Freizeit

Sommerbesuch in Aschauer Falknerei

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Was macht ein Adler wenn es heiß ist? Schwitzt ein Adler?“ Falkner Hannes Lenhart nahm sich viel Zeit, um bei der großen Flugschau seinen Besuchern in der Hohenaschauer Falknerei am Fuße des Schlosses das Verhalten der großen Greifvögel im Sommer zu erklären. „Grundsätzlich fliegt kein Vogel aus Spaß an der Freude, sondern immer nur, weil er fliegen muss, sei es wegen der Nahrungsaufnahme, sei es wegen der Partnersuche oder um ein eigenes Revier zu finden. Fliegen kostet viel Energie und für wildlebende Greifvögel, die ja nur von Fleisch leben, ist der Tisch nicht so reichlich gedeckt. Ein großer Greifvogel fliegt also nur, wenn er dafür etwas bekommt“. Die aktuellen Wetterverhältnisse schreckten eher die Besucher der Falknerei ab, als die Vögel selbst. Sie müssten sich ihr Futter täglich verdienen und auch im Training bleiben.

Erst beim Überschreiten einer gewissen individuellen Temperatur stellen die Vögel den Flugbetrieb weitestgehend ein und leben ein paar Tage von der Substanz. Aus Erfahrung wissen sie, dass auf jeden Sommertag in unseren Breiten bald wieder ein paar trübe Regentage folgen werden. Die Gerfalken aus Grönland, erzählt Hannes Lenhart fliegen zur Zeit gar nicht, bei Temperaturen über 30 Grad spielt ihr Organismus nicht mehr mit, so warm wird es eben in Grönland nie.

Solange sie nicht fliegen und nicht jagen, müssen sie sich anderweitig gegen die Wärme behelfen. Das Einfachste ist es, einen ruhigen Platz im Schatten auf einem hohen Baum oder irgendwo im Fels zu finden und hier die heißen Stunden zu verdösen. Grundsätzlich können Vögel nicht schwitzen und auch ihr Federkleid ist sommers wie winters gleich. Die Deckfedern halten Wärme wie Kälte gleichermaßen ab. Doch das Daunenunterkleid ist im Winter ein Wärmeschutz und im Sommer dient es der Isolierung. Die einzige Möglichkeit für einen Wärmeaustausch ist für die Greifvögel in den Volieren am Hohenaschauer Schloss die gleiche, wie für Amsel und Spatz am Gartenzaun: mit weit geöffnetem Schnabel hecheln, wie man es auch von Hunden her kennt. Damit erreichen sie zumindest eine kleine Abkühlung. „Auch für Vögel ist es wichtig, bei großer Hitze viel zu trinken, bei uns haben sie in den Gehegen stets die Becken voller Wasser und zweimal am Tag gehen sie auch zum Baden in die Tränke, dass das Wasser nur so spritzt“.

Aus Rücksicht auf die Vögel – und auf die Besucher – hat Hannes Lenhart in den nächsten Tagen die Vorführungen auf die etwas kühleren Vormittagsstunden verschoben. Die großen Greifvögel zeigen ihr Können bis zum Sonntag, 30 Juni täglich um 11 Uhr, Einlass ist ab 10.30 Uhr. Der Falkner zeigte bei der täglichen Flugschau, was seine Vögel alles können. Mit großen Augen bestaunten die Besucher die spektakulären Flugkünste der Adler, Falken und Milane. Beeindruckend war es, als Seeadler Wilma ihre Kreise auf Gipfelhöhe zog und einen Fischkopf aus einem Schwimmbassin fischte. Der Liebling aller aber war der schwarze Milan Sally, der sich aus großer Höhe herabfallen ließ, das Tempo drosselte, zielsicher ein Fleischstückchen im Flug auffing und elegant weiterkurvte.

Hannes Lenhart ist fasziniert von der alten Kunst mit Vögeln zu jagen, von Falken und Adlern. Der Mut, die Schnelligkeit, die scharfen Augen und ihre Wildheit machten sie in der Mythologie zu Vögeln der Krieger. Die Beizjagd, die alte Kunst, mit Vögeln zu jagen, wird seit über 4000 Jahren betrieben. Sie stammt aus den Steppen Mittelasien und wurde in Europa im zwölften Jahrhundert vom Staufer-Kaiser Friedrich II. zur Hochblüte gebracht. Auch heute noch wird mit Greifvögeln gejagt, auf Burg Hohenaschau besteht die Möglichkeit, diese alte Kunst „Live und in Farbe“ zu erleben. „Bei unseren Flugvorführungen stellen wir die verschiedenen Jagd- und Ausbildungs-Methoden an Beuteattrappen nach. Dadurch entstehen atemberaubende Flugvorführungen mit Falken, Bussard, Milan und den drei Adlerarten Weisskopfseeadler, Steppenadler und Steinadler.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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