Fehlende Fördermittel für die Landschaftspflege 2025 und Folgejahre bedrohen Bärnsee bei Aschau – Jahrelange Pflege eines besonderen Lebensraumes
Chiemgau/Aschau (hö) – Der Bärnsee in der Gemeinde Aschau i. Chiemgau ist ein Juwel in der Voralpenlandschaft der Chiemsee-Alpenland-Region. In den letzten rund 20 Jahren wurde im Rahmen der bayerischen Naturschutz-Programme, mit Hilfe des Landschaftspflegeverbandes Rosenheim sowie in enger Abstimmung mit den betroffenen Grundeigentümern, dem Wasser- und Bodenverband Bucha Filze und mit der Gemeinde Aschau i. Chiemgau viel geleistet. Sauber gepflegte Streuwiesen und ein zum Wandern einladender Bohlenweg sind nur ein Teil der Leistung und des Erfolges. Aber wegen stark ungleicher Verteilung der Fördermittel im Haushalt des Umweltministeriums bedrohen fehlende Gelder die Landschaftspflege auch am Bärnsee. Bei einem Besuch lassen wir uns informieren.
Auf der Seite www.lpv-rosenheim.de heißt es zur Erklärung: Landschaftspflegeverbände sind freiwillige Zusammenschlüsse von Naturschutzverbänden, Landwirten und Kommunalpolitikern, die gemeinsam naturnahe Landschaftsräume erhalten oder neu schaffen. Erfolgsfaktor der Landschaftspflegeverbände ist die gleichberechtigte Mitwirkung von kommunalen Interessensvertretern, Landwirtschaft und Naturschutz, die im Vorstand jeweils mit der gleichen Anzahl an Personen vertreten sind. Diese sogenannte „Drittelparität“ aus Naturschutz, Landwirtschaft und Politik wird allgemein als faire und ausgewogene Konstruktion empfunden; sie schafft Vertrauen und fördert den praktischen Erfolg der Arbeit. Moore und Streuwiesen, Still- und Fließgewässer, Almen, Buckelwiesen, Streuobstwiesen, Extensivwiesen und Magerrasen sind Beispiele für die Vielfalt an Lebensräumen in unserer Landschaft. Sie sind Lebensräume für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Diese zu erhalten, zu verbessern oder wieder neu zu etablieren ist eine der wichtigsten Aufgaben des LPV Rosenheim e.V.“ – soweit die Erläuterungen, der Bärnsee ist ein gutes Beispiel des erfolgreichen Miteinanders.
Wie Christiane Mayr aus Frasdorf als langjährige Projektleiterin mit Streuwiesen und Mooren bei einem Bärnsee-Rundgang erläutert, hat das Bayerische Umweltministerium massive Kürzungen bzw. Umschichtungen bei der Förderung der Landschaftspflege bekannt geben lassen, was für den Landschaftspflegeverband Rosenheim heißt, daß für die jährlich notwendige Streuwiesenpflege – betroffen davon sind auch der Erhalt blütenreicher Steilhangwiesen, vom Aussterben bedrohter Obstsorten, lichter Almweiden und die Anlage von Amphibienlaichgewässern – im Jahr 2025 und in den Folgejahren nahezu kaum mehr Mittel zur Verfügung stehen.
Bärnsee: besonderer Lebensraum mit anspruchsvoller Pflege
Betroffen ist z.B. auch das Projekt Bärnsee, das aufgrund seiner herausragenden Ausstattung an vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten und der großen zusammenhängenden Moorlebensräume eine Fortsetzung der jährlichen Streuwiesenmahd braucht. Im Falle eines Stillstands würden wieder die Verbuschung und Verschilfung einsetzen, viele konkurrenzschwache Arten würden aussterben und all die bisherige Arbeit mitsamt den Ausgaben wäre umsonst gewesen! Eine alternative Förderung der Streuwiesenmahd ist das auf 5 Jahre ausgelegte Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm (VNP), für das nach wie vor ausreichend Mittel zur Verfügung stehen. Der Landschaftspflegeverband leistet hierzu umfangreiche Beratung, konnte aber am Bärnsee keinen Landwirt mehr hierfür gewinnen, da die Flächen sehr schwer zu bewirtschaften sind und das VNP-Entgelt diesen extremen Ausnahmebedingungen nicht Rechnung trägt. Hinzu kommt das Problem, mit einer überbordenden Biberpopulation, die mit ihren „Anstaumaßnahmen“ die Flächenbewirtschaftung unberechenbar und manchmal fast unmöglich macht.
Schwingrasen und Biber sind besondere Handicaps
Einer der Bauern, der im Nebenerwerb engagiert seit Jahren für den Landschaftspflegeverband tätig ist und stark in den Maschinenbestand investiert hat, ist Konrad Krug aus Dösdorf. Er erläutert die erschwerte Bewirtschaftungssituation. Beim weitläufigen Bärnsee-Gebiet mit seinen Schwingrasen, und Extra-Handicaps wie fehlenden oder langen/unzureichenden Zufahrtsmöglichkeiten können die mehrere Hundert Kubikmeter an anfallendem Mähgut aufgrund der Wetterbedingungen nur zu ganz wenigen Zeiten und nur mit hohem Spezialmaschineneinsatz (und dem damit einhergehenden Verschleiß) herausgeholt und abtransportiert werden. Auch die Mahd und Mähgutbergung erfolgen mit teuren Spezialmaschinen und stellen auf den schwankenden Moorböden an sich schon ein abenteuerliches Unternehmen dar, das viel Feingespür verlangt. Zum derzeitigen Förderstop, der der Naturschutzarbeit vieler Landwirte beim Landschaftspflegeverband Rosenheim ein Ende setzen könnte, sagt er auch: „In den letzten Jahren haben wir mit unseren Aktivitäten am Bärnsee viel Vertrauen bei den mehr als 15 betroffenen Bauern und Grundstücksbesitzern aufgebaut. Dieses Vertrauen geht ebenso verloren wie die weitere Pflege der Landschaft in diesem schönen Wandergebiet“. VNP kommt für ihn, der seit fast 25 Jahren selbst viele Vertragsnaturschutzflächen bewirtschaftet, am Bärnsee aus genannten Gründen nicht in Frage. Wenn die auf schwierige Landschaftspflege spezialisierten Landwirte mangels Aufträgen zum Aufgeben ihrer Arbeit gezwungen werden, wird man zu einem späteren Zeitpunkt auch niemanden mehr unter den Bauern für diese wichtigen Aufgaben gewinnen können. Ein Alternative wäre dann die Beauftragung von Fachfirmen, damit allerdings würden die Kosten weitaus höher sein als in der Kombination Landschaftspflegeverband/Bauern im Nebenerwerb.
Die Sorgen der Landschaftspfleger und beauftragten Bauern begründen sich derzeit vor allem deswegen, weil es keine Finanzzusagen aus München gibt. „Trotz Erhöhung des Gesamtvolumens für die Landschaftspflege im Jahr 2025 für Bayern auf über 31,7 Millionen Euro (im Jahr 2024 waren es 29 Millionen Euro) fehlen die Fördermittel für die jährlich zu beantragenden Landschaftspflegemaßnahmen, da ein Großteil der Mittel bereits in mehrjährigen Projekten gebunden ist“, weiß Christiane Mayr zu berichten.So waren im Vorjahr zum Vergleichszeitraum 1,3 Millionen € für den Landschaftspflegeverband Rosenheim bewilligt worden, die heuer nahezu komplett ausfallen.
Der Rosenheimer Landschaftspflegeverband wurde im übrigen als 60. Verband in Bayern im Jahr 2017 gegründet. Mitglieder sind neben der Landwirtschaft und dem Naturschutz die Kommunen, die ihrerseits durch Beiträge für die Finanzierung sorgen. Den großen Brocken vom Staatshaushalt allerdings können sie natürlich nicht auffangen, deswegen appellieren Projektleiterin Christiane Mayr und Nebenerwerbs-Landwirt Konrad Krug an die Verantwortlichen, den Bärnsee (und mit ihm auch viele weitere Naturschutzprojekte in den Tälern und auf den Almen) nicht im Stich zu lassen. Der Bärnsee ist wohl nur ein Beispiel, denn immer mehr Flächen bedürfen der externen Bewirtschaftung bei immer weniger werdenden Bauern, die ihre Streuwiesen und Steilhänge noch selbst bewirtschaften können.
Wer die Arbeit des als gemeinnütziger Verein anerkannten Landschaftspflegverbandes zum Erhalt von Natur und Kulturlandschaft im Landkreis Rosenheim unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende (Bankverbindung:
IBAN DE54 7115 0000 0000 2799 50, Sparkasse Rosenheim Bad Aibling) tun.
Fotos: Hötzelsperger/Mayr – Eindrücke vom Bärnsee-Gebiet und dessen schwierige Bewirtschaftung.