Kirche

Tosender Beifall für Martin Luther in Bad Endorf

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Mit stehenden Ovationen endete am Pfingstmontag die Premiere des Chiemgauer Heiligenspiels in Bad Endorf. Zum ersten Mal seit über 200 Jahren steht dort ein evangelischer Kirchenmann auf der Bühne. Noch dazu einer, der gar kein Heiliger ist. Schon der Gottesdienst am Vormittag, der am Pfingstmontag traditionell den Theaterspielern gehört, begann ungewöhnlich: Vereinsvorstand Markus Mädler, der auch die Hauptrolle spielt, überreichte als Martin Luther verkleidet dem katholischen Ortspfarrer Klaus Hofstetter eine Lutherbibel, aus der während der Messe gelesen wurde.

Um 14 Uhr hob sich endlich der Vorhang im Bad Endorfer Volkstheater und gab den Blick auf eine mittelalterliche Studentenkneipe in Erfurt frei. 350 Zuschauer erlebten ein aufwändig inszeniertes Stück mit musikalischen Einlagen, großen Volksszenen und dramatischen Lichteffekten. Während vorne gespielt oder musiziert wurde, bauten zahlreiche Helfer im Hintergrund die nächste Szene auf und reduzierten damit die Umbaupausen auf ein Minimum.

Beim anschließenden Sektempfang lobten die zahlreichen Ehrengäste, darunter die evangelische Dekanin Hanna Wirth, Landrat Wofgang Berthaler und ranghohe Vertreter des Verband Bayerischer Amateurtheater, die Aufführung in höchsten Tönen. Auch der ehemalige evangelische Ortspfarrer Gerhard Prell, der die Urfassung für dieses Stück geschrieben hatte, war von der Umsetzung begeistert.

Erfolgreich verlief auch die Spendenaktion, bei der während der religiösen Spielsaison für den Rosenheimer Hospizverein gesammelt wird. Die Zuschauer erhalten vor und nach der Aufführung eine Flasche „Lutherbier“ als Souvenir geschenkt, die von der Brauerei Auerbräu mit einem passenden Etikett verziert wurde. Wer möchte, kann etwas Geld spenden, das dem Hospizverein nach Ende der Spielsaison in vollem Umfang zur Verfügung gestellt wird.

Der Premierentag endete im Gasthof Gehrlein in Höslwang. Spieler und Vorstandschaft zeigten sich erfreut über den Verlauf ihres Experiments, das schon vor einigen Jahren beschlossen wurde. 2012 wurde erstmals der Vorschlag geäußert im Reformationsjahr Martin Luther zu spielen.

Bis zur Premiere konnte niemand sagen, ob und wie das an katholische Heilige gewöhnte Publikum auf Martin Luther reagieren würde. Eine Handvoll katholische Vereine sagten im Vorfeld ihr Kommen ab, evangelische Besucher wagten sich eher vorsichtig in den Zuschauerraum und fragten sich skeptisch, ob ausgerechnet die Bad Endorfer ihren Luther theologisch korrekt und dazu noch unterhaltsam auf die Bühne bringen können.

Jetzt ist die Katze endlich aus dem Sack, herausgekommen ist ein hochwertiges und außergewöhnliches Bühnenstück, das definitiv einen Besuch wert ist. Die eigene Glaubensrichtung spielt dabei keine Rolle.

Karten für das Stück „Martin Luther“ erhalten Sie über die Webseite des Theatervereins, www.theater-endorf.de oder an der Theaterkasse, Tel.: 08053-3743.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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