Land- & Forstwirtschaft

Tierwohl: App vereinfacht Eigenkontrolle für Milcherzeuger

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Eine regelmäßige Erfassung und Bewertung des Tierwohls durch die Landwirtinnen und Landwirte gehört zur guten fachlichen Praxis in den Betrieben und ist auch im Tierschutzgesetz so vorgeschrieben. Bei dieser „betrieblichen Eigenkontrolle“ müssen zahlreiche relevante Tierschutzindikatoren wie beispielsweise Körperkondition, Gangbild und Sauberkeit erfasst werden. Unterstützung bietet jetzt die neue LKV-Tierwohl App. Damit können Daten einfach mit dem Handy erfasst und dokumentiert werden. Außerdem können die Informationen aus der App mit Daten aus Pro Gesund und dem Erzeugungs- und Qualitätsmonitoring Milch verknüpft werden, so dass sie nicht doppelt eingegeben werden müssen.

Den Startschuss für diese Innovation haben das LKV Bayern, das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) sowie die Bayerischen Staatsgüter (BaySG) und die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) jetzt gemeinsam auf dem Projektbetrieb der Familie Huber in Oberherrnhausen gegeben. Ab Ende 2022 wird die App, die u.a. gemeinsam mit Projektbetrieben entwickelt wurde, kostenlos für LKV-Betriebe verfügbar sein. Ein Vorteil der neuen App: Die Auswertungen der App sind gleichzeitig auch im LKV-Herdenmanager einsehbar. Die Tierhalter erhalten so eine gezielte und umfassender Analyse von Tiergesundheit und Tierwohl. Damit vereinfacht die LKV-Tierwohl App, die Erfassung relevanter Tierschutzindikatoren deutlich. Dabei werden tierbezogene und ressourcenbezogene Indikatoren wie zum Beispiel Liegeverhalten, Eutergesundheit und Klauengesundheit erfasst. Diese am Tier feststellbaren Indikatoren objektivieren Gesundheit und Wohlergehen und machen das Tierwohl messbar. Die ressourcenbezogenen Indikatoren, wie die Wasserversorgung, lassen hingegen indirekte Rückschlüsse auf das Tierwohl zu.

Zur Einordnung des Body Condition Score, der körperlichen Unversehrtheit oder der Sauberkeit wurden Kühe der Rassen Fleckvieh, Braunvieh und Holstein an den Staatsgütern Almesbach und Achselschwang (Bayerische Staatsgüter, BaySG) sowie am Lehr- und Versuchsgut Oberschleißheim (Ludwig-Maximilians-Universität München, LMU) fotografiert. Zur Beurteilung wurden die Bilder stehts aus dem gleichen Winkel und bei optimaler Beleuchtung aufgenommen. Die Bewertung des Gangbildes erfolgt anhand eines Videos. Eine Stärke neben der einfachen Bedienung: Die App bietet Tierhaltern mit Bildern und Videos eine gute Orientierung, die standardisierte hohe Qualität der Aufnahmen zeichnet die App aus und macht sie besonders anwenderfreundlich. Voraussichtlich Ende 2022 wird die App für Tierhalter in Bayern verfügbar sein. Bisher gestaltete sich die betriebliche Eigenkontrolle für die Tierhalter und die zuständigen Behörden in der Praxis sehr schwierig, da es keine konkreten Vorgaben gibt, welche die Durchführung regelt. Im Rahmen des LfL-Forschungsprojekts INZEIT, das vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) und vom StMELF finanziert wurde, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von 2017 bis 2021 unterschiedliche Systeme zur Unterstützung der betrieblichen Eigenkontrolle auf ihre praktische Eignung und Anwendbarkeit getestet. Besondere Berücksichtigung haben im Projekt die Erfahrungen von Landwirten in kleinen Betriebsstrukturen und mit verschiedenen Tierhaltungsformen gefunden.

Unter der Federführung des Landeskuratoriums der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern e.V. (LKV) waren an der Entwicklung der neuen LKV-Tierwohl App die LfL, die Bayerischen Staatsgüter Almesbach und Achselschwang sowie das Lehr- und Versuchsgut Oberschleißheim (Ludwig-Maximilians-Universität München, LMU) beteiligt.

Weitere Informationen:

Bericht und Foto: LfL: Präsentation der Tierwohl-App auf dem Betrieb Huber: (v.l.) Anton Huber, Dr. Jan Harms (LfL), Vanessa Schön (LfL), Stefanie Ammer (LfL), LKV-Tierärztin Sabine Rudin, LKV-Vorsitzender Josef Hefele, Anton Dippold (Geschäftsführer BaySG)

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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