Kultur

TAURISKA-Projekt „Die Welt kommt ins Dorf

25 Jahre (1998) nach der großen Ausstellung „FRAUEN IN DEN HOHEN TAUERN – Vom Korsett zum Internet“ freut sich der Verein TAURISKA aus Neukirchen am Großvenediger auf das nächste interessante Projekt mit den Schweinöster-Frauen aus dem Pinzgauer Saalachtal und der Wahlmittersillerin Vesna Divkovic. Es wird herzlich zum Start des Projektes „Die Welt kommt ins Dorf – und das Dorf kommt in die Welt“ und „Power:Pinzgauerinnen“ #empoweredWeiberleit und Ausstellung von Vesna Divkovic eingeladen. Ausstellungseröffnung ist am Fr. 14. April 2023 um 19:00 Uhr im TAURISKA-Kammerlanderstall in Neukirchen, welche musikalisch von More than words begleitet wird.

Ein sehr unterschiedliches Frauenquartett nimmt für TAURISKA fünf Monate lang den Kammerlanderstall in Neukirchen/Gr.Ven. in Beschlag. Da ist zunächst Vesna Divkovic, die Acryl-Malerei im Haupt-Ausstellungsraum zeigt. Rätselhafte Figurengruppen sind da zu sehen; schattenhafte Personen in sparsamen Farben, die sich aneinanderschmiegen oder seltsam distanziert anmuten. Wie aus einer Traumwelt hervorgekommen, scheinen sie und laden die Betrachter:innen ein, Geschichten einfach weiterzudenken. Eine Explosion an Farbspielen zeigen sich wiederum in ihren abstrakten Bildern, die ebenso vielfältige Assoziationen zulassen. Die gebürtige Bosnierin hat erst in späteren Jahren zu Malen begonnen – und damit auch die vielen Brüche in ihrem Leben aufgearbeitet: den Verlust ihrer Heimat nach dem Zerfall von Alt-Jugoslawien in den 1990er Jahren; den Neubeginn im Pinzgau, wo die gelernte Buchhalterin und Maturantin als talentierte Schneiderin Fuß fassen konnte. Seit über 30 Jahren ist Mittersill nun bereits ihre Heimat, und hier begann sie auch zu malen. Seit 2019 ist eine Flut an Bildern entstanden. Bei der Ausstellung wird sie Werke vom Klein- bis zum Großformat zeigen.

Zweites Szenario: Buchpräsentation & Schau zu 130 Jahre Frauenleben

Die Journalistin Christine Schweinöster aus St. Martin bei Lofer stellt in den unteren Ausstellungsräumen ihr im TAURISKA-Verlag herausgegebenes Werk „Die Welt kommt ins Dorf – und das Dorf kommt in die Welt“ vor. Dies ist ein Streifzug von 1970-2020 durch das Untere Saalachtal im Salzburger Pinzgau. Es ist die Fortsetzung des vor zehn Jahren verfassten Buches mit dem Titel „100 Jahre Leben im Salzburger Saalachtal“, welches die Zeit ab 1860 beschrieb. In den 1970ern kommt nun vieles in Bewegung, wofür Feministinnen beharrlich gekämpft haben. Die Dorföffentlichkeit wird feminisiert. In vielen gesellschaftlichen Bereichen, die den Frauen Jahrhunderte lang verwehrt waren, finden sie nun Zugang. Es ist der Weg zur selbstbestimmten Frau: mit Ausbildung und eigenen Wünschen; mit selbstverdientem Geld und der stärker werdenden Präsenz nach außen – durch Aufgaben, die früher durchwegs Männer innehatten. Frauen bilden sich, reisen und sind so ungebunden wie nie zuvor. Sie wagen sich mutig mit ersten Lesungen an die Öffentlichkeit und werden, wenn auch zögerlich, ab den 80ern in der Gemeindepolitik aktiv. Männliches Imponiergehabe verliert an Attraktivität, und alsbald gibt es auch Direktorinnen, Doktorinnen, Feuerwehrfrauen, Frauen auf Motorrädern … Mit Lebenslust, Gemeinschaftsgeist und Humor geht es dann im zweiten Teil des 200 Seiten starken Werks durch die fünf Jahrzehnte. Das Werk zeigt ein vielfältiges Spektrum der Region – mit Menschen, die die Kommune hinterfragen und bereichern; mit „Generation Gaps“ und leider auch Abwanderungstendenzen vieler Frauen und Männer. Insgesamt ist es ein umfassendes Zeitdokument, das das Leben von Unken bis Weißbach festhält. Und dies in Zeiten, in denen die Globalisierung und Digitalisierung die Welt grundlegend verändert. Die vielen Fotos zu den Texten stammen vom Pressefotografen Walter Schweinöster (gestorben 2019) und der Autorin selbst.

Gleichzeitig mit der Buchpräsentation startet auch die Ausstellung Schweinösters über 130 Jahre Frauenleben im Unteren Saalachtal, das mit großformatigen Tafeln dokumentiert wird.

Die Töchter zeigen „Power: Pinzgauerinnen“

Als Ergänzung zur Mutter präsentieren Iris, 30, und Silvia, 26, ihr Projekt „#empoweredWeiberleit“. Dieses zeigt unterschiedliche Lebensmodelle der jüngeren Frauengeneration mittels Videos, die Videograf Josef Kugler von den Pinzgauerinnen erstellt hat und mit Porträts, die der internationale Fotograf Joachim Bergauer von ihnen gemacht hat. Awards, wie „Photographer of the Year“ in Tokio, zeichnen den Salzburger aus, der Größen wie Sadio Mané oder Konstantin Wecker vor der Linse hat. Ausstellung, Videos, Fotos werden in diesen fünf Monaten durch das Schwestern-Duo von einer intensiven Instagram-Betreuung unter „#empoweredWeiberleit“ begleitet. Bei der Vernissage installieren sie auch eine Fotobox (incl. Verkleidungsrequisiten), die Selfies und Genderexperimente zulässt.

Die von ihnen eingerichtete Homepage „empowered-weiberleit.at“ informiert über das gesamte Projekt der Schweinöster-Familie.

  • Ausstellungsdauer: bis 30.09.2023
  • Öffnungszeiten: bei den Veranstaltungen und auf Anfrage + 43 (0)664 5205203

Text: Verein Tauriska – Bildrechte: Joachim Bergauer / Privat

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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