und an der Isen in Winhöring gehen auf die Zielgerade. Der Absturz oberhalb der Brücke ist ein gutes Stück abgefräst. Im Fluss sind neue ökologische Strukturen entstanden. Nun gehe es um den „Feinschliff“, sagt Andreas Philipp vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein.
Die Behörde tritt als Vorhabensträger auf. Willi Hollinger, Vorarbeiter der Flussmeisterstelle Salzach, führt die Bauaufsicht. Ende Januar soll der Umbau des Flusses an dieser Stelle erfolgreich abgeschlossen sein. Die mit 400.000 Euro angesetzten Projektkosten werden eingehalten.
Sohlgleite eröffnet neuen Lebensraum
Das Querbauwerk ist um 1,90 Meter abgefräst und an beiden Uferseiten gesichert. Es bleibt erhalten, um die Gewässersohle zu stabilisieren. Im Wasser fügen sich große Steine zu einer Sohlgleite samt Tiefenrinne. Wie über einer Treppe können die Fische jetzt selbst bei niedrigem Wasserstand zum Absturz hinaufgleiten und ihn überschwimmen. Damit wird Fischarten wie Aitel, Nase, Äsche und Barbe der Weiterzug durch die Isen ermöglicht. Diese sogenannte ökologische Durchgängigkeit eröffnet neuen Lebensraum für die Fische, die vom Inn in die Isen schwimmen. Im Wasser eingebaute Wurzelstöcke sowie große Nagelfluhsteine sorgen für Unterstandsmöglichkeiten und unterschiedliche Strömungsverhältnisse. Auch das verbessert die Lebensbedingungen. In der Folge könnten sich im Idealfall weitere Fischarten ansiedeln, darunter beispielsweise der Bitterling. Denn er legt seine Eier in Teichmuscheln ab, wie sie in der Isen zu finden ist.
Projektleiterin Magdalena Maltan ist zufrieden mit dem Baufortschritt und blickt positiv auf die weitere Entwicklung im Gewässer: „Dank des Umbaus verändert sich nicht nur der Bereich im direkten Baufeld der Sohlgleite, sondern auch die Struktur flussaufwärts. Dies ist jetzt schon exemplarisch oberhalb der Sohlgleite am Sportplatz zu sehen.“
Wie sich das Leben im und am Fluss sowie das Bild der Isen nach und nach verändert, können Spaziergänger bald direkt am Wasser beobachten: Eine Sitzgelegenheit wird zum Verweilen einladen, ein Pfad zu ihr hinunterführen. Flussabwärts auf der linken Seite haben die Arbeiter bereits eine Zufahrt zur Brücke angelegt, um dort in Zukunft bei Bedarf Kies-Auflandungen besser räumen und Bewuchs regelmäßig pflegen zu können.
Ökologische Strukturen im Fluss verbessern sich
Der Umbau in der Ortsmitte ergänzt die Neugestaltung des Absturzes auf Höhe des Sportplatzes in Winhöring. Ihn hatte das Wasserwirtschaftsamt im Jahr 2021 abgefräst und ebenfalls mit einer Sohlgleite versehen. Ist auch die jüngste Maßnahme abgeschlossen, beträgt die ökologische Durchgängigkeit in der Isen insgesamt rund fünf Kilometer. Das mag wenig klingen, bedeutet aber eine deutliche Verbesserung im Sinne der Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Denn die Durchgängigkeit und die damit verbundene Zunahme des Fischbestands gelten als Kriterium für den „guten ökologischen Zustand“ eines Gewässers. Ihn fordert die WRRL für alle Gewässer in Europa bis zum Jahr 2027.
Bericht und Foto: Wasserwirtschaftsamt Traunstein