Die „Trachtensach“ war ihre Leidenschaft über Jahrzehnte. Nach kurzer Krankheit verstarb im 90. Lebensjahr die beliebte Breitbrunner Bürgerin Irene Vodermair.
In seinem Requiem, das musikalisch von den Rimstinger Sängern umrahmt wurde, ging Pfarrer Andreas Przybylski in der Eggstätter Pfarrkirche St. Georg auf das Leben und Wirken der Verstorbenen ein. Irene erblickte 1935 als Erstgeborene der Eheleute Anna und Franz Xaver Bücherl in Gstadt das Licht der Welt. Ganz früh musste die Familie ihre Schwester Christine zu Grabe tragen, die mit fünf Jahren an Diphtherie verstarb. Nach dem Besuch der Breitbrunner Volksschule absovierte sie die Hauswirtschaftliche Berufsschule und arbeitet in der Folge einige Jahre als Hauswirtschaftsgehilfin. Ein Wechsel zur Breitbrunner Weberei brachte die junge Irene der „Trachtensach“ näher. Über ihren dortigen Chef Arnold Höfer entstand nämlich eine enge Verbindung zum Frasdorfer Volksliedsammler Wastl Fanderl. Bereits zu der Zeit erwarb sie ihre fundierten Kenntnis zur praktischen Volksmusikpflege.
1958 läuteten für sie und Engelbert Vodermair die Hochzeitsglocken, den Irene beim Tanzen kennengelernt hatte. Die Familie bezog das „Schreiner-Sachl“ in Breitbrunn/Stock und sie schenkten in den Folgejahren Christl, Bert, Irene, Paul und Marianne das Leben. Als Familienmensch freute sie sich über zehn Enkel und fünf Urenkel, die stets ihr Stolz waren. Nach Aufgabe der kleinen Landwirtschaft ertüchtigten sie in Sisyphusarbeit das alte Anwesen zu einer statthaften Bleibe.
Neben ihrer Familie war die Arbeit in der heimatlichen Brauchtumspflege eine große Passion von Irene . 40 Jahre engagierte sie sich aktiv für die Erhaltung der Trachtenbewegung und traf bei Südtiroler Singwochen immer wieder auf Wastl Fanderl. Voller Elan förderte sie ganz besonders das Musizieren der Volksmusik. Auch ihre Kinder sangen und lernten Instrumente, zeitweise machten sie sogar ihre eigene Hausmusik. Für langjährige Mitgliedschaft und Mitarbeit in der Trachtensache erhielt sie unter anderem das Goldene Gau-Ehrenzeichen und die Ehrenmitgliedschaft. Zudem schrieb sie über 25 Jahre als Freie Mitarbeiterin für den Heimat- und Trachtenboten. Beim Frauenbund war Irene seit 1976 Mitglied der ersten Stunde. Weitere Hobbys waren das Verzieren von Ostereiern mit kirchlichen Motiven, die sie des öfteren auf Märkten verkaufte. Als gläubige Christin war ihr der regelmäßige Kirchenbesuch ein Anliegen. Sie stellte Klosterarbeiten her, wie das Wickeln von „Fatschenkindl“ (Votivbild vom Jesuskind).
Immer wieder unternahm sie längere Kulturreisen, unter anderem nach Russland, Kanada, Finnland und Isreal. Mit ihrer Dauerkarte für das Salzburger Theater besuchte die Verstorbene regelmäßig Operetten. Konnte das Paar 2008 noch die Goldhochzeit feiern, musste Irene sich 2014 für immer von ihrem „Bertl“ verabschieden. In letzter Zeit wurde sie gesundheitlich zusehens schwächer, war aber von ihrer Familie liebevoll umsorgt. Nach kurzes Krankheit ist sie nun für immer eingeschlafen. Auf ehrende Worte in der Kirche zog der Trauerzug zum Eggstätter Gottesacker, wo sich am offenen Grab die Fahnen senkten. wak
Bericht: Karl Wastl, Breitbrunn