Ein ungewöhnlich anspruchsvolles und technisch sehr schwierig zu spielendes Konzertprogramm mit wunderschönen musikalischen Überraschungen erwartete die Besucher beim achten Konzert des „Chiemgauer Musikfrühling“ im gut besuchten Kulturforum Klosterkirche in Traunstein. Draußen strömender Regen und wenig frühlingshafte Temperaturen entfaltete innen die wunderbare Musik von Franz Schubert, Alexander von Zemlinsky und Erich Wolfgang Korngold ihre volle Strahlkraft.
Bei Franz Schuberts „Fantasie für Klavier“, vierhändig, hier aber bearbeitet für Streichquintett von Vladimir Agopov, einem finnischen Komponisten, 1953 in der Ukraine geboren und am Moskauer Konservatorium ausgebildet. Ein breit angelegtes, stark expressives Werk, dessen Teile thematisch vielfältig miteinander verbunden sind. Diana Ketler am Klavier, Mi-Sa Yang auf der Geige, Natascha Tchich und Razvan Popovici auf der Bratsche sowie Justus Grimm am Cello verzauberten das Publikum vom ersten Klang an. Am Violoncello war der virtuose, in München geborene Valentin Radutiu zu hören, dessen wundervolles, tief inspiriertes Spiel kongenial mit der Tastenkunst und den unvergleichlich weichen Klängen der Pianistin von Weltruhm, Diana Ketler harmonierten. Zweites Stück vor der Pause war das Streichquintett in d-moll von Alexander von Zemlinskiy (1871 bis 1942), das er bereits mit erst 13 Jahren komponiert hatte. Mit seiner eigenwilligen, sensibel auf die gesellschaftlichen Strömungen seiner Zeit reagierenden Musiker, lässt sich Zemlinsky kaum einer Richtung der Neuen Musik zuordnen. Trotz seiner stilistischen Nähe zu Gustav Mahler und beeinflusst von der Musik von Johannes Brahms erinnern andere musikalische Elemente auch an Alban Berg.
Gut gestärkt erlebten alle nach der Pause das hoch komplizierte, anspruchsvolle Klaviertrio, opus 1, von Erich Wolfgang Korngold (1897 bis 1957), der es – ebenfalls ein Genie – schon mit 12 Jahren zu Papier gebracht hatte. Neben Diana Ketler brillierte wieder der in St Petersburg geborene Geiger Aylen Pritchin, Preisträger vieler internationaler Wettbewerbe, der auf einer Violine von Carlo Borgonzi von 1719 spielt. Zusammen mit dem Meister auf dem Cello, Justus Grimm, der neben seiner umfangreichen Konzerttätigkeit seit gut zehn Jahren als Professor für Violoncello am Königlichen Konservatorium in Antwerpen unterrichtet, begeisterte Korngolds Werk.
Alle Musiker auf der Bühne überzeugten das Publikum restlos durch ihr virtuoses, mit voller Hingabe tief konzentriertes, harmonisch aufeinander abgestimmtes Spiel, aber auch durch Temperament und überbordende Spielfreude. Mit glücklichen Gesichtern und seelisch quasi „rundum erneuert“ traten die Besucher den Heimweg an. Viele von ihnen freuen sich sicherlich darauf, das Konzert nochmal zu hören: Wie mehrfach die Konzerte beim Musikfrühling wurde es vom Bayrischen Rundfunk aufgezeichnet – es wird am 8. Juli um 20.03 Uhr in BR-Klassik, Festspielzeit, ausgestrahlt.
Bericht und Fotos: Christiane Giesen – Beim achten Konzert des 22. Chiemgauer Musikfrühlings im Kulturforum Klosterkirche spielten (von links) Aylen Pritchin und Mi-Sa Yang, beide Violine, Razvan Popovici und Natascha Tchich, Viola, sowie Valentin Radutiu, Violoncello.
Alle Mitwirkenden der „Fantasie“ beim Chiemgauer Musikfrühling waren (von links) Valentin Radutiu, Mi-Sa Yang, Natascha Tchich, Razvan Popovici, Aylen Pritchin, Diana Ketler und Justus Grimm.